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Die Evakuierung um den Bahnhof in Stuttgart wegen einer vermeintlichen Weltkriegsbombe fällt aus.

Stuttgart - Die groß angelegte Evakuierung der Bahnhofsgegend in Stuttgart wegen einer Weltkriegsbombe fällt aus. Wie die Polizei am Morgen mitteilte, hat sich die vermeintliche Bombe als ein altes Metallrohr entpuppt. Es war auf der Baustelle zum Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 gefunden worden. Das Fragment sei „wahrscheinlich ein Abwasserrohr“, sagte ein Polizeisprecher.

Zur Entschärfung der vermeintlichen Bombe hatte der Hauptbahnhof an diesem Sonntag von 8.30 Uhr an geräumt werden sollen. Dies entfalle nun, sagte ein Bahnsprecher der Nachrichtenagentur dpa. Die Züge führen weiter planmäßig über den Hauptbahnhof. Allerdings würden auch die vorab angekündigten Ersatzhalte angefahren. Es könne in Einzelfällen zu Verspätungen und Zugausfällen kommen.

Anwohner und Hotelgäste in einer Sicherheitszone von 325 Metern rund um den Fundort am Mittleren Schlossgarten wären ebenfalls betroffen gewesen. Sie können nun zu Hause bleiben. Mit der Entschärfung und Bergung des vermeintlichen Relikts aus dem Zweiten Weltkrieg hatten die Experten des Kampfmittelräumdienstes gegen 11 Uhr beginnen wollen.

"Wahrscheinlich war da auch mal ein Blindgänger"

Drei Indizien haben für Kampfmittel-Experten den Verdacht auf eine Fliegerbombe genährt. Das sagte der Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden-Württemberg, Peer Müller, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Allerdings sei auf einem alten Luftbild ein Einschlagpunkt festgestellt worden, sagte Müller. Dies habe für eine nicht gezündete Bombe gesprochen. „Wahrscheinlich war da auch mal ein Blindgänger. Der mag entfernt worden sein.“

Zudem habe die Untersuchung mit einem Eisendetektor samt speziellem Auswertcomputer den Verdacht genährt. „Diese Ergebnisse sind aber nicht immer hundertprozentig aussagekräftig“, erklärte der Fachmann. Mal würden große Objekte wegen ihrer Lage im Boden kleiner eingeschätzt, mal sei es umgekehrt.

Als drittes Anzeichen für einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg nannte Müller die Tiefe, in der das 30 bis 40 Zentimeter lange Stücke eines Abflussrohres lag. Der Kampfmittelräumdienst habe etwa einen Meter Erde entfernen müssen. Da seit Kriegsende bereits rund 1,80 Meter Boden abgetragen wurden, stimmten die Maße mit anderen Bombenfundorten überein.

Müller betonte, dass sich immer wieder ein Verdacht auf eine Bombe nicht bestätige. Zuletzt sei dies in Baden-Württemberg vor zwei Jahren passiert. Zum Vergleich: Allein in den vergangenen 14 Tagen entschärften die Spezialisten zwei tatsächliche Weltkriegs-Relikte.