Susanne W. hofft auf neue berufliche Perspektiven, um durchstarten zu können. Foto: Käser

Nach ihrem überwundenen Burnout fehlt Susanne W. nur noch ein neuer Job, um wieder durchstarten zu können. Die Frau aus Kernen hofft darauf, dass ihr jemand ohne Vorurteile eine Chance für einen Wiedereinstieg gibt.

Kernen - Wer am Arbeitsplatz massive Probleme hat, ihn womöglich sogar verliert, der wird aus der Bahn geworfen und muss sich neu orientieren. Wenn eine langjährige Beziehung von heute auf morgen beendet wird, bricht für den, der zurückbleibt, eine Welt zusammen. Und wenn die Wohnung, der Rückzugsort im Alltag, gekündigt wird, hängt man in der Luft und fühlt sich heimatlos.

Was aber passiert, wenn alle drei Ereignisse auf einmal auf einen einstürzen, und alles Existentielle verloren ist? Susanne W. (Name von der Redaktion geändert) hat das vor mehr als eineinhalb Jahren erlebt. Sie hat dadurch einen Burnout erlitten. Von den körperlichen und psychischen Folgen des Zusammenbruchs erholt sie sich bis heute. „Es war eine heftige Zeit, aber vielleicht war das meine Aufgabe. Ich bin gestärkt daraus hervor gegangen und mein Leben ist bunter geworden“, sagt Susanne W., die Anfang 40 ist und eine neue Wohnung in Kernen gefunden hat.

Nur eine „Baustelle“ trennt die Kämpferin davon, wieder richtig durchzustarten

Auch die chaotische Situation mit der in die Brüche gegangenen Beziehung, die noch eine ganze Weile belastend war, ist geklärt. Nur eine „Baustelle“ trennt die Kämpferin davon, wieder richtig durchzustarten: ein neuer Job. Bevor ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, war Susanne W. in der Personalberatung tätig.

In diesen Bereich will sie aber nicht unbedingt zurück. Die gelernte Industriekauffrau ist offen, was ihre neue Arbeitsstätte anbelangt. „Ich könnte mir auch etwas als Sekretärin oder auch etwas ganz anderes vorstellen. Hauptsache, jemand gibt mir ohne Vorurteile Gelegenheit, wieder Fuß zu fassen in der Arbeitswelt“, sagt Susanne W. Sie sei auch bereit, mit einem Praktikum anzufangen. „Ich hätte ja erst mal eine Probezeit, man geht also kein Risiko ein. Zudem besteht die Möglichkeit, dass der Arbeitgeber einen Wiedereingliederungszuschuss bekäme.“

Dass sich Susanne W. nach den Schicksalsschlägen wieder aufrappeln konnte, verdankt sie ihrer positiven Einstellung

Dass sich Susanne W. nach den Schicksalsschlägen wieder so aufrappeln konnte, verdankt sie ihrer positiven Lebenseinstellung, einem eisernen Willen, ihrem Therapeuten und Sabine Müller. Bei Recherchen im Internet stieß sie auf die Burnout-Lotsin, die sie die ganze Zeit über begleitete. „Das ist der schwerste Fall, den ich bisher erlebt habe“, sagt Sabine Müller. „Alles ist Susanne W. nach und nach weggebrochen. Sie hat versucht, sich von dem einen zu erholen und dann kam auch schon der nächste Schlag“, sagt die Burnout-Lotsin.

Als alles zu viel wurde, ließ sich Susanne W. krankschreiben und zog zu ihren Eltern. „Das war die richtige Entscheidung. Ich musste weg von allem.“ Von dort aus fing sie an, sich langsam zurück ins Leben zu kämpfen. Sie machte Sport und belohnte sich selbst für kleine Erfolge mit einem schönen Restaurantbesuch, einem kleinen Urlaub oder einem entspannenden Wellnesstag. Was sie in dieser Zeit nie tat, war, sich unter der Bettdecke zu verkriechen. „Es ist bewundernswert. Sie hat immer nach vorne geschaut. Und sich nicht entmutigen lassen, wenn ein Rückschlag kam. Das hat ihr geholfen“, sagt Sabine Müller.

Auch ein kleiner Kater hat mit dazu beigetragen, dass Susanne W. nicht den Lebensmut verlor

Auch ein kleiner Vierbeiner hat mit dazu beigetragen, dass Susanne W. an den schlimmsten Tagen nicht den Lebensmut verlor – ihr Kater. „Er hat mich gerettet. Wenn es brenzlig wurde, hat er sich einfach auf meine Brust gelegt.“