An der Ecke Kirchheimer und Corneliusstraße fahren viele Autos über Rot. Foto: Rüdiger Ott

Eine Anwohnerin sorgt sich, weil Kinder entlang der Kirchheimer Straße nur auf die Ampel schauen und nicht auf den Verkehr. Dabei fahren viele Autos über Rot.

Sillenbuch - Der Versuch kann beginnen. Irmela Werner blickt auf die Ampel. In dem Moment, in dem sie von Gelb auf Rot umspringt, fängt sie an zu zählen. „Eins, zwei drei, sehen sie, ich habe nicht gelogen“, sagt sie. Drei Autos sind noch über die Kreuzung gefahren. Erst das vierte hat an der Ecke Kirchheimer und Corneliusstraße gestoppt. Dass Autofahrer immer häufiger zumindest bei Dunkelgelb über die Kreuzung fahren, beobachtet Werner schon länger. „Das wird mir auch von anderen bestätigt“, sagt sie.

Sorgen bereitet ihr dies vor allem aus einem Grund: Viele Kinder warten nur darauf, dass an der Ampel das grüne Männchen aufleuchtet, statt auf die Autos zu achten. „Ich sag dann immer, Jungs, ihr müsst erst gucken.“ Für Werner ist es daher nur eine Frage der Zeit, bis es einen Unfall gibt.

„Das ist lebensgefährlich geworden“

Deshalb hat sie einen Brief an die deutsch-französische Grundschule geschrieben, die nur 50 Meter von der Kreuzung entfernt liegt. „Nun lässt es mir keine Ruhe und ich will nicht warten, bis etwas Schlimmes passiert“, schreibt Werner. Obwohl Autos über Rot fahren, würden Kinder „wie auf Anpfiff“ losrennen, sobald sie es dürfen. „Das ist lebensgefährlich geworden“, ist zu lesen. „Bitte geben Sie dies an die Lehrer weiter mit der Bitte, dieses Problem eindringlich zu besprechen; es ist auch ein Thema für den Elternabend.“

Damaris Scholler ist die Leiterin der deutsch-französischen Grundschule und hat den Brief gelesen. „Ich finde es grundsätzlich gut, wenn sich Bürger um schwächere Mitmenschen sorgen“, sagt sie. Doch ist das Thema beileibe kein unbekanntes für sie. „Wir behandeln die Verkehrserziehung jedes Jahr in jeder Klasse“, sagt sie.

Um selbst die hibbeligen Erstklässler zum Zuhören zu bewegen, schauen sogar Polizisten in Uniform vorbei. „Sie laufen dann gemeinsam den Schulweg ab“, sagt Scholler. Spätere Klassen machen einen Fahrradführerschein auf dem Schulhof, auf dem eigens Straßenschilder aufgestellt werden.

Der Brief ist Thema bei der Gesamtlehrerkonferenz

„Zudem ist die Kreuzung den Kindern vertraut, in der dritten und vierten Klasse gehen sie zusammen mit der Sportlehrerin zur Silberwaldhalle“, sagt sie. Dennoch will die Schulleiterin den Brief zum Anlass nehmen, um erneut auf die Gefahren hinzuweisen. „Nach den Ferien haben wir eine Gesamtlehrerkonferenz“, sagt sie. „Und da werde ich das auch thematisieren.“

Der Versuch endet eine Kreuzung weiter, Ecke Kirchheimer und Trossinger Straße. Weil dort die Straßenbahn hält, laufen an dieser Stelle ebenfalls viele Kinder über die Straße, sagt Werner. Aber nicht heute. Es ist wohl die falsche Uhrzeit. Und Autos fahren auch nicht über Rot. „Passiert gerade nichts“, sagt sie. „Ist aber auch gut so.“