In Rohrau brüten rund 20 Kiebitz-Paare. Foto: /Archiv

Der Gärtringer Bürgermeister Thomas Riesch, der Nabu-Landeschef Johannes Enssle und der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Paul Nemeth haben sich das Kiebitzprojekt in Rohrau angeschaut.

Gärtringen - Seit einigen Jahren gibt es ihn wieder in Gärtringen: den sympathischen Charaktervogel feuchter Wiesenlandschaften mit der lustigen Kopflocke, den bundesweit gefährdeten Kiebitz. Bei einem Besuch in der Gemeinde Gärtringen informierte sich der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu), Johannes Enssle, über das Kiebitzprojekt der Gemeinde Gärtringen in der Krebsbachaue. „Der Kiebitz ist ein Charaktervogel feuchter Wiesen- und Ackerlandschaften. Bei uns in Baden-Württemberg ist er vom Aussterben bedroht. Umso begeisterter bin ich vom Erfolg des Gärtringer Projektes“, sagt Johannes Enssle. „In wenigen Jahren wurde hier die Zahl der Brutpaare von null auf mehr als 20 erhöht. Das ist meines Wissens bisher bundesweit einmalig.“ Begleitet wurde der Nabu-Landesvorsitzende bei seiner Projektbesichtigung von Bürgermeister Thomas Riesch und von Paul Nemeth, selbst Nabu-Mitglied und bis vor kurzem Landtagsabgeordneter der CDU.

Gärtringer Bürgermeister lobt Ehrenamtliche

„Ich freue mich sehr darüber, dass es uns hier in Gärtringen auch mit der ehrenamtlichen Unterstützung der lokalen Nabu-Gruppe gelungen ist, einen solchen Erfolg zu landen“, sagt Bürgermeister Riesch. Die Flächen seien im Rahmen einer Ökokontomaßnahme angelegt worden, erklärt er weiter. Mit dem Bagger wurden dabei Feuchtstellen geschaffen, die vom Regenwasser und durch einen Weiher gespeist werden. Außerdem wird das Areal mit Rindern des Demeter-Betriebs Sindlinger aus Rohrau beweidet. So entstehe ein idealer Lebensraum für die Kiebitze und ihre Jungvögel. In den feuchten Wiesen würden sie Insekten, Regenwürmer, Weichtiere wie Schnecken und kleine Krebstierchen finden, was für die Entwicklung der Jungvögel unerlässlich sei.

Mit einem Elektrozaun werden die Vögel vor Nesträubern geschützt

Johannes Enssle betont, wie wichtig es gleichzeitig sei, den Elektrozaun dicht zu halten und die Beweidung mit den Rindern in enger Absprache mit dem Landwirt passgenau zu steuern: „Durch Trockenlegungen, frühe Mahd und intensiven Ackerbau sind die Bestände des Kiebitzes in den letzten drei Jahrzehnten massiv eingebrochen: bundesweit um 93 Prozent seit 1980“, erläutert der Landesvorsitzende. „Weil es nur noch so wenige Vögel gibt, zählt jetzt jedes Brutpaar. Damit diese ihre Jungen aufgezogen bekommen, ist es wichtig, die Gelege am Boden mit einem Elektrozaun vor Nesträubern wie Füchsen, Mardern und Mauswieseln zu schützen.“

Der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Paul Nemeth erklärt, dass es für solche Projekt wie in Gärtringen noch passgenauere Förderprogramme geben muss. „Ich bin deshalb froh, dass im jüngst verabschiedeten Koalitionsvertrag die Erarbeitung eines landesweiten Bodenbrüterprogramms vorgesehen ist. Politik, Gesellschaft und Landwirtschaft – wir tragen alle gemeinsam Verantwortung für die Artenvielfalt und ich wünsche mir, dass wir in Baden-Württemberg in den kommenden Jahren noch viele solche Projekte wie hier in Gärtringen-Rohrau umsetzen können.“