Mit Vorführungen beim Bergfest im Stettener Klettergarten, wie hier 2018, gibt der Alpenverein Einblicke in das Spektrum seiner Angebote. Foto: Patricia Sigerist

Das Angebot bei der Traditionsveranstaltung im Stettener Klettergarten wird aber überarbeitet. Das Bergfest im April ist eine Institution, aber eine, die auf der Kippe stand.

Stetten - Das Bergfest im Stettener Klettergarten im April ist eine Institution, aber eine, die auf der Kippe stand. Seit 1977 präsentiert sich dabei die Bezirksgruppe Remstal in der Sektion Stuttgart des Deutschen Alpenvereins (DAV). Das zweitägige Fest wurde vor wenigen Jahren auf einen Tag gekürzt, nun hätte es von der Aktivitätenliste ganz gestrichen werden können. Doch die Signale bei der Mitgliederversammlung am Dienstag in Stetten waren eindeutig: Das Bergfest soll bleiben. Aber es wird sich verändern, wie Helmut Reinhard sagt, der Leiter der Bezirksgruppe. „Wir werden es verschlanken“, kündigt er an.

Das Programm während des Bergfestes soll künftig nicht mehr ausschließlich eigene Kapazitäten binden

Veränderungen sollen Besucher schon beim nächsten Bergfest am 26. April erfahren – bevor sie im Klettergarten sind. So möchte die DAV-Bezirksgruppe den Gästen eine gemeinsame Wanderung anbieten. Beginnend an Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs ginge es, so die Idee, zusammen in die Höhen. Vorbei an Besonderheiten Stettens, wie die Standorte ehemaliger Keltern, an die heute nur noch Gedenksteine erinnern. Möglich wäre bei Interesse auch ein Stopp bei der Boulderwand im Stettener Haldenbachtal, die nicht nur bei der Remstal-Gartenschau rege genutzt wurde. Dort könnten Kletterübungen demonstriert werden. Das Programm während des Bergfestes soll künftig nicht mehr ausschließlich eigene Kapazitäten binden, Vorführungen der Klettergruppe keine alleinigen Höhepunkte sein. So könnte eine Musikkapelle das Ambiente der Felsen für einen Auftritt nutzen. „Vereine, die keine eigene Veranstaltung haben, können sich bei uns präsentieren“, sagt Helmut Reinhard. Alles in allem sollen die Besucher „einen klaren Mehrwert“ haben.

Eine Arbeitsgruppe macht sich nun konkrete Gedanken

Der Auf- und Abbau des Festes soll nicht mehr nur unter der Regie eines Mitglieds laufen, sondern auf mehrere Schultern verteilt sein. Ob Elektrik mit Stromaggregat, Wasserversorgung oder Biertischgarnituren: Für jeden Part wird es eigene Verantwortlichkeiten geben. Eine Arbeitsgruppe macht sich nun konkrete Gedanken. Dabei will sich die Bezirksgruppe auch digitaler Möglichkeiten bedienen und auf diese Weise per Online-Tool eine Helferliste anlegen. Einbinden würde Reinhard gerne auch Migranten, nicht zuletzt als Zeichen, dass „wir offen für alle Gruppen“ sind.

„Genug Leute, die mitmachen, das ist die Basis des Bergfestes“, gibt Helmut Reinhard die „klare Linie“ vor. Nicht planbar ist indes das Wetter. Beim Bergfest im vorigen Jahr spielte es nicht mit, sodass am Ende zwar kein finanzieller Verlust, aber auch kein Gewinn stand. „Die Zeiten, in denen mit Festen viel Geld verdient wird, sind eh vorbei“, sagt Reinhard. Ebenso die Zeiten, in denen das Bergfest ein Solitär im April war. Inzwischen gibt es immer mehr konkurrierende Angebote, etwa eine Blütenwanderung in Weinstadt. „Aber für uns ist es einfach wichtig, dass wir uns darstellen können“, sagt der Bezirksgruppenleiter.

Für diese Gruppe wurde bei der Mitgliederversammlung Richard Grabenhorst als Leiter gewählt

An grundsätzlichem Interesse am Alpenverein krankt es indes nicht, das Wandern, die Kletterei und die Bergwelten ziehen die Menschen an. Bis zu 450 aktive Mitglieder zählt Reinhard in der Bezirksgruppe Remstal, die regelmäßig Angebote nutzen und Touren mitmachen. Nicht ohne Grund wurde eine zweite Familiengruppe ins Leben gerufen. Neben den „Bergfüchsen“ gibt es nun die „Steinböckle“, deren Programm auch junge Kinder einbindet. Für diese Gruppe wurde bei der Mitgliederversammlung Richard Grabenhorst als Leiter gewählt. Simon Meyer ist als Jugendleiter für den Beirat bestimmt worden, Hanna Jäger zur Jugendvertreterin im Vorstand, Carola Baur bleibt Leiterin der Gruppe der plus/minus 60-Jährigen. Und Michael Kneissler steuert die Nutzung des Klettergartens.

Dass der Alpenverein auch langfristig Freude bereitet, wurde am Dienstag ebenfalls deutlich: Klaus Rohn, Carola Baur und Ingo Pfäffle wurden geehrt – sie sind seit mehr als 40 Jahren Bergwanderführer. Für Helmut Reinhard gab es ebenfalls Applaus: Er leitet seit 25 Jahren die Bezirksgruppe. Auch wenn er keinen Stellvertreter hat, der Aufgaben übernehmen könnte, ist der 72-Jährige nicht amtsmüde, wie er sagt. „Jetzt bringen wir erst mal das Bergfest in trockene Tücher.“