Prost! Der Sekt im Landkreis fließt weiter. Foto: imago/Cavan Images

Die Sektkellerei Kessler in Esslingen hat Lieferschwierigkeiten. In der Region Ludwigsburg ist hingegen kein Engpass in Sicht.

Leer getrunken. Der Ansturm der Kunden auf Sekt über Weihnachten und Silvester sorgte für leere Regale in der Esslinger Kellerei Kessler. Das Traditionshaus kann viele seiner Produkte nicht mehr liefern, so lautete die Nachricht vor einer guten Woche. Wenn schon der ältesten Sektkellerei Deutschlands der Stoff ausgeht – wie sieht es dann erst bei den anderen Sektmachern in der Region aus? Die gute Nachricht: Im Kreis Ludwigsburg bahnt sich kein Engpass an.

„So schnell geht der Sekt nicht aus.“

Wie üblich mehr Bestellungen beim Sekt als sonst im Jahr, aber eine normale Nachfrage über Silvester, verzeichnete Silvia Schelle, die Geschäftsführerin von Württemberger-Weine.de in Heilbronn. Auf ihrer Online-Plattform bieten mehr als 100 Winzer aus dem Ländle ihre Tropfen an, Kessler ist zwar nicht dabei, aber aktuell sind es 224 Produkte im Bereich Sekt – von natur bis halbtrocken, von kleinen bis zu großen Flaschen. „Wir können liefern und sind im wahrsten Sinne des Wortes liquide“, so Silvia Schelle mit einem Augenzwinkern. „Die Leute können aufatmen, so schnell geht der Sekt nicht aus.“

Das gilt auch für die F elsengartenkellerei Besigheim. „Wir haben Sekt“, sagt der Geschäftsführer Hans-Georg Schiller. Wenngleich die Genossenschaft bei einzelnen Produkten zwischenzeitlich ausverkauft war. Der Muskateller-Sekt vom Weinfactum zum Beispiel. „Der geht durch die Decke“, sagt Schiller. Die Nachfrage beim Sekt sei diesmal auch deutlich höher gewesen. „Wir hatten 11,6 Prozent mehr als 2021.“ Gegenüber 2019, also vor Corona, sei es sogar ein Plus von 22,8 Prozent beim Sekt gewesen.

Auf solche Zahlen will sich die Felsengartenkellerei auch langfristig einstellen. Kürzlich vom Genussmagazin Selection bei einem internationalen Degustationswettbewerb zum besten Sekterzeuger des Jahres 2022 gekürt, wollen die Besigheimer ihre Dependance in Bad Cannstatt zum Sektstandort ausbauen. Dort sollen dann auch die Flaschen eingelagert werden, die lange reifen.

Denn der Faktor Zeit, der sei nun einmal das Problem beim Sekt. Das „Blubb“ kommt eben nicht von heute auf morgen in die Flasche. Stichwort Flaschengärung. Da gehen Monate, wenn nicht sogar Jahre ins Land. Da braucht es sehr viel Vorlauf. Und da könne es eben dann auch mal passieren, dass etwas ausgeht, so Hans-Georg Schiller. Auch bei einem Unternehmen wie Kessler, vor denen der Geschäftsführer der Felsengartenkellerei explizit den Hut zieht: „Die machen echt einen klasse Job.“

Im Weingut Herzog von Württemberg in Ludwigsburg ist der Sekt nicht ausgegangen. Auch hier gibt es in den letzten sechs Wochen des Jahres beim Schaumwein immer eine starke Nachfrage von Privatkunden – im Gegensatz zum restlichen Jahr, da überwiegt der Bankettbereich. Bei Letzterem war es pandemiebedingt so, dass sich der Sektabsatz von 2021 auf 2022 verdoppelt hat. Weingutsleiter Joachim Fischer weist aber ebenfalls darauf hin, dass es nicht immer ganz einfach ist, das alles so hinzubekommen. „Die Abläufe beim Sekt brauchen Zeit, man braucht einen riesigen Vorlauf.“ Beim Wein habe man bereits einzelne 2022er im Dezember nachgefüllt. So flexibel ist man beim Schaumwein nicht.

Zehn Prozent der vom Weingut Herzog von Württemberg produzierten Flaschen sind Sekt. „Insgesamt sind wir in dieser für die Weinbranche recht schwierigen Zeit sehr zufrieden“, erklärt Joachim Fischer.

„Die Sektlaune war offensichtlich da“

In der Kelter der Weingärtner Marbach war am letzten Verkaufstag des Jahres 2022, direkt an Silvester, noch einiges los, berichtet Antje Friedrich, die Marketingleiterin der Genossenschaft. Viele Kunden deckten sich mit Sekt für den Jahreswechsel ein. Insgesamt verzeichneten hier die Marbacher Weingärtner 2022 ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Überhaupt sei es „ein sehr, sehr gutes Jahr“ gewesen, sagt Antje Friedrich, auch wenn die Prognosen eher zurückhaltend gewesen seien. „Die Sektlaune war offensichtlich da, die Leute wollen sich etwas gönnen.“ Trotzdem ist der Genossenschaft das Blubberwasser nicht ausgegangen. Und auch nicht der alkoholfreie Sekt. Dabei verkaufte sich der „Fätz“ – so heißt der Sekt ohne Umdrehungen – im Dezember immerhin vielmal so oft wie im November.