Die Heimerdinger Wege sind nicht immer einfach zu queren. Foto: factum/Bach

Kinder blicken anders auf Autos als Erwachsene. Schulwege berücksichtigen das. Doch es gibt Grenzen.

Ditzingen - Ein Erstklässler rennt auf die Straße, zwischen Fahrzeugen hindurch, die am Straßenrand geparkt sind. Autoreifen quietschen. Gerade noch rechtzeitig kann der Autofahrer anhalten.

Auch um solche Situationen zu vermeiden sind Polizeibeamte regelmäßig in den Kindertageseinrichtungen, um mit den Vorschulkindern Lerngänge zu machen. Kindern wird gezeigt, wie man sicher die Straße queren kann, nachdem man sich nach allen Seiten hin vergewissert hat. „Wir geben Verhaltenstipps“, sagt Martina Kühnle, die Polizeihauptkommissarin aus dem Referat Prävention im Polizeipräsidium Ludwigsburg. Letztlich sei der Schulweg immer auch eine individuelle Wegstrecke bis nach Hause. „Die Eltern sollten den Schulweg mit ihren Kindern möglichst auch privat üben“, sagt sie deshalb.

Eingeschränkter Blickwinkel

Die Präventionsbeamten laufen jene Schulwege mit den Kindern ab, die von der Ortsverwaltung, der Polizei und auch der Verkehrswacht vorgesehen sind. „Die Gestaltung eines Schulwegsplans ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagt Kühnles Kollege, Gerhard Puscher. Der Polizeihauptkommissar betont aber, dass die Beamten nur Empfehlungen geben könnten. Aber klar sei, „man muss kindgerecht denken“, sagt der Präventionsbeamte Puscher. „Kinder haben ein anderes Blickfeld.“ Was für Erwachsene überschaubar sei, sei es noch lange nicht für Kinder. „Ihr Blickwinkel ist eingeschränkt.“

Die Kinder lernen mit den Präventionsbeamten auch, auf dem Gehweg zu gehen, nicht zu nahe an der Bordsteinkante zu laufen. Doch was tun, wenn es gar keinen Bürgersteig gibt? Oft sind die Straßen zu schmal, um noch einen Gehweg anlegen zu können. Auch für die Straßenbreite gibt es Vorgaben. In den Ditzinger Ortsteilen stößt die Umgestaltung deshalb bisweilen an ihre Grenzen, weil die Straßen des ehemaligen Bauerndorfs nicht verbreitert werden können. Schließlich stehen rechts und links der Fahrbahn Wohnhäuser.

Unsicherer Schulweg

Als unsicher eingestuft wurde der Schulweg beispielsweise in Heimerdingen. Auch dort ist teilweise kein Gehweg vorhanden, etwa in der Römerstraße. Die Stadt hätte einen Gehweg anlegen können, „doch wegen der geringen Fahrbahnbreite nur unter Anordnung einer Einbahnregelung“, verweist die Verwaltung auf die gesetzlichen Bestimmungen. Doch das lehnte der Ortschaftsrat ab. Er sah nämlich auch die Nachteile, die diese Regelung für die Anlieger der Römerstraße haben würde. „Das hätte für die ansässigen Gewerbebetriebe beziehungsweise landwirtschaftlichen Betriebe erhebliche Auswirkungen mit Umwegen im täglichen Betriebsablauf zur Folge.“ Andererseits sahen die Ortschaftsräte auch das Problem des Schleichverkehrs: Wenn die Ortsdurchfahrt im Berufsverkehr überlastet ist, fahren ortskundige Autofahrer statt dessen durch die Wohngebiete – eben auch durch die Römerstraße.

Schulweg wird verlegt

Die Kinder müssen darauf reagieren. Die Verkehrswacht verweist aber darauf, dass der Straßenverkehr für Kinder oftmals zu komplex sei. „Nur Regelwissen hilft Kindern wenig, wenn sie nicht in der Lage sind, angemessen zu reagieren und sich zu verständigen“. Den komplexen Anforderungen seien sie oft noch nicht gewachsen.

Der Ditzinger Gemeinderat beschloss im konkreten Fall, den Schulweg zu verlegen. Dafür wird in der Keltenstraße ein Fußweg angelegt. Die Kosten schätzt die Verwaltung auf rund 25 000 Euro.