Regisseur Grégory Darcy mag es Foto: Simone Käser

Regisseur Grégory Darcy hat Kinder zum Holocaust befragt. Dazu gibt es Tanzszenen. Das Kommunale Kino Stetten zeigt jetzt das Film- und Performanceprojekt in der Glockenkelter.

Kernen -

Statik und Dynamik, Langsamkeit und Tempo, Ruhe und Bewegung – Grégory Darcy mag Kontraste. Jüngstes Beispiel für die Vorliebe des französischen Regisseurs ist sein Film- und Performanceprojekt „Tanz mit der Dunkelheit“, in dem sich starre Interview- und ausdrucksstarke Tanzszenen zum Thema Holocaust abwechseln. „Erst spricht ein Kind, dann folgt eine aufschreckende Performance. Die beiden Energien haben gut zusammen geklappt“, sagt der 42-Jährige, der erst seit kurzem im Remstal lebt.

Grégory Darcy studiert in Frankreich und Amerika

Die Stationen davor klingen spannend: In Paris geboren und im Burgund aufgewachsen, studierte Grégory Darcy sowohl in Frankreich als auch in Amerika. Bis sich der Ingenieur der Luft- und Raumfahrtechnik ausschließlich dem Tanz und dem Film zuwandte, arbeitete er in Houston bei der NASA. Auch ein Experiment als Radiomoderator gehört mit zum Lebenslauf des freiberuflichen Regisseurs. „Ich bin offen für ungewöhnliche Projekte“, sagt der Familienvater. Der Umzug nach Stetten habe dem keinen Abbruch getan: „In Berlin war man, was mein Tanzprojekt betrifft, lange nicht so offen. Es ist toll, wie wagemutig die Leute hier sind.“

Beim Kommunalen Kino Stetten rennt er offene Türen ein

Weil auch die Verantwortlichen des Kommunalen Kinos Stetten experimentierfreudig sind, rannte Grégory Darcy bei ihnen mit seinem Projekt „Tanz mit der Dunkelheit“ offene Türen ein. „Wir haben einen Kurzfilm von ihm gezeigt, und ich habe dann auf seiner Homepage den Tanzfilm gesehen und war begeistert“, sagt Karin Laipple vom Kommunalen Kino. Der Regisseur habe ein Feuer in sich, wenn er von seinen Projekten rede. Also segnete das Kommunale Kino den Tanz- und Performanceabend ab, zunächst ohne Sponsoren. Später konnten die Kerner Volksbank und die Bürgerstiftung gewonnen werden.

Mit seiner Begeisterung hat Grégory Darcy wohl auch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) überzeugt. Die Berliner Fördergemeinschaft engagiert sich im Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes für die Überlebenden und setzt sich für Menschenrechte und Völkerverständigung ein. „Sie haben Künstler gesucht, die gerne was über den Holocaust machen wollen. Ich war neugierig und habe sie mit meiner Idee, Kinder zu befragen, überzeugt.“

Die Kinder sagen, was sie über den Holocaust wissen

Herausgekommen ist ein erfrischender Blick von Neun- bis Zwölfjährigen auf ein ernstes Thema, ohne dessen geschichtliche Bedeutung zu schmälern. Die Kinder sagen, was sie über den Holocaust wissen oder auch nicht wissen, dann folgt eine dazu passende Tanzszene, die der Tiefe des Themas gerecht wird. „Mit Tanz kenne ich mich aus. Weil ich selbst tanze, ist meine Kameraführung so nah dran an den Bewegungen, dass der Zuschauer sie fühlen kann“, sagt Grégory Darcy. Die Choreografie, in der er den Stil seiner verstorbenen Lehrerin Elise Ralston weiterentwickelt, arbeitet darauf hin, in Ruhe mit dem schwierigen Thema leben zu können. „Dabei wechseln sich Atmung und Bewegung ab.“

Die Filmschau mit Liveperformance findet am Samstag, 24. Mai, 20 Uhr, in der Glockenkelter statt. Die Tänzerinnen Mala Ullal und Andrea Janke aus dem Film werden auf der Bühne zu sehen sein. Die Stettener Musikerin Kamauha begleitet die Tanzszenen. Weitere Informationen im Internet unter www.gregorydarcy.com.