Kinder und Jugendliche sollen ein noch besseres Fußballtraining bekommen. Foto: imago/imago

Eine neue Initiative, unter anderem von Ex-VfB-Trainer Hannes Wolf, soll vor allem das Kinder- und Jugendtraining um deutschen Fußball verbessern. Wie viele Menschen werden damit eigentlich erreicht?

Das Problem ist erkannt. „Wir haben auf dem Niveau der Nationalmannschaft bereits vor der WM festgestellt, dass wir immer weniger sehr gute Spieler haben“, sagte Hanno Balitsch, der ehemalige Fußballprofi, jüngst im Interview mit unserer Redaktion. Er ergänzte: „Wir müssen daher essenziell etwas verändern.“ Er und andere Nachwuchscoaches des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), allen voran Hannes Wolf, der Ex-Coach des VfB Stuttgart, haben daher eine Initiative gestartet.

Die setzt nicht dort an, wo sich die besten Nachwuchsspieler tummeln und es nur noch darum geht, wer von ihnen es bis in die Bundesliga oder ins Nationalteam schafft. Sondern an der Basis. Mit einem Video („Vom Wohnzimmer auf den Trainingsplatz“) sollen alle Kinder- und Jugendtrainer in Deutschland Übungen an die Hand bekommen, die sie dann in ihre Einheiten mit einbauen können. Die Spielformen auf kleinen Feldern in kleinen Team seien essenziell, sagen Balitsch und Wolf.

Über 75 000 Trainerlizenzen beim DFB

„In einfacher Sprache, in einfachen Formen, für jeden anwendbar“ sei das Format, sagt Hannes Wolf. Balitsch ergänzt: „Uns ist wichtig, dass wir dieses Wissen allen Trainerinnen und Trainern in Deutschland frei zugänglich machen.“ Nur: Wie viele Trainerinnen und Trainer, die mit ihrer Arbeit die Qualität des Fußballs in Deutschland beeinflussen, gibt es überhaupt?

Vorneweg: Unter dem Dach des DFB waren in der Saison 2021/2022 rund 137 000 Mannschaften gemeldet. Davon sind 88 574 Teams Kinder- und Jugendmannschaften. Die letzten Zahlen, wie viele Trainerinnen und Trainer mit mindestens einer Lizenzstufe ausgebildet sind, beziehen sich auf das Jahr 2021.

Rund 40 000 Fußballcoaches mit einer C-Lizenz gibt es in Deutschland derzeit, mit einer B-Lizenz sind es 25 000. Die B+-Lizenz haben 6000 Trainerinnen und Trainer, 5000 haben die A-Lizenz. Die Pro-Lizenz haben rund 500 erlangt. Bei der Zahl der pro Jahr neu ausgestellten Lizenzen ist die Coronapandemie deutlich wahrzunehmen.

Im Jahr 2020 jedenfalls waren es jeweils weniger als noch 2019 und dann wieder 2021. Ein Beispiel: Im Jahr vor dem Beginn der Coronapandemie wurden 5412 C-Lizenzen neu ausgestellt, 2020 waren es dann nur noch 3304. Im Jahr darauf hat die Nachfrage wieder angezogen – mit 4140 ausgestellten Neu-Lizenzen. Ähnlich, wenn auch auf niedrigerem Niveau, zeigt sich das Bild bei der Ausbildungsstufe B.

Der DFB nennt neben den Zahlen aus diesem Jahren aber auch eine Prognose für das laufende Jahr 2023. Rund 6000 neue B-Lizenzen sollen bis Jahresende ausgestellt werden, dazu etwa 1500 B-Lizenzen.

Im Bereich des Württembergischen Fußballverbands (WFV) gibt es aktuell 13 697 Trainerinnen und Trainer, Jugendleiterinnen und Jugendleiter sowie Übungsleiterinnen und Übungsleiter mit einer Lizenz. Die meisten in den Bereichen „Trainer C Kinder und Jugend“ (5108) und der B-Lizenz (5384). Allerdings gibt es hier eine Einschränkung. Da die Lizenzen regelmäßig verlängert werden müssen, sind derzeit bei weitem nicht alle gültig – sondern lediglich 4629 zum Stand 10. Februar 2023.

Viele Ehrenamtliche ohne DFB-Lizenz

Klar ist dennoch: Mit der aktuellen Video-Initiative für ein bessere Kinder- und Jugendtraining erreichen die Nachwuchscoaches des DFB eine ganze Menge Menschen – wenn diese sich dieses auch anschauen. Dazu kommen potenziell noch zahlreiche Ehrenamtliche, die bislang keine Ausbildung unter dem Dach des DFB gemacht haben, aber trotzdem mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Hanno Balitsch und Hannes Wolf heben auch dieses Engagement heraus. „Das ist toll“, sagt Ex-Profi Balitsch, „ich habe aber auch schon erlebt, wie diese Eltern manchmal händeringend nach Input suchen.“ Gerade hier soll das Format einen deutlichen Mehrwert schaffen.