Es ist noch nicht zu spät: Künftig können Skifahrer auch im Sessellift noch eine Unfallversicherung abschließen, die unmittelbar Schutz bietet. Foto: dpa

Heute schon kann der Verbraucher online eine Versicherung abschließen. Doch der Schutz greift erst, wenn die Assekuranz das Geld erhalten hat. Künftig geht das quasi in Windeseile.

Frankfurt - Künftig könnten Skiläufer noch im Lift eine Versicherung abschließen, um dann mit einem besseren Gefühl die schwarze Piste herunterzusausen. Das ist eine der Möglichkeiten, die sich mit sogenannten Echtzeitzahlungen verbindet. Während der Abschluss einer Unfallversicherung heute schon online möglich ist, greift der Schutz frühestens am nächsten Tag: Dann also, wenn das vom Kunden überwiesene Geld bei der Versicherungsgesellschaft eintrifft, denn Überweisungen werden derzeit erst am nächsten Werktag dem Empfänger gutgeschrieben.

Echtzeitzahlungen, besser bekannt unter dem englischen Begriff Instant Payments, sollen das ändern. Die Abwicklung erfolgt in Sekundenschnelle. Als erstes deutsches Institut kam die Hypo-Vereinsbank Ende 2017 mit der neuen Bezahlmethode auf den Markt. Versicherungsschutz auf Knopfdruck bekommen die Kunden der Hypo-Vereinsbank derzeit trotzdem noch nicht, weil dafür erst die Systeme der Assekuranz umgestellt werden müssten. Doch wenn – wie geplant – im Laufe dieses Jahres weitere deutsche Banken und Sparkassen auf sofortige Zahlungsabwicklung umstellen, dürften auch Versicherungsgesellschaften und andere Unternehmen ihre Angebote entsprechend anpassen.

Auto binnen Sekunden kaufen

Vorteile bieten Echtzeitzahlungen auch für den privaten Gebrauchtwagenmarkt: Der Käufer schaut sich das Auto an und überweist den vereinbarten Betrag direkt vor Ort dem Verkäufer, der binnen Sekunden die Bestätigung über den Zahlungseingang erhält. Das ist zwischen Kunden der Hypo-Vereinsbank schon heute möglich. Die Notwendigkeit, bündelweise Bargeld herumzuschleppen, entfällt also. Weitaus mehr Potenzial als für Verbraucher bieten Echtzeitzahlungen allerdings für Unternehmen. Man denke an die Anlieferung neuer Ware bei einem Möbelhaus: Die Möbel könnten nach der Eingangskontrolle direkt bezahlt werden, die Risiken für Lieferant und Abnehmer würden dadurch gleichermaßen reduziert.

Auch für Online-Händler hätte es natürlich Vorteile, wenn ihre Kunden gleich bei der Bestellung zahlten. Für die Verbraucher sei das aber unattraktiv, sagt der E-Commerce-Experte Ernst Stahl von Ibi Research, einem Forschungszentrum der Universität Regensburg: „Unsere Studien zeigen: Wenn ein Online-Händler nur Vorkasse anbietet, brechen 80 Prozent der Kunden den Kaufprozess ab.“ Zu groß ist offenbar die Befürchtung, am Ende auf den Kosten für Waren sitzenzubleiben, die nicht den Vorstellungen entsprechen oder bei der Lieferung beschädigt werden.

Wer schlichtet bei Streitigkeiten?

Um den Kunden Echtzeitzahlungen schmackhaft zu machen, müssten Versandhäuser Rabatte anbieten, meint Stahl. Alternativ könnten Banken und andere Finanzdienstleister zwischen Kunde und Händler treten und Garantien anbieten, bei Streitigkeiten etwa über den Zustand einer Lieferung die Kosten zu übernehmen.

Ähnlich arbeitet heute schon der Zahlungsdienstleister Paypal. Auch hier bekommt der Empfänger einer Überweisung sofort Geld gutgeschrieben – Paypal übernimmt die Kosten, wenn eine Sendung am Ende nicht eintrifft. Der Erfolg von Paypal ist einer der Gründe, warum viele Banken mit Instant Payments Boden gutzumachen hoffen. Echtzeitzahlungen entsprächen in Zeiten des Smartphones den Kundenerwartungen, sagte der Vizechef der hessisch-thüringischen Landesbank Helaba, Thomas Groß, in Frankfurt: „Wir alle wollen heute immer überall alles, und das sofort.“