Betreuung nach der Schule ist gefragt. Foto: dpa

Die Nachfrage nach Kernzeit- und Hortbetreuung steigt weiter. Einige Kommunen im Strohgäu setzten deswegen auf die Ganztagsschule Lösung der Zukunft. Diese, so hat man zumindest in Korntal-Münchingen ausgerechnet, sei zudem billiger.

Strohgäu - Korntal-Münchingen stockt zum September den Stellenschlüssel für die Hort- und Kernzeitbetreuung auf. Die Kommune stellt drei neue Mitarbeiter für die Nachmittagsbetreuung ein – allerdings nur auf zwei Jahre befristet. Der Grund dafür ist die Vorbereitung eines Strategiewechsels: „Aus unserer Sicht führt ab 2015 kein Weg an der Ganztagsgrundschule vorbei“, begründet der Fachgebietsleiter Jörg Henschke die Interimslösung. „Der Wunsch der Eltern nach Betreuung wächst und verlagert sich in den Hort.“ Bislang könne die Stadt die Nachfrage befriedigen – und das, obwohl die Anmeldungen für die Kernzeit auf hohem Niveau stagnieren und im Hortbereich steigen: In Korntal werden derzeit im Hort, der an die Teichwiesenschule angegliedert ist, 61 Kinder betreut. Für das kommende Jahr haben sich 75 Kinder angemeldet, was die Raumkapazitäten übersteigt. Eine provisorische Lösung ist gefunden: In einer städtischen Wohnung im Feuerseeweg wird einen Steinwurf von der Teichwiesenschule entfernt eine Außenhortgruppe für knapp 20 Kinder eingerichtet.

Die Nachfrage steigt an

Auch in Münchingen steigt die Zahl der Anmeldungen zum September von 59 auf 72. Hier gebe es jedoch keine auf Dauer tragbare Lösung. Der Essraum in der Albert-Buddenberg-Halle sei zu klein, sagt Henschke. Ab dem nächsten Schuljahr essen die Dritt- und Viertklässler deswegen mit den Werkrealschülern im Widdumhof zu Mittag. „Grundschüler sind weniger selbstständig als Werkrealschüler, sie brauchen mehr Betreuung“, rechtfertigt Henschke die Personalaufstockung. Zudem verteile sich die Nachfrage ungleichmäßiger auf die Tage als in den Vorjahren.

Ganztagsschule günstiger als Kernzeit und Hort

Grundsätzlich sei eine Ganztagsschule für die Stadt günstiger als die Kombilösung aus Hort und Kernzeit, sagt Michael Siegel, der Leiter des Schulamtes der Stadt. Denn damit könne die Stadt beim Personal sparen. Während im Hort professionelle Betreuungskräfte eingesetzt werden, kämen in der Ganztagsschule Lernbegleiter zum Einsatz, Ehrenamtliche aus den Vereinen und Gruppierungen in der Stadt. Statt eines Gehalts – wie die Betreuer im Hort – bekommen die Lernbegleiter eine Aufwandsentschädigung. Diese, so Siegel, finanziere die Stadt nicht allein, „die Hälfte der Zuschüsse kommt vom Land“. Jedoch: Siegel betont, dass Geld nicht das ausschlaggebende Argument sein könne. „Aus unserer Sicht sprechen vor allem pädagogische Aspekte für die Ganztagsschule.“

Der Bedarf an Plätzen „explodiert“ auch in Ditzingen, in der im Dezember vorgestellten Bedarfsplanung ist dies aber berücksichtigt. Vor allem gefragt ist die Mittagsbetreuung an zwei Tagen, das heißt: bis 13.15 Uhr, ohne Mittagessen. Wer in die offene Ganztagsschule geht, hat zweimal nachmittags Schule. Laut der Verwaltung erklärt sich die gestiegene Nachfrage nach Betreuung mit den Veränderungen in der Kindergartenlandschaft. Dort gibt es inzwischen Ganztagsbetreuung oder zumindest verlängerte Öffnungszeiten.

Betreuung im Container

Die Zahl der betreuten Kinder steigt an der Heimerdinger Grundschule, der Theodor-Heuglin-Schule in Hirschlanden sowie der Wilhelmschule, einer Grundschule in der Kernstadt. Zwischenzeitlich waren die Kapazitätsgrenzen an der Wilhelmschule und in Heimerdingen erreicht. Während in der Wilhelmschule zusätzliche Räume bereitgestellt wurden, wird das Problem in Heimerdingen durch einen Container gelöst, der auf dem Schulgelände steht. Des Weiteren bieten laut Stadtverwaltung drei Kindertagesstätten ebenfalls eine Betreuung für Schulkinder an. So sind dort 31 Plätze entstanden. Insgesamt nehmen 431 Kinder das Betreuungsangebot wahr. Die Ganztagsbetreuung von 7.30 Uhr an nutzen zurzeit 234 Schüler.

Eltern bestehen auf Kernzeit-Betreuung

In Gerlingen hat sich im Streit zwischen rund 30 Eltern und der Kommune wenig getan. Weil die Anmeldezahlen für die Ganztagsbetreuung von Grundschülern an der Pestalozzischule zum kommenden Schuljahr stark gestiegen sind, bietet die Stadt für die neuen Erstklässler keine Kernzeitbetreuung bis 13.30 Uhr mehr an. Die Stadt rät den Eltern stattdessen, ihr Kind auch für die Ganztagsbetreuung anzumelden oder eines der offenen Angebote im Schulzentrum zu nutzen: etwa das offene Mittagessen oder das Jugendhaus. Diese Betreuungsmöglichkeiten werden teilweise seit mehreren Jahren angeboten – „waren aber nicht allen Eltern bekannt“, sagt der Jugendamtsleiter Stefan Fritzsche. Sophia Golbs, deren Tochter im September in die Grundschule kommt, ist damit nicht zufrieden. „Was heißt hier Betreuung? Das sind offene Angebote, wo niemand überprüft, ob meine Tochter dort ankommt oder nicht.“ Die Ganztagsschule kommt für sie jedoch nicht infrage. „Ich will, dass meine Kinder ihre Hausaufgaben in Ruhe daheim machen können.“

In Hemmingen besteht nach Aussage von Bürgermeister Thomas Schäfer derzeit kein Änderungsbedarf – vielmehr decke die Kommune die Nachfrage. „Die Kernzeitbetreuung und der Hort werden gut angenommen, es gibt keine Warteliste“, sagt Schäfer. „Derzeit gibt es keine Pläne, aus der Grundschule eine Ganztagsschule zu machen.“ Frühere Planungen in diese Richtung seien nicht mehr aktuell. Allerdings: „Wir müssen abwarten, wohin sich die Schulpolitik entwickelt“, sagt er.