Der Altin-Brunnen stand bis vor kurzem auf der Freifläche vor dem Rathaus. Foto: Archiv

Der Gemeinderat hat nach Bürgerprotesten seinen Technischen Ausschuss überstimmt: Der Altin-Brunnen vor dem Rathaus, der einer Baustelle weichen musste, kehrt wieder.

Kernen - An diese Sitzung werden sich die Bürger, die die Kommunalpolitik verfolgen, lange erinnern: Menschen mit Transparenten standen still protestierend. Lange Papierschlangen aus Postkarten mit dem abgebildeten Rathausbrunnen auf dem Boden veranschaulichten den Bürgerwillen. Aber vor allem ist wohl noch nie eine Entscheidung der Kernener Bürgervertreter von so vielen Zuschauern verfolgt worden, wie am Dienstag der Beschluss, den Brunnen in der Ortsmitte Rommelshausens vor dem Verwaltungsgebäude wieder aufzustellen – wenn auch mit verkleinertem Becken und leicht nach Westen versetzt. Fast 100 Menschen dürften in der Glockenkelter gewesen sein, um die Brunnen-Befürworter zu unterstützen.

Zum Symbol der geforderten Transparenz und des Einblicks der Bürger in die Gemeindeverwaltung ist der prägnante Marmorbrunnen stilisiert worden – nicht erst seit Bürgermeister Stefan Altenberger das Kunstwerk an einen anderen Platz als vor dem Rathaus transferieren wollte, sondern viel früher schon: Diese Sichtweise war schon in der Konzeption seines Erschaffers, des Künstlers Hüseyin Altin, in der Zeit des Rathausbaus angelegt. Bewusst kontrastiert die strenge Form aus edlem Marmor mit dem eingesägten Durchblick ins Freie und aufs Rathaus sowie dem körperlos verfließenden Spiel des Wassers.

Eine Kehrtwende – vom Bürgermeister ermöglichtg

Ein Werk mit solchem Symbolgehalt, an das der Blick der Bürger sich gewöhnt hat, sollte wieder auf den Platz vor dem Rathaus zurückkehren: Das war die Meinung vieler Bürger. Dem schloss sich am Dienstagabend in der Glockenkelter auch die Mehrheit des Gemeinderats Kernen aus UFW, SPD und OGL an und kippte mit 15 zu sieben Stimmen bei einer Enthaltung den anderslautenden Beschluss seines Technischen Ausschusses. Diese Kehrtwende hatte Stefan Altenberger angesichts der Bürgerproteste ermöglicht. Er musste nicht tricksen: Die Hauptsatzung der Gemeinde lässt es zu, dass der Gemeinderat eine Entscheidung der Ausschüsse an sich zieht.

Weg mit der „hässlichen Pyramide“

Der Brunnentrog wird zwar etwas verkleinert, was dem seit dem Bürgerhausbau kleineren Platz geschuldet ist, aber auch die ständig nötige Reinigung erleichtert. Sie verschlingt künftig statt 12 000 Euro jährlich nur noch die Hälfte davon. Er muss auch den Caféstühlen und -Tischen vor dem Bürgerhaus in die neue Mitte des Platzes weichen. Er wird aber in Zukunft nicht mehr fünf Monate lang in der kalten Jahreszeit hinter einer Holzverschalung verschwinden. Dass er diesen Schutz gar nicht benötigt, hat der Künstler betont. So knüpfte Hans Peter Kirgis (SPD) fast wortgleich wie Hans Dietzel (OGL) sein Votum für den Brunnen daran, dass „er im Winter ohne die hässliche Pyramide bleibt.“ Bodenfontänen, wie von Altenberger ursprünglich befürwortet, hatte keine Chance. Die CDU-Fraktion hätte sich einen Baum auf dem Marktplatz gewünscht, aber: „Unser Seelenheil hängt davon nicht ab“, sagte Andreas Wersch. So kehrt der Brunnen zurück, den Andreas Stiene (OGL) als „Teil des Ensembles mit Rat- und Bürgerhaus“ ansieht. Für anderes bleibt kein Platz.

Ex-Gemeinderat Wolfgang Riethmüller, die Initiator der erfolgreichen Postkartenaktion, erinnerte am Ende dieser Sternstunde der Bürgerbeteiligung daran: „Der Brunnen am Bürgerzentrum in Waiblingen war nie abgedeckt.“