Nach wie vor scheitern Rollstuhlfahrer an Barrieren wie hohen Bordsteinkanten. Foto: dpa/Daniel Maurer

Pech für Rollstuhlfahrer und Rollator-Nutzer: CDU-Vertreter im Gemeinderat bremsen den barrierefreien Umbau einer Bushaltestelle am Bürgerzentrum Waiblingen aus.

Schlechte Nachrichten für alle Rollstuhlfahrer und Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind: Die von der Waiblinger Stadtverwaltung geplante Umgestaltung der Bushaltestelle am Bürgerzentrum Waiblingen zu einem barrierefreien Buskap wird nicht kommen. Der Grund dafür ist, dass einige Gemeinderäte im Planungsausschuss – überwiegend aus den Reihen der CDU/Freie Wähler-Fraktion – gegen den Umbau gestimmt und die Pläne gekippt haben.

Stein des Anstoßes war für die Gegner des Umbaus die Tatsache, dass ein Buskap dazu führen würde, dass die Linienbusse beim Bürgerzentrum in Fahrtrichtung Hallenbad anstatt wie bisher in einer Bucht auf der rechten Spur der an dieser Stelle zweispurigen Straße stoppen und den Verkehr somit zwangsläufig immer wieder kurzzeitig ausbremsen würden.

Gegenargument für den Umbau: Rückstau

Schon jetzt mit der Busbucht komme es auf der Neustädter Straße zu Rückstau, argumentierte Michael Stumpp (CDU/FW) gegen das Buskap. Sein Fraktionskollege Hans-Ingo von Pollern führte die dabei entstehenden Abgase und die Belastung der Anwohner ins Feld und sagte, angesichts der rund 20 000 Fahrzeuge auf diesem Abschnitt sei es nicht sinnvoll, „ohne Not den Radverkehr zu priorisieren“. Denn neben einem barrierefreien Aus- und Einstieg sowie einer ausreichenden Aufstellfläche an der Haltestelle wollte die Stadt in diesem Bereich auch endlich eine seit Langem von Radfahrern kritisierte Engstelle beseitigen und den Radweg so umgestalten, dass er nicht wie bisher durch den Wartebereich der Busfahrgäste führt. „Hier fahren nicht nur Autos, sondern auch Radfahrer, und an dieser Stelle müssen sie durch ein Nadelöhr“, erklärte der Baubürgermeister Dieter Schienmann und versicherte: „Wir wollen eine barrierefreie Bushaltestelle und einen regelkonformen Radweg. Unser Ziel ist nicht eine möglichst große Behinderung des Autoverkehrs.“

In eine Busbucht könnten die hier eingesetzten 18 Meter langen Busse schlicht und einfach nicht so einfahren, dass das Fahrzeug am Ende ohne größeren Abstand zum Bordstein, also barrierefrei stehe, erläuterte Oliver Strauß vom Fachbereich städtische Infrastruktur. Eine Verlängerung der Busbucht auf die notwendige Länge komme nicht in Betracht, weil dann zum einen die Ampelanlage verlegt werden müsste und zum anderen die Ausfahrt der Feuerwehr blockiert werden würde.

Wartezeit an der Ampel würde sich verlängern

Dass im Zuge des Umbaus aus zwei Geradeaus-Spuren eine wird und es dazu eine reine Rechtsabbiegespur zum Beinsteiner Tor geben soll, stieß ebenfalls auf Kritik bei den Gegnern. Da half es auch nicht, dass ein zurate gezogener Experte versicherte, außerhalb der Spitzenzeiten werde sich die Wartezeit an der Ampel durch diesen Schritt nicht dramatisch verlängern. Während der Hauptverkehrszeiten werde sie zwar ansteigen, aber voraussichtlich in einem vertretbaren Rahmen, von derzeit rund 25 Sekunden auf weniger als 50 Sekunden. Das jedoch konnte die Kritiker des Buskaps nicht überzeugen.

Freie Fahrt für freie Bürger – dieser Slogan aus den frühen 1970er Jahren finde offensichtlich immer noch große Zustimmung bei manchen Mitgliedern des Gemeinderats, zog der Waiblinger SPD-Gemeinderat und Befürworter des Umbaus zum barrierefreien Buskap, Ulrich Scheiner, nach der Debatte enttäuscht Bilanz. Und Tobias Märtterer von der Liste Grüne, Natur und Tierfreunde Waiblingen (Grünt) bezeichnete die Ablehnung des städtischen Vorschlags als einen „Schlag ins Gesicht für alle Menschen mit Behinderungen“.