Faire und nachhaltige Lebensmittel von Faire und nachhaltige Lebensmittel von Philipp Hoening Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der neue Laden Smark an der Schwab-/Bebelstraße in Stuttgart-West verkauft 24 Stunden am Tag regionale Lebensmittel.

S-West - Kennt man allzu gut: Unter der Woche hat man es nicht mehr zum Einkaufen geschafft, jetzt ist plötzlich schon Sonntag und der Kühlschrank ähnlich leer wie der Magen. Sicher könnte man sich jetzt eine Pizza bestellen oder in der Tanke schauen, ob es noch diese Würstchen im Glas gibt. Vielleicht möchte man das aber auch nicht. Oder man hätte gern einfach etwas Regionales ums Eck auf dem Teller. Dank einem erfindungsreichen Team junger Menschen ist das seit einiger Zeit möglich – und verschafft uns Stuttgartern rund um die Uhr Zugriff auf gute, regionale und nachhaltige Lebensmittel.

Der Name des Konzepts: Smark. Ein smarter Markt, sozusagen. Was schon letztes Jahr mit der auffälligen Einkaufsstation in der Halle des Stuttgarter Hauptbahnhofs begann, hat jetzt auch seinen Weg in ein Ladengeschäft im Stuttgarter Westen gefunden. Direkt an der Haltestelle Schwab-/Bebelstraße hat vergangenen Samstag die erste 24-Stunden-Lebensmittelversorgung des Westens eröffnet. Das Prinzip ist schnell erklärt: Reingehen, am Terminal die gewünschten Waren auswählen, bezahlen, Einkäufe entgegennehmen, gehen. Die Philosophie dahinter beschreibt Philipp Hoening, einer der Gründer: „Faire und nachhaltige Lebensmittel sollen einfacher und schneller erreichbar sein als andere.“ Einfacher, das ist manchmal auch nachts oder sonntags.

Die Gründer klappern Höfe und Erzeuger in der Region ab

Von der ersten Idee bis zur Smark-Eröffnung an der Bahnhaltestelle Schwab-/Bebelstraße vergingen über drei Jahre. „Uns war schon lange klar, dass wir nach dem Studium etwas gründen werden“, so Hoening, der wie sein Partner Maximilian Ittermann Maschinenbau studierte und im Westen lebt. „Anfangs liebäugelten wir noch mit der Idee, die Technik an eine große Supermarktkette zu verkaufen. Davon kamen wir aber ab, weil wir selbst in der Hand haben wollten, welche Produkte verkauft werden.“ Regional, nachhaltig, fair müssen die sein, vor allem aber von hoher Qualität. Um die zu gewährleisten, fahren die Smark-Menschen durch die Region, klappern Höfe, Manufakturen und Erzeuger auf der Suche nach passenden Produkten ab. „Der Bedarf an regionalen Lebensmitteln ist in der Stadt sehr groß, sie sind aber gar nicht so einfach zu bekommen“, so Hoening. „Das wollen wir ändern.“

Dazu braucht es natürlich viele solcher Stationen in Stuttgart. Doch denen sollte nichts im Wege stehen: Smark fördert die Region, das kommt bei Kunden und Investoren an. Die Gründer sehen sich zudem nicht als Konkurrenz zum Lebensmitteleinzelhandel, sondern als Partner. Das sieht man auch an den Holzkisten im Laden, die mit frischem Obst und Gemüse gefüllt sind. Sie ergänzen das Angebot (unter den derzeit 120 Produkten finden sich Milch, Eier, Spätzle, Maultaschen, Honig, Apfelsaft, Fertiggerichte und Zahnbürsten) und werden jeden Morgen vom Stuttgarter Früchtle ums Eck geliefert – modernes Start-Up kooperiert mit traditionsreichem Einzelhandel, auch so geht Quartiersentwicklung.

Obst und Gemüse laufen bisher auf Vertrauensbasis

Noch wissen die Gründer nicht, wie sich die Dinge mit ihrem durchgehend geöffneten Mini-Supermarkt entwickeln werden. Obst und Gemüse laufen zudem auf Vertrauensbasis, die ganze Sache ist eben auch ein Testprojekt. Hoening grinst. „Wir müssen erst mal herausfinden, ob in der Großstadt klappt, was auf dem Land beim Kürbis- oder Eierverkauf schon lange funktioniert.“ So oder so: Die Idee ist ebenso toll wie nachhaltig. Komplett erdacht und entwickelt von einem Team junger Menschen, bei denen die Nachhaltigkeit nicht im Pressetext aufhört: Das für den Laden verbaute Holz stammt vom Gartenhäuschen von Hoenings Eltern aus Botnang. Es sind eben auch die kleinen Gesten, die zählen.