Eine Reha- und Therapieklinik beim Mineralbad Berg wird es wohl doch nicht geben. Investoren zeigen wenig Interesse am Bau und Betrieb einer solchen Einrichtung. Foto: StZ

Auch im dritten Anlauf ist es der Stadt nicht gelungen, ein schlüssiges Konzept für eine Therapie- und Rehabilitationsklinik beim Mineralbad Berg zu erhalten. Lediglich ein einziger Investor gab am Ende des europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs ein Angebot ab, das aber offenbar nicht überzeugte. Im Gemeinderat zeichnet sich stattdessen jetzt eine Mehrheit für den Bau von Wohnungen ab.

Stuttgart - Der geplante Gesundheitscampus beim Mineralbad Berg steht offenbar vor dem endgültigen Aus. Nachdem bereits Mitte des vergangenen Jahres ein möglicher Betreiber des Wellness-Zentrums und in der Folge auch der infrage kommende Investor, die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg (GWG), abgesprungen waren, hat nun auch ein erneuter Suchlauf nach Informationen unserer Zeitung kein befriedigendes Ergebnis erbracht. An der beschränkten europaweiten Ausschreibung, zu der die Stadt ursprünglich zehn Investoren einladen wollte, hatten am Ende lediglich vier allgemeines Interesse bekundet – nur ein einziger gab am Ende ein Angebot ab. Nun denkt der Gemeinderat daran, das städtische Areal für Wohnungsbau zu nutzen.

Die Ideen für einen Gesundheitscampus reichen mehr als zehn Jahre zurück: Nachdem die Stadt das Mineralbad Berg im Jahr 2005 vollständig erworben hatte, wurden Überlegungen angestellt, wie man die Fläche des früheren Kurmittelhauses und des benachbarten Parkplatzes entwickeln könnte. Wellness hieß das Zauberwort, von dem sich die Stadt Synergieeffekte mit den Mineralbädern Berg und dem Leuze versprach. Pläne für ein Wellness-Hotel zerschlugen sich zunächst zwei Jahre später, eine Neuauflage des Konzepts durch die Häussler-Gruppe wurde durch deren Insolvenz 2010 beerdigt.

Dann stieg die GWG ein: Die Kombination aus Wohnungsbau am Schwanenplatz (rund 90 Wohneinheiten, darunter 35 geförderte für mittlere Einkommensbezieher) und einer Rehabilitationsklinik mit Therapie- und Trainingsmöglichkeiten in direkter Nachbarschaft des Mineralbads klang vielversprechend. Mit der Firma Rehamed fand sich zunächst auch ein Betreiber für den Gesundheitscampus, der freilich wenig später wieder ausstieg. In der Folge nahm auch die GWG wieder Abstand von diesem Teilbereich der Planungen, konzentrierte sich stattdessen auf den Wohnbereich. Schließlich wurde Anfang 2016 ein kombinierter Investoren- und Architektenwettbewerb für den Gesundheitscampus ausgelobt.

Für Investoren rechnen sich offenbar Therapie- und Rehazentren kaum noch

Doch bei der Sitzung des Preisgerichts Mitte Dezember vergangenen Jahres war dann die Enttäuschung mit Händen zu greifen: Lediglich ein einziger Investor hatte eine Offerte eingereicht, von der zunächst nicht einmal klar war, ob sie das Mindestgebot erfüllt: Der Verkehrswert für das Grundstück lag bei 3,2 Millionen Euro. Zwar stellte sich im Nachhinein heraus, dass der Interessent diese Hürde genommen hatte. Doch ansonsten sei das Angebot eher „nebulös und unverbindlich“ gewesen, so ein Jurymitglied. Das geringe Interesse an dem Projekt führen Stadträte auch auf Veränderungen in der Wellness- und Therapiebranche zurück, die einen Gesundheitscampus für Investoren nicht mehr rentabel erscheinen ließen.

Enttäuscht sein dürfte auch der Verein Berger Bürger, auf dessen Anregungen die Idee einer solchen Einrichtung zurückging. Im Gemeinderat zeichnet sich nun eine Mehrheit dafür ab, nach dem Scheitern des Campus im dritten Anlauf nun auch das dafür reservierte Teilgrundstück mit Wohnungen zu bebauen. Auf diese Weise könnten rund um den Schwanenplatz nach Berechnungen der Stadtverwaltung nochmals rund 30 Wohneinheiten entstehen. Der zeitliche Vorlauf für eine geänderte Planung ist vorhanden: Während der derzeit laufenden Komplettsanierung des Mineralbads Berg, die bis Mitte 2018 abgeschlossen sein soll, ist das Grundstück ohnehin als Baustelleneinrichtungsfläche in Beschlag genommen.