Die ersten Mountainbiker sind auf dem neuen, offiziellen Trail längst unterwegs. Foto: Gottfried Stoppel

Der Runde Tisch Mountainbike des Landratsamts feiert mit dem Katzenkopf-Trail in Kernen den ersten Erfolg. Jetzt gibt es Pisten im Wald, auf denen die Fahrt nicht verboten ist.

Kernen - Knapp ein Jahr ist es her, dass erstmals Biker, Wanderer und Naturschützer auf Einladung des Forstamtes zur Auftaktveranstaltung für den Runden Tisch Thema Mountainbiken zusammengekommen sind – aufgrund von Corona unter freiem Himmel und dem Gegenstand der Verhandlungen entsprechend im Wald. Am Mittwoch dieser Woche ist als erstes Ergebnis dieser gemeinsamen Bemühungen ein öffentlicher Mountainbike-Trail im Rems-Murr-Kreis eröffnet worden, den die Interessengruppen gemeinsam ausgearbeitet haben: der sogenannte Katzenkopf-Trail in Kernen, oberhalb des Stettener Schützenhauses.

 

Nach den weit fortgeschrittenen Projekten in Fellbach und bei Winnenden sollen dann weitere legal befahrbare Trails in anderen Teilen des Rems-Murr-Kreises folgen. Angestoßen hatte die Gespräche das Landratsamt, nachdem sich Beschwerden über illegale Mountainbike-Strecken und Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern im Wald gehäuft hatten. Von Anfang an habe es sehr gute und konstruktive Diskussionen mit Waldbesitzern, Jagdpächtern, Naturschutz, Wanderverbänden, Tourismus, Mountainbike und öffentlicher Verwaltung gegeben, berichtete der stellvertretende Forstamtsleiter Ulrich Häußermann.

Gute und konstruktive Diskussionen

„Es freut mich sehr, wie gut hier die Zusammenarbeit funktioniert hat, denn das ist bei diesem Thema alles andere als eine Selbstverständlichkeit“, sagt Landrat Richard Sigel zur Eröffnung des Trails. Im guten Miteinander sei ein funktionierendes Konzept entstanden. „Statt Fahrverbote zu verhängen, wollten wir gemeinsam mit allen Beteiligten legale und allen Bikern öffentlich zugängliche Trails anbieten.“ Nun sei die Hoffnung, dass viele Biker diese legale Alternative annehmen und ein Zeichen gegen illegale Trails setzen, die „den Wildtieren und dem Wald besonders schaden“.

Wunsch nach „gelebtem Miteinander“

„Unser Miteinander beruht auf Kompromissen, die uns voranbringen“, sagte Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch zur Eröffnung des Katzenkopf-Trails. „Auch im Wald gibt es viele verschiedene Interessen und Wünsche, die nur schwer miteinander vereinbar sind.“ Der Wald gehöre allen, aber eben auch sich selbst. Daher wünsche er sich dort ein gelebtes Miteinander.

Einen Großteil der Planungs- und Kartierarbeit hat die erst vor gut einem Jahr gegründete Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) übernommen. Sprecher Patrick Ortwein betonte, die offizielle Erlaubnis, den Trail am Katzenkopf zu gestalten, sei wie ein Befreiungsschlag gewesen: „Endlich sieht man die Früchte der vielen Gespräche und setzt durch die Eröffnung des ersten legalen Trails aus dem Beteiligungsprozess ein wichtiges Zeichen und Signal, dass wir Mountainbiker hier im Kreis willkommen sind.“

Zur Eröffnung hat der Landrat die Patenschaftsurkunde für den Trail an Steffen Rosskopf von der Ortsgruppe Fellbach-Kernen des Vereins Mountainbike Stuttgart übergeben. Auch andernorts hätten sich im Lauf des Gesamtprojekts bereits örtliche Gruppen herauskristallisiert, die derlei Patenschaften für die noch im Entstehen befindlichen Trails übernehmen wollen.

Die Finanzierung der legalen und ausgiebig ausgeschilderten Trails in den heimischen Wäldern übernimmt der Rems-Murr-Kreis und hat dafür 30 000 Euro bereitgestellt. Dass sich Investitionen in attraktive Radprojekte im Freizeitbereich lohnen, habe sich im Zuge der Remstal-Gartenschau und des Naturparkjubiläums gezeigt, erklärt Landrat Richard Sigel. „Der Remstalradweg und der Stromberg-Murrtalradweg, die der Landkreis federführend begleitet hat, haben sich als feste Größen etabliert.“