Die Geschwister Natascha und Aleksandar Stojanovic Foto: Michael Steinert

Natascha und Aleksandar Stojanovic wollen ein neues Designerregal vermarkten.

Killesberg - Am 16. August um Mitternacht endet für Natascha und Aleksandar Stojanovic ihr erster Anlauf in Sachen Crowdfunding. Aufträge und Sponsorenzusagen im Wert von 100 000 US-Dollar müssen die beiden Stuttgarter Unternehmer mit ihrer Firma Movisi bis dahin in der Tasche haben, dann können sie in Deutschland und den USA das Werkzeug finanzieren, um ihr neuestes Regal Build auf den Markt zu bringen. Das modulare System wird aus dem Kunststoff Polypropylen gefertigt und mittels Druck und Dampf in Aluminiumformen zu den jeweils schwarzen oder weißen Regalelementen gepresst.

Natascha Stojanovic ist Industriedesignerin. Den Kunststoff auf Erdölbasis schätzt sie auch für die Möbelproduktion: Das Material ist leicht, stark belastbar und formstabil. Polypropylen kommt vor allem bei Kindersitzen, in Autos und bei Tupperware zum Einsatz. Zudem sollen die Elemente, die Movisi mit Polypropylen produziert, nach Unternehmensangaben schadstofffrei und zu 100 Prozent wiederverwertbar sein. Die Optik des Kunststoffes ähnelt Styropor, weshalb die beiden Stuttgarter lange daran getüftelt haben, die Oberfläche so zu bearbeiten, dass sie die Kügelchenoptik verliert und an grob gegerbtes Leder erinnert.

Bisher hat sich Movisi vor allem auf Büromöbel konzentriert. Mit dem sechseckigen Regalmodul der beiden englischen Möbeldesigner Tom Ballhetchet und Jack Godfrey Wood wollen die Stuttgarter Geschwister nun auch private Kunden gewinnen und das in Deutschland wie auch in den USA. „Das ist einer der Gründe, warum wir uns für Crowdfunding entschieden haben“, sagt Aleksandar Stojanovic, der sich um die Finanzen der Firma am Killesberg kümmert. Jede der beiden Aluminiumformen kostet etwa 50 000 US-Dollar. Damit sich diese Investitionen rechnen, müssen die Unternehmer etwa 3000 Module weltweit verkaufen. Per Crowdfunding können sie derzeit auch testen, ob das Interesse an den Regalelementen groß genug ist.

Auf der Plattform Indiegogo sind bereits Bestellungen und Zuschüsse im Wert von mehr als 31 400 US-Dollar eingegangen. Eigentlich zu wenig, denn am vergangenen Dienstag um Mitternacht wäre die erste Frist für das Projekt abgelaufen. Bei der Form von Crowdfunding, die Natascha und Aleksandar Stojanovic gewählt haben, gilt alles oder nichts. Kommen keine 100 000 US-Dollar zusammen, gibt es gar kein Geld. „Wir konnten jedoch auf Anfrage unsere Frist auf die möglichen maximalen 60 Tage ausdehnen, die für eine Kampagne gelten“, sagt Natascha Stojanovic. Das sei in Ausnahmefällen möglich. „Wir hatten plötzlich einen großen Sprung gemacht und glauben nun, das Ziel mit mehr Zeit erreichen zu können“, sagt die Industriedesignerin. Schon jetzt sind die Geschwister mit ihrem ersten Anlauf bei dieser Form der Finanzierung durch die breite Masse als Kreditgeber zufrieden. „Nach unseren Recherchen ist Build das bisher erfolgreichste Möbel-Crowdfunding-Projekt“, sagt Natascha Stojanovic. Für sie ist der Zuspruch eine Anerkennung ihres Konzeptes, und das in einer Branche, in der die meisten Kunden Holzmöbel bevorzugten. „Bis sich ein Material wie Polypropylen durchsetzt, wird es wohl noch einige Jahre dauern“, glaubt Stojanovic.