Für viele Radler ist schon heute die Ampelphase recht knapp. Dieses Problem wäre mit einer Unterführung gelöst gewesen. Foto: factum/Weise

Vor allem im Sommer ist auf dem Neckartalradweg zwischen Besigheim und Walheim eine Menge los. Für die vielen Radler hatten sich die Kommunen eine Unterführung gewünscht – der Bund sagt dazu „nein“.

Besigheim/Walheim - Aus der erhofften Radwegeunterführung zwischen Besigheim und Walheim wird vorerst nichts. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Berlin hat einen entsprechenden Wunsch der Kommunen Besigheim und Walheim jetzt per Brief abgelehnt. Weil eine solche Unterführung im Zuge des Brückenneubaus 650 000 Euro kosten und sie einen erheblichen Eingriff in geschützte Biotope bedeute, sei dieser Aufwand nicht zu rechtfertigen, heißt es.

Konkret geht es um den Brückenabschnitt über die Enz zwischen Walheim und Besigheim, im Anschluss an eine 90-Grad-Kurve der B 27. Bislang werden die kreuzenden Fußgänger und Radler mit einer Drück-Ampel über die Bundesstraße geleitet. Die Argumente der Befürworter zielen vor allem auf die Sicherheit der Radler ab, die auf dem Enztalradweg unterwegs sind. Vorausgegangen waren dem Bescheid aus Berlin monatelange Querelen zwischen den Befürwortern der Unterführung – den Verwaltungen und dem Gemeinderat beider Kommunen, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sowie der Fahrradinitiative Besigheim (FiB) – und auf der Gegenseite dem Regierungspräsidium Stuttgart. Schon vor etwa einem Jahr hatte jene Behörde den Vorstoß mit denselben Argumenten abgelehnt, die nun auch der Bund anführt. Immerhin soll die neue Brücke, mit deren Bau demnächst begonnen werden soll, nun so gestaltet werden, dass der nachträgliche, kostengünstigere Bau einer Unterführung möglich ist.

Monatelanger Streit zwischen Gegnern und Befürwortern

Unter den Befürwortern der Unterführung herrscht dennoch Enttäuschung. „Es ist ernüchternd. Die besseren Argumente haben für den Bau der Unterführung gesprochen“, sagte Achim Schober, der Fraktionsvorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion in Besigheim. Das Landesverkehrsministerium habe zu lange gebraucht, ehe es die Unterlagen zur Prüfung nach Berlin geschickt habe.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen bedauert die Entscheidung aus Berlin ebenfalls. Er habe bereits mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger gesprochen, um doch noch eine Kehrtwende in der Sache zu erreichen. „Es wäre ein Armutszeugnis, wenn wir das jetzt auf politischer Ebene nicht hinbekämen“, sagt Renkonen.

Bürgermeister ärgert sich über Verkehrsminister

Der Walheimer Bürgermeister Albrecht Dautel (Freie Wähler) ärgert sich vor allem über den Verkehrsminister und das Regierungspräsidium. Diese würden „mit bloßen Lippenbekenntnissen für Politikverdrossenheit sorgen“, sagt Dautel. Dem widerspricht das Verkehrsministerium vehement. „Wir haben uns dafür eingesetzt, den Bund zu bewegen, der Unterführung zuzustimmen. Uns jetzt vorzuwerfen, uns nicht mit den Anliegen der Kommunen auseinanderzusetzen und die Bemühungen auf Lippenbekenntnisse zu reduzieren, scheint mir in Anbetracht der Gemengelage nicht angemessen“, heißt es in einem Brief an Dautel. Sollten die Prognosen der Unterführungs-Befürworter eintreten, werde man erneut auf den Bund zugehen und eine nachträgliche Realisierung der Unterführung einfordern.

Ampelregelung birgt große Gefahren

Thomas Pulli von der Fahrradinitiative Besigheim sieht in der Ampelregelung ein großes Risiko. Viele hielten sich nicht daran. „Die Schüler fahren meist im Pulk über die Brücke, und wenn nicht alle bei einer Grünphase drüberkommen, fahren die anderen bei Rot hinterher“, sagt Pulli. Zudem gehe er davon aus, dass die Autos hier künftig mit etwa 70 Stundenkilometern durchrasen. „Das birgt enorme Gefahren für die Radler.“