Katja Riemann als Ros in „Ohne Dich“ – der Film wurde in Stuttgart gedreht Foto: Verleih

Mit Audio - „Je größer die Herausforderung, desto mehr Freude empfinde ich beim Spielen“, sagt Katja Riemann. Die Schauspielerin war zu Gast in Stuttgart, um ihren neuen, hier gedrehten Film „Ohne Dich“ vorzustellen.

Stuttgart - „Je größer die Herausforderung, desto mehr Freude empfinde ich beim Spielen“, sagt Katja Riemann. Die Schauspielerin war zu Gast in Stuttgart, um ihren neuen, hier gedrehten Film „Ohne Dich“ vorzustellen. Frau Riemann, Sie spielen die Hauptrolle im Episodenfilm „Ohne Dich“. Dieser wiederum spielt in Stuttgart. Hat der Drehort Sie eher angelockt oder abgeschreckt?
Abgeschreckt? Nein, nein, da bin ich völlig leidenschaftslos. Ehrlich gesagt: Das hat manchmal ganz pragmatische Gründe, so traurig das auch ist, weil es dem Ganzen den Zauber nimmt. Es liegt oft einfach daran, dass wir eine Fördergesellschaft sind. Wir haben ja keine Privatindustrie wie die Amerikaner. Wo wir drehen, hängt davon ab, wer uns fördert, weil man das Geld ja auch wieder ausgeben muss – das ist eine Rechenaufgabe. Der Film wurde eigentlich für eine andere Stadt geschrieben, am Ende ist es aber doch Stuttgart geworden. Unser Regisseur hat sich hier allerdings sehr inspiriert gefühlt. Und, ich denke, wir haben sehr schöne Motive gefunden. Das sieht alles sehr gut aus, oder?
Die von Ihnen gespielte Rosa versucht, nach ihrer Krebsdiagnose alles unter Kontrolle zu behalten. Wie nähert man sich einem solchen Schmerz, den man niemals nachempfinden kann? Erfahrungen mit dem eigenen Tod kann man schließlich nicht sammeln.
Ja, völlig richtig, das ist Gott sei Dank nichts, was ich selbst erlebt habe. Die klassische Antwort auf so eine Frage ist: Es gibt viele Menschen, die Mörder spielen, ohne je einer gewesen zu sein. Das größte Instrument von uns Schauspielern ist die Imagination. Die Frage ist immer: Was ist das Substitut für die jeweilige Szene oder Situation? Woher holt man sich den Schmerz oder die Verletzung oder die Not? Für mich zumindest ist das Schöne: Je größer die Herausforderung, desto mehr Freude empfinde ich beim Spielen.
Über soziale Netzwerke kündigten Sie eine Reihe in Kooperation mit dem SWR an. Einmal jährlich wollen Sie ein TV-Spiel drehen.
Genau, damit fange ich in drei Wochen an. Wir drehen in Mannheim.
Haben Sie sich bei den hiesigen Dreharbeiten etwa in die Gegend verliebt?
Das hat mit den Arbeiten zu „Ohne Dich“ nichts zu tun. Man hat mir das vor ein paar Monaten angeboten.
Dabei war Stuttgart in älterer Vergangenheit weniger attraktiv für große Produktionen, zieht aber in letzter Zeit immer mal wieder ein Kamerateam an…
Ich selbst habe ja schon mehrere Filme hier gedreht. „Das wahre Leben“ zum Beispiel oder auch „Baron Münchhausen“. Also in Stuttgart beziehungsweise Ludwigsburg, das geht ja ein bisschen ineinander über. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass Baden-Württemberg ein reiches Bundesland ist und stark in die Filmförderung investiert. Und wenn man uns fördert, freuen wir uns – dann kommen wir hier her und drehen. Es kann aber auch vorkommen, wenn man einen Streifen dreht, der beispielsweise unbedingt in Berlin spielen muss, dass man alle Außenszenen in der Hauptstadt aufnimmt und den Rest in Köln oder sonst wo. Ich habe kürzlich einen Film in Düsseldorf gedreht, der in New York spielt.
Was planen Sie nach der SWR-Produktion?
Es stehen zwei Filme fürs Kino an. Die sind aber noch nicht finanziert (lacht). Drücken wir mal die Daumen.
Auf Facebook forderten Sie die Fans auf: „Mein neuer Arthousefilm ‚Ohne Dich‘ hat am 4. September Bundesstart. Bitte geht gleich rein, der ist bestimmt schnell wieder aus dem Kino raus!“ Warum so skeptisch?
Weil es ein Arthousefilm ist, der eben nicht mit flächendeckender Werbung glänzen kann, weil unser Verleih (Camino Verleih, Anm. d. Redaktion) nicht so finanzstark ist wie Warner oder Constantin oder Sony. Es ist ein klassischer Arthouse, ein schöner Film geworden, wie ich finde. Wenn die Leute nicht gleich reingehen, sagen die Kinobetreiber, dass sie den Film nicht länger im Kino halten können. Gerade das erste Wochenende ist ja immer eine Messlatte. Das hat nichts mit der Produktion, unserer Arbeit oder der des Verleihs zu tun. Es geht da um die Entscheidung der Kinobetreiber, die natürlich auch ihr Geld verdienen wollen. Darum habe ich dazu aufgerufen.
Neben Butterbrezeln, hört man, schätzen Sie an Stuttgart die Vielzahl der Anthroposophen - wo haben Sie die denn kennengelernt?
Ich kenne eine Menge Regisseure und Schauspieler, die aus Stuttgart kommen. Es gibt hier ja die berühmte anthroposophische Schule - wie heißt die noch gleich, irgendwas mit U... Und natürlich die vielen anderen anthroposophischen Schulen um Stuttgart herum und die christliche Gemeinschaft. Als ich letztes Jahr hier gedreht habe, war ich in einem Musikladen, ich brauchte ein Instrument. Da sah ich, dass man viele, wunderschöne Perkussionsinstrumente aus Holz im Sortiment hatte, die hauptsächlich im Unterricht an Waldorfschulen genutzt werden.
Man las auch, Sie hätten Ihr Schwäbisch verbessert . . .
Ja, aber mein Schwäbisch ist schon wieder schlechter geworden. Letztes Jahr konnte ich das noch richtig gut. Naja, also nicht richtig gut, aber davon ausgehend, dass ich überhaupt kein Schwäbisch konnte, konnte ich nach den Dreharbeiten zumindest etwas Schwäbisch. Mein Mann, der hier großgeworden ist, hat das begutachtet und meinte, es sei besser geworden.
Dann könnten Sie für unsere Leser also eventuell doch noch einen schwäbischen Satz hervorbringen?
Nein, das kann ich, glaube ich, nicht. Da fällt mir jetzt nichts ein. Wobei: Was man doch immer gerne sagt, ist so etwas wie: „Isch eh klar!“
„Isch eh klar?“
Joa, isch eh klar!