Michael Rumig (rechts) erklärt Profis und Enthusiasten, wie man Mercedes-Benz Klassiker fachmännisch repariert. Foto: Gottfried Stoppel

In seiner Classic-Akademie in Weinstadt schult Michael Rumig professionelle Mechatroniker und Hobbyschrauber darin, einen Mercedes-Klassiker fachmännisch zu reparieren.

Weinstadt - Den Laptop an die Ausleseschnittstelle des Autos angeschlossen, schon spuckt die Software eine Schadensmeldung aus: So ähnlich sieht heutzutage der Besuch in einer Autowerkstatt aus. Michael Rumig aus Weinstadt hat da noch ganz andere Zeiten erlebt: Ursprünglich hat er den Beruf des Werkzeugmachers gelernt und danach drei Jahre als Mechaniker im Motorsport gearbeitet. Zu dieser Zeit habe man vieles nach Gehör diagnostiziert und nach dem Ausschlussprinzip von Hand repariert, erzählt er.

Auch Profi-Mechatroniker besuchen die Schulungen

Auch wenn er die Entwicklung der modernen Mechatronik für eine wichtige Errungenschaft hält: Rumigs Herz schlägt vor allem für die Motoren älterer Fahrzeuge – besonders die der Mercedes-Oldtimer aus den Jahren zwischen 1950 und 1980. Vor rund zwei Jahren hat er in Weinstadt die Classic-Akademie gegründet. Sein Ziel: Mercedes-Oldtimer-Fans die Möglichkeit zu geben, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und mit professioneller Unterstützung den eigenen alten Benz fachmännisch wieder instandzusetzen.

Das klingt zwar kompliziert, ist aber machbar. Auch Rumig selbst musste vor der Gründung seiner Akademie auf Fortbildungen vieles lernen: „Noch vor vier Jahren hatte ich keine Ahnung, wie ich die Hinterachse eines Mercedes Oldtimers instand setze und sie hinterher optimal einstelle, damit sie wieder funktioniert wie neu.“

Mittlerweile nehmen neben interessierten Oldtimer-Besitzern auch professionelle Mechatroniker an Rumigs Schulungen teil. „Wenn heute Kfz-Mechaniker nach vielen Berufsjahren in den Ruhestand gehen, verliert der Betrieb eine Menge praktisches Wissen“, sagt der Weinstädter. Genau diese Wissenslücke schließe die Classic- Akademie mit themenbezogenen Kompaktkursen in der eigenen Werkstatt. Dabei stehen die Teilnehmer am lebenden Objekt und zerlegen den Vergaser oder die Hinterachse komplett, um deren Funktionsweise und die Ursachen einer Fehlfunktion besser verstehen zu können.

Technische Präzision statt Bastellösung

Laut Michael Rumig ist diese Art der Weiterbildung in Deutschland einzigartig, regelmäßig bekomme er Anmeldungen aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Kurse erfahren großen Zuspruch: Nach 148 Teilnehmern im Jahr 2016 und etwa 200 in diesem Jahr, sollen 2018 bis zu 500 Profis und Benz-Interessierte ihr Wissen bei Michael Rumig erweitern, so der Plan. Ein Tageskurs kostete bislang 195 Euro – vom kommenden Jahr an steigen die Preise auf 395 Euro. Der Geldbeutel vieler Teilnehmer dürfte den Anstieg wohl verkraften: Die Instandsetzung eines Motors eines legendären Mercedes 190 SL kann durchaus zigtausende Euro kosten.

Klar, dass die Oldtimer-Besitzer nicht an Bastellösungen interessiert sind – und genau die will Rumig auch vermeiden. Er betont, dass in den Schulungen zusammen mit der Classic-Fertigungstechnik manches Teil tatsächlich komplett neu hergestellt würde und so mit technischer Präzision ein altersbedingt defektes Teil ausgetauscht werden könne.

Unvorhergesehene Probleme pragmatisch lösen

Grenzen gesetzt sind den Schraubern aus Leidenschaft dabei fast keine. Von der Bremsanlage über die Einspritzpumpe bis hin zur Luftfederung und der Motorsteuerung auf der Basis der Elektrik, die Modelle bis 1980 bereits verbaut hatten, bilden die Kurse die gesamte Palette ab.

Dabei sei es manchmal ganz praktisch, wenn einer der Teilnehmer ein konkretes Problem mit seinem Wagen habe, sagt Michael Rumig. Dann könne man am Patienten vor Ort eventuell auftauchende unvorhergesehenen Probleme pragmatisch lösen. Denn genau das mache das Schrauben am Auto für ihn so reizvoll.