Die beiden Druckwasserreaktoren in Fessenheim sind die ältesten Kernkraftwerke Frankreichs. Foto: AFP

Frankreich bereitet das Aus für den Atomreaktor Fessenheim vor – und auch rechts des Rheins atmet man auf. Um das Thema abzuhaken, ist es allerdings noch zu früh, kommentiert Arnold Rieger.

Fessenheim - Hält Emmanuel Macron wirklich Wort? Alles deutet darauf hin, dass der französische Präsident den ältesten Atomreaktor seines Landes im elsässischen Fessenheim demnächst schließen wird. Zwar hatte sein Vorgänger Hollande das schon für 2016 versprochen und dann immer wieder aufgeschoben, doch an diesem Donnerstag werden Regierungsvertreter in dem kleinen Ort bei Freiburg erwartet, die konkrete Schritte in die Wege leiten sollen. Schließlich benötigen die 1200 Mitarbeiter des Kraftwerks eine Perspektive, und im Departement Haut-Rhin ist die Arbeitslosenquote etwa doppelt so hoch wie im benachbarten Baden-Württemberg.

Doch nicht nur rechts des Rheins, wo samt und sonders alle Kommunen die Stilllegung fordern, wird man aufatmen. Auch in Straßburg und anderen Orten – im Umkreis von 30 Kilometer lebt fast eine Million Menschen – warten die meisten Menschen darauf, dass Paris den Ausstieg vollzieht. Denn die Risiken der beiden Druckwasserreaktoren, die seit Ende der 70-er Jahre Strom produzieren, sind längst aktenkundig. Der Stromkonzern EdF hat schon öfter offenbart, dass er selbst nicht völlig zufrieden ist mit dem Sicherheitszustand – zum Beispiel beim Schutz gegen Erdbeben. Das ist im Oberrheingebiet besonders heikel, denn immer wieder bebt hier die Erde. Im ausgehenden Mittelalter wurde die Stadt Basel gar in Schutt und Asche gelegt. Wenn der hoch gelegene Rheinseitenkanal bräche, hätte dies ähnliche Auswirkungen wie in Fukushima.

Der letzte Akt auf der Fessenheimer Bühne hebt also an. Und doch ist es für den Schlussapplaus zu früh. Denn bei der Stromproduktion insgesamt will Präsident Macron – auch aus Klimaschutzgründen – nicht von der Nuklearenergie lassen. Erst wenn im westfranzösischen Flammanville ein weiterer Meiler fertig gestellt ist und läuft, fällt in Fessenheim tatsächlich der Vorhang. Das wird vermutlich noch ein Jahr dauern. Bis dahin können die Anrainer im Elsass und in Baden-Württemberg nur hoffen, dass nichts Schlimmes passiert.