Anne Fabriz spielt die Oberhexe im Stück „gehexelt und geschnetzelt“. Foto: Gottfried Stoppel

Gänsehaut-Feeling prophezeit die Hebebühne den Besuchern ihres neuen Walpurgisnacht-Stücks in Kernen-Stetten. Ein Probenbesuch zeigt: das Ensemble aus Weinstadt verspricht damit nicht zu viel.

Kernen - Zwischen Trimm-dich-Geräten unterhalb des Sängerheims Stetten schleichen sie hervor. „Der Mond trinkt an der Erde, komm heraus in die helle Nacht“, ruft Ursula Porten ihren Hexenkolleginnen mit verschmitztem Lächeln und leicht entrücktem Blick zu. Gemeinsam proben die Darstellerinnen der Hebebühne Weinstadt für ihr neues Stück zur Walpurgisnacht. Im Stettener Klettergarten soll am kommenden Wochenende an drei Abenden in Folge „gehexelt und geschnetzelt“ werden – so der Titel der Darbietung. Von Nacht ist zwar jetzt während der Probe noch keine Spur zu sehen und im Kostüm sind die Damen ebenfalls noch nicht, trotzdem gelingt es ihnen bereits, die Luft hier hoch oben zwischen Weinbergen und Wald mit den „Juli-Hexen“ von Otto Julius Bierbaum zum Knistern zu bringen.

Es sind literarische Texte, welche die Hebebühnen-Darstellerinnen in Szene setzen. „Die Literatur ist unser roter Faden“, erklärt Anne Fabriz von der Hebebühne. Dieser zieht sich quer durch die vergangenen Jahrhunderte: von Johann Wolfgang von Goethe über etwa Heinrich Heine, Friedrich Wilhelm Nietzsche und Else Lasker-Schüler bis hin zu zeitgenössischen Dichtern, wie den erst im vergangenen September gestorbenen Christof Stählin.

Ensemble macht jeden Ort zur Bühne

Kreischend lachen die Juli-Hexen auf, stürmen davon. Der Zuschauer bleibt zurück. Weiter geht’s ein Stück durch den Wald zum nächsten Spielort. Auf einem Holzstoß sitzend erwartet einen dort schon die nächste Teufelsbündlerin. Die Hebebühne bleibt sich treu, beweist einmal mehr, dass sie kein großes Rampenlicht braucht für ihre Vorstellungen. Viel mehr machen die Ensemblemitglieder die Orte, an denen sie gerade gehen und stehen, zur Bühne.

Der besondere Nervenkitzel bei diesem Stück zur Walpurgisnacht ist, dass man als Zuschauer auf dem Weg vom Sängerheim zum Klettergarten nie weiß, wann man auf die nächste Hexe trifft. Zudem haben die Damen dieses Mal noch männliche Verstärkung. Wie im vergangenen Jahr beim ersten Walpurgisnacht-Stück der Hebebühne, wird unter anderem der Bildhauer Karl Ulrich Nuss mitspielen. Eine bloße Neuauflage des ersten Walpurgisnacht-Stücks werde „gehexelt und geschnetzelt“ dennoch nicht, verspricht Anne Fabriz. Kann es auch gar nicht sein. Schließlich ist der Spielort ein völlig anderer.

Inszenierung musste kurzfristig umgeplant werden

Nachdem die Hexenvorstellung voriges Jahr in der Skulpturenhalle Nuss in Weinstadt-Strümpfelbach beim Publikum sehr gut angekommen war, konnte die Hebebühne nun die Gemeinde Kernen als Veranstalter gewinnen. „Eigentlich wollten wir auf der Yburg spielen“, berichtet Anne Fabriz. Doch weil diese dringend sanierungsbedürftig und daher gesperrt worden ist, musste das Ensemble kurzfristig umplanen. Im Klettergarten fand es einen neuen Spielort. „Durch den Zwang, das Stück neu zu kreieren, hat es inhaltlich dazu gewonnen, ist es größer geworden.“

Und auch im Klettergarten verfehlt der Auftritt der Hexen seine Wirkung bereits bei Tageslicht nicht. Manch einem jungen Kletterer jagen die Hebebühnen-Damen ungewollt schon während ihrer Probe einen Schreck ein, wenn ihr kreischendes Gelächter an der Felswand widerhallt.

Das Stück

Vorstellung:
Die Hebebühne feiert mit „gehexelt und geschnetzelt – Gänsehaut im Klettergarten“ am Freitag, 29. April, Premiere. Am Samstag und Sonntag wird das Stück nochmals aufgeführt. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 21 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz am Sängerheim Stetten. Besucher sollten Taschenlampen mitbringen und sich mit warmer Kleidung und guten Schuhen ausrüsten. Bei schlechtem Wetter finden die Aufführungen im Keller des Museums unter der Yburg statt.

Karten:
Tickets gibt es im Vorverkauf unter info@theater-hebebuehne.de für 19 Euro.