Die Kerner und die Volksbank Stuttgart verschmelzen im Jahr 2016 Foto: Pascal Thiel

Die Volksbank Stuttgart hat Fusionsgespräche mit der Kerner Volksbank aufgenommen. Wenn die Anteilseigner zustimmen, soll die Verschmelzung im April rückwirkend auf den 1. Januar 2016 vollzogen werden. Einen Abbau der Belegschaft soll es nicht geben.

Kernen/Stuttgart - Die Volksbank Stuttgart und die Kerner Volksbank haben Verhandlungen über einen Zusammenschluss aufgenommen. Das Ziel beider Volksbanken sei, gemeinsam stärker in der Region auftreten zu können. Mit einer Bilanzsumme von rund sechs Milliarden Euro entsteht eine der 15 größten Volks- und Raiffeisenbanken Deutschlands.

Die Aufsichtsräte beider Institute haben die jeweiligen Vorstände ermächtigt, Verhandlungen über einen Zusammenschluss der beiden zu führen. Hans Rudolf Zeisl, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Stuttgart, begründete am Freitag die Notwendigkeit einer Bündelung der Kräfte bei den genossenschaftlichen Banken. Durch fortschreitende Digitalisierung, veränderte Marktstrukturen, anhaltende Niedrigzinsen, einen scharfen Wettbewerb und eine „überbordende Regulatorik“ würden kleinere Volksbanken sehr stark belastet.

Fusionsverhandlungen werden auf Augenhöhe geführt

Aus diesen Entwicklungen resultiere ein enormer Kostendruck auf kleinere und mittlere Kreditinstitute. „Wenn wir uns diesen enormen Herausforderungen aus einer Position der Stärke heraus stellen, sind wir in der Lage, den dauerhaften Erfolg einer leistungsstarken Volksbank in der Region sicherzustellen“, betont Zeisl. Beide Banken gelten als finanziell gesund, weshalb die Fusionsverhandlungen unter dem Motto „einzeln stark – gemeinsam noch stärker“ stünden und auf Augenhöhe geführt würden.

Die beiden Vorstandsmitglieder der Kerner Volksbank, Andreas Haas und Michael Huppert, verwiesen darauf, dass sich die Filialnetze beider Banken ergänzten. Das gelte auch für das Fachpersonal, das die Einhaltung gesetzlicher Normen gewährleiste. „Viele kleinere Banken müssen bereits auf externe Dienstleister zurückgreifen, um etwa im Bereich des Geldwäschegesetzes die rechtlichen Anforderungen einhalten zu können“, sagte Andreas Haas.

Die drei Standorte des bestehenden Geschäftsstellennetzes der Kerner Volksbank sollen erhalten bleiben und dort, wo es sinnvoll erscheint, noch weiter ausgebaut werden. „Daher wird es auch keinen Abbau bei der Belegschaft geben“, versprach Michael Huppert. Das gelte auch für die Raiffeisen-Läden im Bereich der Volksbanken, wie den in Stetten, der zur Kerner Volksbank gehört, und den in Weiler zum Stein. „Die Leute machen eine hervorragende Arbeit“, sagte Andreas Haas, „wir vermarkten in Stetten sogar unseren eigenen Apfelsaft“. Solange die Läden keine roten Zahlen schrieben, gebe es keinen Grund sie aufzugeben, ergänzte Zeisl.

Mit 5,8 Milliarden Euro größte Volksbank des Landes

Stimmen die Anteilseigner nach Abschluss der Verhandlungen für einen Zusammenschluss, festigt die Volksbank Stuttgart mit einer Bilanzsumme von rund 5,8 Milliarden Euro ihre Position unter den großen Genossenschaftsbanken Deutschlands. Das übernehmende Institut wäre die Volksbank Stuttgart, die mit einer Bilanzsumme von rund 5,3 Milliarden Euro und etwa 270 000 Kunden als die größte Volksbank des Landes gilt. 1865 gegründet, weist sie im Jubiläumsjahr mehr als 150 000 Mitglieder aus.

Die 1886 gegründete Kerner Volksbank schreibt eine Bilanzsumme von knapp 540 Millionen Euro. Sie betreut rund 23 000 Privat- und Firmenkunden, wovon etwa 7000 Mitglieder sind. „Ich glaube, man kann nach 150 Jahren von einem nachhaltigen Geschäftsmodell sprechen“, kommentierte Hans R. Zeisl diese Zahlen.