Von der Krankenversicherung allein gelassen, hat Herbert Werner Jung gegen den Krebs keine Chance gehabt. Doch auch ohne Versicherung hat die Familie in Sindelfingen am Ende Beistand erhalten.
Die Krankenkasse zahlt nicht. Die erste Instanz hat das schon so entschieden, das Landessozialgericht hat es gerade noch einmal untermauert. Doch für Herbert Werner Jung spielt das keine Rolle mehr. Der Mexiko-Auswanderer und ehemalige Bundeswehrhauptmann, der im vergangenen Sommer nach 45 Jahren in der Fremde zusammen mit seiner Frau nach Deutschland zurückgekehrt war, lebt nicht mehr. Eigentlich hatte sich das Paar darauf gefreut, noch Zeit bei Kindern und Enkelkindern in Sindelfingen zu verbringen. Jetzt ist Jung im Kreise seiner Familie gestorben.
Der Krebs frisst sich ungehindert durch den Körper
Der Fall ist tragisch. Vor einem halben Jahr, wenige Monate nach der Rückkehr, war ein Krebskarzinom bei Jung diagnostiziert worden. In jungen Jahren war er bei der Techniker-Krankenkasse versichert gewesen. Doch diese lehnte die zunächst in Aussicht gestellte Wiederaufnahme des 84-jährigen ehemaligen Deutschen ab. 15 000 Euro hätte die erforderliche Therapie gekostet – pro Woche. Das konnte niemand finanzieren. So fraß sich der Krebs ungehindert durch den Körper des einst so stattlichen Mannes.
Es gibt doch noch Hilfe
„Es war absehbar, aber es ist sehr schwer für uns“, erzählt seine Tochter Olivia Kühfuss. Leider sei es so, „dass unser System nicht immer im Sinne der Menschen funktioniert“. Und doch habe sie in den vergangenen Wochen auch sehr viel Tröstliches erlebt. „Unsere größte Angst war, dass unser Vater keine Schmerzmittel bekommen kann.“ Doch der Verein Insel in Leonberg vermittelte den Kontakt zu einer Böblinger Palliativärztin, die unbürokratisch half. Die Kosten für die Schmerzmedikamente von 1700 Euro pro Woche legten Sohn und Tochter zusammen.
Auch Schwester Reginburg vom Palliativ-Team der Insel habe sich viel Zeit genommen. „Wir haben erlebt, was für tolle Menschen es gibt, die sich tatsächlich ohne zu zögern um meinen Papa und uns gekümmert haben“, sagt Olivia Kühfuss. „Sie haben uns Hilfe, Trost und unglaublich viel Empathie zu spüren gegeben.“
Muss die Mutter allein nach Mexiko?
Offen ist, was aus der Mutter wird. Sie ist gebürtige Mexikanerin, arbeitete in jungen Jahren nur kurz in Deutschland und hat nun ebenfalls keine Krankenversicherung. Muss sie nun mit 81 Jahren wieder arbeiten gehen, um vielleicht doch noch in die Versicherung hinein zu kommen? „Wir können sie doch nicht alleine zurückgehen lassen“, sagt Olivia Kühfuss.