Der Auguste-Supper-Weg in Korntal wird nicht umbenannt. Foto: factum/Weise

Das Straßenschild im Stadtteil Korntal von Korntal-Münchingen soll eine Zusatztafel erhalten. Dies ist den Grünen aber zu wenig. Aus ihrer Sicht darf die „glühende Verehrerin Hitlers“ nicht länger geehrt werden.

Korntal-Münchingen - Etwas fassungslos ist Wolf Ohl noch immer. Zwar hat der Fraktionschef der Grünen bereits befürchtet, dass er für den Antrag seiner Partei, den Auguste-Supper-Weg im Stadtteil Korntal von Korntal-Münchingen umzubenennen, im Gemeinderat keine Mehrheit findet. „Aber dass sich so wenige Räte umstimmen lassen, obwohl wir noch so viele Zusatzinformationen zu Auguste Supper bekommen haben, ist schlimm. Wir können das nicht glauben“, sagt Wolf Ohl.

Grüne kritisieren geplante Infotafel

Die meisten Räte sprachen sich für ein Zusatzschild unter dem Straßenschild aus. Die Grünen legten ihr Veto ein. Grundsätzlich sei es widersinnig, eine „linientreue Verehrerin des Dritten Reichs“ und „glühende Verehrerin Hitlers“ mit einem Straßennamen zu ehren. Dem Schild nur eine kurze Information über die schwäbische Schriftstellerin beizufügen, halten sie für „unzureichend und nicht angemessen“. Eine Infotafel, meint Wolf Ohl, sei doch wenig später wieder vergessen.

Unterstützung bekamen die Grünen vom Bürgermeister. Er nannte Infoschilder „pädagogische Rohrkrepierer“, lasse sich aber gerne eines Besseren belehren. Geht es nach Joachim Wolf (parteilos), erhält der Auguste-Supper-Weg einen anderen Namen. „Die Schuld ist groß genug“, sagte der Rathauschef. In dem Fall könne man auch den Bewohnern den Aufwand durch eine Umbenennung zumuten. Den Aufwand sieht Viola Noack von der FDP dagegen kritisch.

Junge Leute mit neuen Medien ansprechen

Wie es nun weitergeht, ist noch offen. Aus dem Rathaus kommt die Information, dass „wir zunächst die Ergebnisse der Sitzung intern besprechen und die denkbaren Möglichkeiten sondieren müssen“, teilt die Sprecherin Benita Röser mit.

Derweil hat Wolf Ohl zumindest schon grobe Vorstellungen. Er will mitreden, wenn die Worte für das Zusatzschild formuliert werden. Außerdem sollen Schüler durch mehr als einen QR-Code dazu ermuntert werden, sich mit der umstrittenen Dichterin zu beschäftigen. Jenes zweidimensionale, schwarzweiße Muster scannen Nutzer mit der Kamera ihres Mobiltelefons. Im Fall von Korntal erfahren sie dann mehr zu Auguste Supper. Überhaupt will Wolf Ohl auf Schulen zugehen und mit den Rektoren überlegen, wie jungen Menschen das Thema nachhaltig nahegebracht werden kann. Auch die Volkshochschule will der Grünen-Chef ins Boot holen. Denkbar seien ganz unterschiedliche Veranstaltungen.

Vom Nationalsozialismus überzeugt auch nach Kriegsende

Der Stadtarchivar fand in der Sitzung klare Worte für Auguste Supper. „Es erscheint mir unzweifelhaft, dass es sich bei ihr um eine Autorin handelt, die in ihrem schriftstellerischen Werk und ihrem öffentlichen Wirken nationalsozialistisches Gedankengut vertreten und befördert hat“, sagte Alexander Brunotte. Auch nach Kriegsende sei Supper nicht von ihrer NS-Überzeugung abgerückt, wie es ihre Tagebücher im Literaturarchiv Marbach belegten. An ihrem 82. Geburtstag etwa schrieb Supper: „Jedesmal ist es mir ein Schmerz, wenn ich über den Führer etwas höre, was ihm abträglich ist.“ Eine Umbenennung des Wegs in Julius-von-Jan-Weg bezeichnete Brunotte als eine „gute Möglichkeit, diesen bedeutenden Vertreter des kirchlichen Widerstandes hier dauerhaft zu würdigen“.

CDU: Zur Vergangenheit stehen

Der Fraktionschef der CDU, Martin Hönes, ist der Meinung, dass „wir zu unserer Vergangenheit stehen sollten“ – zumal Supper als Mitläuferin freigesprochen worden sei. Egon Beck, der den QR-Code als Kompromiss ins Gespräch gebracht hatte, stimmte dem zu. Auguste Supper habe den „Nährboden gelegt und bepflanzt“, gleichwohl sei sie nicht aktiv in Tötungshandlungen verstrickt gewesen. Man müsse nun Lehren für die Zukunft ziehen. „Mit Zusatztafel plus QR-Code kämen wir weg vom ehrenden hin zum erklärenden Charakter.“