Der Foto: Bernd Zeyer

Bevor die SWSG mit dem zweiten Bauabschnitt des Keltersiedlung-Neubaus beginnen kann, müssen Schadstoffe entsorgt und das Grundwasser gereinigt werden. Wegen der Altlastensanierung verzögert sich das Gesamtprojekt um 17 Monate.

Zuffenhausen - Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) hat in der Keltersiedlung zahlreiche Gebäude abgerissen und wird sie durch Neubauten ersetzen. Da Boden und Grundwasser stark belastet sind, bedarf es einer umfangreichen Altlastensanierung. Vertreter von Umweltamt und der Firma Arcadis haben im Bezirksbeirat über das Vorhaben berichtet.

„Keine Gefahr für Menschen“

„Es gibt dort keine Gefahr für Menschen“, sagte Sandra Vasin vom Amt für Umweltschutz zu Beginn des Vortrags. Zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass die Arbeiten so sicher und so umweltschonend wie möglich über die Bühne gehen. Den entsprechenden Sanierungsplan hat die Firma Arcadis erstellt. Grundsätzlich, so erläuterte deren Mitarbeiterin Judith Zwigl, handle es um das Areal des Bauabschnitts II der Keltersiedlung. Das 8800 Quadratmeter große Gelände liegt zwischen Künzelsauer Straße, Hofäckerstraße und Schöntaler Straße. Dort möchte die SWSG acht unterkellerte Gebäude mit insgesamt 117 Wohnungen auf einer Grundfläche von 5600 Quadratmetern errichten. Von 1857 bis 1912 stand auf dem Gelände eine Teerfabrik, von der die Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers stammen. „Es gibt dort einige Altlasten“, sagte Zwigl. Dabei handle es sich um organische Verbindungen aus Erdöl und Kohle wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Mineralölkohlenwasserstoffe oder Phenole. Nachdem die Teerfabrik 1912 abgebrannt ist, wurde das Gelände eingeebnet. 1930 entstand dann die Keltersiedlung.

Zwigl erläuterte, dass in zwei verschiedenen Tiefenbereichen gearbeitet werde: Zur Herstellung der Baugrube müsse bis zu vier Meter tief gegraben werden, zur Grundwassersanierung bis zu acht Meter. Um das belastete Grundwasser zu reinigen wird eine Aufbereitungsanlage errichtet, das saubere Wasser soll anschließend über ein Rohrsystem in den Feuerbach gepumpt werden.

Der Immissionsschutz hat einen hohen Stellenwert

„Der Anwohnerschutz ist ein sehr wesentlicher Punkt“, sagte Zwigl. Der Immissionsschutz habe einen hohen Stellenwert. Deshalb würden zwei Einhausungszelte errichtet. Eines für das kontaminierte Material, das zweite dient der Beladung der Lastwagen, die wiederum Planen über der Ladefläche haben sollen. Die Abluft aus den Zelten wird durch Filter gereinigt. Die Arbeiter werden Schutzanzüge und Filterhauben tragen. Das Umweltamt rechnet im Zuge der Arbeiten mit rund 3000 Lkw-Touren, die Ausfahrt erfolgt über die Künzelsauer Straße. Die komplette Baustelle wird von einem staubdichten Zaun umgeben. Die Altlastensanierung wird von der Stadt bezahlt. Wie hoch die Kosten sind, darüber wollte das Umweltamt noch keine Auskunft erteilen.

In der anschließenden Diskussion betonten die Beiräte, dass eine Gesundheitsgefährdung während der Arbeiten auf jeden Fall ausgeschlossen werden müsse. Es gelte, die Altlasten so gut wie irgend möglich loszuwerden. Claus-Peter Schmid (CDU) wollte wissen, welche Auswirkungen die Sanierungen beziehungsweise die Schadstoffe auf eine Tageseinrichtung auf einem Nachbargrundstück hätten. Laut Umweltamt sind die Mädchen und Buben der Kita während der Arbeiten auf andere Einrichtungen verteilt, zudem werde die Kita saniert. Erst nach Abschluss aller Maßnahmen würden die Kinder wieder zurückkehren. Dass sie früher Gefahren ausgesetzt waren, wurde verneint – dafür befänden sich die Schadstoffe zu tief im Boden.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Altlastensanierung im April/Mai 2020 startet. Inklusive des Aushebens der Baugrube ist ein Zeitraum von 17 Monaten angedacht – laut SWSG verzögern sich die Arbeiten am Baufeld II um exakt diese Zeit. Am Baufeld I hingegen laufe alles nach Plan: Die Baugenehmigung liege vor, mit den vorbereitenden Maßnahmen werde noch in diesem Jahr begonnen.