Der Ball ruht – nicht nur in der Fußball-Bundesliga. Foto: Baumann

Macht der Sport Pause, hat’s der Sportfan schwer. Aber es reift auch die eine oder andere vernünftige Erkenntnis – zum Beispiel bei unserem Autor Dirk Preiß.

Stuttgart - Weil spätestens an diesem Wochenende alle Witze über Klopapier auserzählt sind, verzichten wir an dieser Stelle darauf, von unserer Odyssee durch die regionalen Supermärkte zu erzählen. Ja, auf der Suche nach Klopapier. Und nein, nicht zum Hamstern, sondern zum zügigen Gebrauch. Also: nichts weiter zu diesem Thema, obwohl man die Rudelbildung um die Rollen ja beinahe schon als Sportart bezeichnen könnte.

Weil es aber weder beim Sportabzeichen noch bei den Bundesjugendspielen eine solche Disziplin gibt, war das Wochenende doch eher frei von Sport. Wobei die eigene körperliche Ertüchtigung in Zeiten der Corona-Pandemie ja nur das eine ist.

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Da gibt es schließlich auch innerhalb der eigenen vier Wände und ohne Sozialkontakte Möglichkeiten. Die Freundschaft zum lange vernachlässigten Thera-Band kann neu belebt, die noch relativ frische Beziehung zur Faszienrolle vertieft werden. Statt ins Stuttgarter Hallenduo zu gehen, bandelt man mit dem Hantelduo an. Und ohne eigene Yoga- oder Pilatesmatte ist heutzutage ja ohnehin kaum ein Haushalt komplett.

Also noch mal: Hierfür gibt es Lösungen. Für den Fernsehsport dagegen eher nicht.

Der Sport ist Spannung in Echtzeit – normalerweise

Gut, Streamingdienste, Online-Kanäle und die Reihe „Bundesliga-Classics“ sind ab und an gut für die Vergangenheitsbewältigung. Sportlich (absteigende und feiernde Clubs) und modisch (Ballonseide, Vokuhila und Trikots in Bremsfallschirmgröße). Aber seien wir ehrlich: Der Sport – das ist das Hier und Jetzt. Das ist live. Das ist Spannung in Echtzeit. Doch das Hier und Jetzt ist ausgesetzt.

Absolut berechtigt ausgesetzt, das wollen wir an dieser Stelle natürlich bemerken. Doch auch wenn einen Push-Nachrichten aus der Welt der Viren durchaus auf Trab halten, ist so ein Wochenende ohne Spitzensport doch auch gewöhnungsbedürftig.

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Die Biathletinnen und Biathleten haben zwar dafür gesorgt, dass der geneigte Fernsehsportler nicht ohne Übergangsphase in die Zwangspause geschickt wird, doch das Rahmenprogramm zwischen Laufen und Schießen in finnischen Wäldern war schon am Samstagnachmittag eher dünne. Die Dokumentation, wie Petra Schaaf – die spätere Petra Behle – mit einer Handvoll Kolleginnen den Sport mit Langlauflatten und Kleinkalibergewehr in Deutschland salonfähig machte, lief nicht zum ersten Mal. Danach ging’s dann um Fußball – auch ohne Fußball.

Virtuelle Spiele

Der Scholl-Hitzlsperger-Nachfolger als ARD-Experte, der frühere Profi Thomas Broich, meinte, er sei kein Virologe. Das war zwar glaubwürdig, brachte uns zur besten Fußballzeit am Samstagnachmittag aber eher nicht weiter. In Zeiten, in denen man auf dem TV-Gerät die Konferenz schaut, gleichzeitig auf dem Tablet die Ergebnisse gegencheckt und auf dem Handy nach den anderen Ligen sucht, kann einem die sportliche Leere schon mal aufs Gemüt schlagen. Dass einzelne Vereine sich den Spaß machten und zu ihren Spielen, die gar nicht stattfanden, dennoch einen Liveticker anboten, machte es da auch nicht besser.

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Der MSV Duisburg hat sein virtuelles Drittligaspiel gegen die Münchner Löwen übrigens 5:4 gewonnen. Wir kennen einen, der trägt das Zebra im Herzen – aber selbst ihn wird das nicht glücklich machen. Glauben wir zumindest. Was wir dagegen wissen: Der Ausnahmezustand wird erst mal ein Dauerzustand bleiben.

Demnächst ist wieder Wochenende – und dann läuft nicht mal mehr Biathlon. Es könnte zäh werden. Aber seit Kurzem ist unser theoretisches Wissen ja praktisch nachgewiesen: Wir lieben den Sport – aber es gibt Wichtigeres.