Was, wenn es im gültigen Pass keine freie Seite für das Visum mehr gibt? Ein touristischer Leidensbericht auf dem Flughafen von Nairobi.

Die dicke Dame verzieht keine Miene. In ihrer schlecht sitzenden blauen Uniform watschelt sie durch die Ankunftshalle des Flughafens von Nairobi, nachdem sie dem Reisenden unmissverständlich signalisiert hat: Mit deinem vorgelegten EU-Pass wirst du außerhalb des verschwitzten Transitbereichs kenianischen Boden nur über meine Leiche betreten. Diesseits von Afrika. Dabei ist sich der Reisende anfangs keiner Schuld bewusst. Sein etwas abgegriffener Pass ist schließlich noch gut ein Jahr gültig, davon hat er sich vor Reiseantritt überzeugt. Also trägt er das Datum brav in den Visumantrag ein, den ihm die Stewardess an Bord des Swiss-Fluges LX 292 lächelnd reicht.

Auch die vorgeschriebene Bescheinigung einer Gelbfieberimpfung ist nicht vergessen. 9.25 Uhr Abflug von Zürich. 19.05 Uhr Ankunft in Nairobi. So steht es in der Buchung. Und tatsächlich landet die Maschine fast auf die Minute pünktlich auf dem Jomo Kenyatta Airport, bevor sie sich wenig später auf den Weiterflug nach Daressalam macht. Der Reisende ist zufrieden. Was sich erst an der Passkontrolle schlagartig ändert. „Ngoja kidogo“ - ein Momentchen, brummt der Grenzbeamte hinter dem Holztisch, als er lässig im Pass blättert und dann brutal sein Urteil fällt: Nein, mit diesem Pass geht’s hier nicht weiter. Während die anderen Touris von munteren Reiseleitern erwartet werden, rudert die dicke Dame in Richtung Reisender, winkt ihn in ihr schmuddeliges Büro - und lässt ihn dort auf einem wackligen Sofa schmoren. Was ist los? Hakuna matata - kein Problem? Oder doch? Alles okay - mambo sawa sawa?

Keine Seite mehr im Pass

Ja, der Reisende hat sich ein paar Kisuaheli-Brocken zurechtgelegt. Ob weiß oder schwarz: Sind wir nicht alle Brüder? Es nutzt ihm nichts. Wenig später - pole pole, immer mit der Ruhe - erfährt er, was hier falsch läuft: In seinem Pass ist keine Seite mehr frei, auf die das kenianische Visum (das man ansonsten bei der Einreise unkompliziert gegen eine Gebühr von 50 Dollar erhält) geklebt werden muss. 6077 Kilometer für nichts? Sieben Stunden Flug umsonst? Die dicke Dame blinzelt gelangweilt über den Reisenden hinweg. Nichts zu machen? Nicht zu machen! Eigentlich hätte es nach einer Übernachtung in Nairobi am nächsten Morgen in den Norden nach Laikipia gehen sollen.

Zu den Stämmen der Maasai und Samburu. An den Rand des ostafrikanischen Beckens. Zu den schneebedeckten Gipfeln des Mount Kenya. Auf dem Programm: Buschwanderungen, Pirschfahrten, Angeln und Vogelbeobachtung. Stattdessen beobachtet der Reisende mit schwindender Hoffnung die dicke Dame. Viel unternimmt sie nicht. Raschelt schwitzend mit Kopierpapier, malt schwungvoll Kreise auf einen Block, stempelt energisch ihre strenge Duftmarke auf sehr offiziell wirkende Antragsblätter. Dann ist sie fertig, ruft eine junge Gehilfin, die den Koffer vom fernen Gepäckband herbeischleppt - und schickt den Reisenden wortlos zum Swiss-Check-in-Schalter am anderen Ende des Flughafens. Zurück nach Zürich.

Nächster Flug 0.20 Uhr. 6077 Kilometer retour. Da mag der Herr Tremp, der nette Swiss-Steward, später aufmunternd ein Glas Champagner bringen und eine Extraportion Raclette obendrein: Die Laune hebt das nicht wirklich. Wie sollte es auch anders sein? Storno statt Jambo. Eine Pirschfahrt durch den Masai-Mara-Nationalpark zum schokobraunen Fluss mit unvergesslichen Einblicken in das afrikanische Alltagsleben, ein oder zwei Whiskys unter sternenklarem Himmel im Naboisho Camp, eine Fotosafari auf den Spuren von Nashorn, Elefant, Büffel, Löwe, Leopard ganz in der Nähe der exklusiven Asha Cottages, ein paar sonnige Tage am Diana-Beach im Süden von Mombasa. Tauchen, segeln, schnorcheln: Ohne Visum geht das alles baden. Gefehlt hat im Pass eine einzige freie Seite. Fast wäre aus dem Traum Wirklichkeit geworden. Der dicken Dame ist das piepegal.

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Was ist ein Visum?

Ein Visum ist ein von einem fremden Land ausgestelltes Dokument, das die Einreise in dieses Land erlaubt. Die Visumbestimmungen können von Land zu Land unterschiedlich sein. Die meisten verlangen die Vorlage aktueller Fotos, ausgefüllter Visumanträge sowie einen mindestens sechs Monate gültigen Reisepass im Original. Dieser muss freie Seiten haben, denn das Visum wird nur auf vollständig freie Passseiten geklebt oder gestempelt. Manchmal müssen weitere Dokumente vorgelegt werden, etwa ein detaillierter Reiseplan, Informationen über Gesundheit sowie Einladungsschreiben.

Achtung: Eine Reihe von Konsulaten akzeptiert keine postalischen Einsendungen. Grundsätzlich werden Visa nur in Original- Reisepässe oder -dokumente eingetragen. Ausnahmen sind die elektronische Visum-Erteilung für Australien (ETA) und einige Gruppenvisa. Generell sollten die Visumantragsunterlagen nicht früher als zwei Monate vor Abreise eingereicht werden. Besondere Abläufe gibt es bei der Einreise in die USA.

Detaillierte Informationen finden sich auf der Website des US-Konsulats oder sind erhältlich über die Hotline der Visa-Abteilung des US- Konsulats: Telefon 09 00 / 1 85 00 55 (1,86 Euro/Minute). Die zusammen mit dem Visumantrag eingereichten Fotos müssen bestimmte Anforderungen an Format, Hintergrundfarbe und Fotopapiersorte erfüllen. Diese variieren von Konsulat zu Konsulat wie auch die Konsulargebühren.

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