Im Biergarten des Stuttgarter Schlossgartens gab es mit Hunden, Kindern und Kies noch nie ein Problem Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Ein Verbot für Kinder und Hunde im Biergarten? Das gibt es nur in Düsseldorf. In Stuttgart heißt es unisono: Bei uns sind Kinder willkommen. Wir sprachen mit einigen Gastronomen, die sich durch lange Berufstätigkeit in der Branche auszeichnen.

Stuttgart - So kann man auch bekannt werden. Patrick Weiss ist Wirt des Düsseldorfer Biergartens Sonnendeck. Weil er einen Teil seiner aufgehäuften Sandlandschaft zur kinderfreien Zone erklärt hat, hat er es zu einer gewissen Prominenz gebracht.

Er sei aber kein Kinderhasser, beteuert der Vater dreier Kinder. Schuld seien vielmehr die Eltern ungezogener Kinder, die einfach tatenlos zugesehen hätten, wie ihre Sprösslinge die Gäste mit Sand beworfen und Schlamm auf den Bänken verteilt hätten. Notwehr also.

„Eine etwas übertriebene Maßnahme“ sei das, findet Michael Wilhelmer. Der Mann ist der Multi-Gastronom schlechthin. Er betreibt das Schwabenbräu-Zelt auf dem Volksfest, ist beim Aer-Club mit dabei, versucht seit neuestem das Amici wieder zu alten Höhen zu führen, pflegt im Stäffele die gutbürgerliche Gastronomie und hat nicht zuletzt mit dem Schlachthof im Stuttgarter Osten ein Restaurant und einen Biergarten. Samt dem benachbarten Schweinemuseum in der Schlachthofstraße.

Beschwerden habe er da noch nie vernommen. „Das war nie ein Problem“, sagt er, „wenn Kinder zu sehr toben, weisen wir die Eltern höflich darauf hin, aber das ist wirklich eine ganz seltene Ausnahme, und auch da gab es nie Ärger.“ Die Leute sollten Spaß haben beim Ausgehen, und mit gegenseitiger Rücksichtnahme gelinge das. Da brauche es keine Verbote.

Wilhelmer gibt zu bedenken: „Kinder sind unsere Gäste von morgen. Dementsprechend versuchen wir gerade den Biergarten so zu gestalten, dass sich Familien wohlfühlen.“ Mit Aktionen im Museum, Spielplatz im Biergarten und so, dass die Eltern „gemütlich sitzen und ihre Kinder im Blick haben können.“

Denselben Ton schlägt Sonja Merz an. Möglicherweise liegt das daran, dass sie, wie Wilhelmer, eine erfahrene Traditionswirtin ist. Zeltbetrieb auf dem Wasen, Biergarten im Schlossgarten. Alles keine kleinen Einheiten, sondern Großbetriebe, bei denen Professionalität nötig ist, um das Kind am Laufen zu halten. „Das ist doch das Schöne, dass Eltern hier ihre Freizeit gemeinsam mit den Kindern verbringen können“, sagt sie.

Probleme wie der Kollege in Düsseldorf „hatten wir hier noch nie“. Bewusst habe sie den Spielplatz am Biergarten vergrößern lassen, „damit die Eltern ihre Kinder beim Spielen beobachten und nebenher gemütlich was essen und trinken können. Bei uns sind Kinder immer herzlich willkommen“, sagt Sonja Merz. Und mit Kies im Biergarten hätte auch noch kein Kind geworfen. Stattdessen gebe es auf dem Spielplatz eine Art Seilwinde, mit der die Jüngsten die Steinchen nach oben transportieren und dann ausschütten können. Alles erwünscht, alles innerhalb der Spielzone.

Sand haben die Besucher des Stadtstrands in Cannstatt höchstens in den Schuhen, weniger in den Augen. Die Angestellten haben mit Kindern „durchweg positive Erfahrungen“ gemacht. Viele Familien würden sich dort tummeln, viele Besucher hätten auch Hunde dabei, doch deswegen habe sich noch nie jemand beschwert. Und Sand aus Fäusten sei auch noch nie geflogen. „Das ist doch wie im Restaurant: Wenn ich mich in Ruhe unterhalten will und sehe, dass an einem Tisch lauter Kinder oder Jugendliche sitzen, setze ich mich eben einige Tische weiter“, sagt eine Angestellte.

Anders im Mineralbad Cannstatt: Dort wird Kindern unter acht Jahren von einem Besuch abgeraten. In der Mineraltherme Böblingen haben Kinder unter fünf Jahren keinen Zutritt, in der Panoramatherme Beuren dürfen Kinder erst ab 6 Jahren rein. Angeführt werden gesundheitliche Gründe.