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Tolle Stimmung und ein Ergebnis, mit dem die Kickers sehr gut leben können.

Stuttgart -  Tolle Stimmung, 6000 Zuschauer, ein schönes Spiel und ein Ergebnis, mit dem am Ende vor allem die Stuttgarter Kickers sehr gut leben konnten. 1:1 endete das 164. Stuttgarter Derby zwischen den Kickers und dem VfB am Mittwochabend im Gazistadion.

Sicher, das Duell Blau gegen Rot ist nicht mehr ganz das, was es einmal war. Es ist nur noch ein Test in aller Freundschaft, die sportliche Rivalität fehlt komplett, und ein ungleicher Kampf ist es meistens auch. Aber: Ein unterhaltsames Spektakel kann das Ganze auch sein - wie das Derby am Mittwochabend bewies.

Start mit Verspätung: Der VfB kam direkt aus dem Trainingslager in Donaueschingen - und hätte das Derby fast verpasst. Bis kurz vor Stuttgart lief es noch ganz ordentlich auf der Autobahn, dann stockte der Verkehr: Statt um 18 Uhr trafen die Roten erst um 18.35 Uhr im Gazistadion ein, das Spiel begann daher mit 15 Minuten Verspätung.

Viel Andrang: Den Zuschauern machte das überhaupt nichts. Im Gegenteil: So schafften es auch noch die letzten der 6000 Fußball-Fans zum Anpfiff ins Stadion. "Es ist toll, dass so viele gekommen sind", freute sich VfB-Coach Christian Gross. Lücken gab es allerdings im B-Block der Kickers-Fans. Einige der Treusten mieden das Derby aus Angst vor gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Anhängern der Roten.

Umbau: Der VfB reiste zwar mit dem kompletten Kader an, einsatzbereit waren aber nur 16 Spieler - und in der Innenverteidigung musste wieder improvisiert werden. An der Seite von Georg Niedermeier spielte diesmal Christian Träsch. "Hat auch Spaß gemacht", sagte er. Niedermeier aber sah auch Probleme: "Optimal ist das nicht." 

"Der neue Bundesliga-Ball geht richtig ab"

Einer fehlte: Verbesserungswürdig ist auch die Planung von Eduardo Garcia. Der Unternehmer ist Sponsor beider Vereine - den ersten Gazi-Gipfel aber verpasste er. Am 20. Juli feiert Garcia in Marbella seinen 60. Geburtstag - und weilte bereits in Spanien.

Traumtor: Er verpasste so einiges. Zunächst hatten die Roten einige hochkarätige Chancen, die Kickers-Keeper Daniel Wagner hervorragend parierte, dann zog Enzo Marchese aus 25 Metern ab - und die Kugel landete im rechten oberen Eck. "Der neue Bundesliga-Ball geht richtig ab", sagte der Torschütze, der sein Traumtor mit einem Tänzchen Õ la Adriano Celentano feierte.

Spannungsloch: Gut möglich, dass dies Kickers-Trainer Schuster bald verbietet. Denn gerade einmal eine Minute nach der Kickers-Führung gelang Patrick Funk mit einem abgefälschten Schuss der Ausgleich. "Wieder einmal haben wir nach einem Tor die Ordnung nicht gehalten", ärgerte sich Schuster, "das zeigt, dass uns noch einiges zu einer Spitzenmannschaft fehlt."

Kritik: Zufrieden war auch Christian Gross nicht. "Wir hätten gewinnen müssen", sagte der VfB-Coach und kündigte die Aufarbeitung für Donnerstagmorgen an. Besonders bitter: Torhüter Marc Ziegler zog sich eine Schulterverletzung zu und wird heute per Kernspintomografie untersucht.

Fazit:  Alles in allem war es aber ein "rundum gelungener Abend" (Schuster), den auch viele Ex-Spieler beider Clubs erlebten. Im Stadion waren unter anderen Guido Buchwald, Zoltan Sebescen, Heiko Gerber, Ralf Vollmer und Michael Zeyer.