Über die Zukunft der katholischen Kirchengemeinde Sankt Johannes Maria Vianney haben sich Kirchenreferent Michael Jakob, Anna Watzlawik vom Kindergarten und die zweite Vorsitzende im Kirchengemeinderat Martina Siegel (v.l.) Gedanken gemacht. Foto: Butschek

Die katholische Kirchengemeinde Sankt Johannes Maria Vianney in Mönchfeld will ihr Areal von Architekten neu gestalten lassen.

Mönchfeld - Gerade erst hat die katholische Kirchengemeinde Sankt Johannes Maria Vianney ihr 50-Jahr-Jubiläum gefeiert. Zu diesem Anlass wurde auch auf die Anfänge zurückgeschaut. Es gibt noch viele Mönchfelder, die sich daran erinnern können, wie sich im frisch gebauten Kindergarten 80 Kinder tummelten und 3000 Katholiken zur Gemeinde gehörten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Auch Sankt Johannes wird kleiner, 1700 Katholiken sind es noch in Mönchfeld und Mühlhausen. Zu wenige, um das große Areal mit Kirche, Gemeindehaus, Kindergarten und Pfarrbüro zu halten. „Allein die Heizkosten für die Kirche betragen 18 000 Euro. Das sprengt unseren Haushaltsplan und macht uns handlungsunfähig“, sagt Gemeindereferent Michael Jakob, der Sankt Johannes betreut. Ganz davon abgesehen ist die Kirche mittlerweile für die Anzahl der Gottesdienstbesucher viel zu groß. „Die 80 bis 120 Leute verlieren sich in den Bänken. Da kann auch keine Feierkultur aufkommen.“

Da war es so etwas wie göttliche Fügung, dass bereits im Jahr 2010 das Jugendamt mit der Frage auf die Kirchengemeinde zukam, ob sie nicht bereit sei, den Kindergarten in eine Tagesstätte mit vier Gruppen auszubauen. „Die Stadt benötigt dringend weitere Plätze, und für uns ist es die Chance, unseren Kindergarten zu erhalten“, sagt Martina Siegl, die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Zumal der Kindergarten in seiner jetzigen Form sowieso nicht sehr zukunftsfähig ist. Er ist so klein, dass gerade eine Gruppe hineinpasst. Platz für Ruhe- oder Wickelmöglichkeiten zu schaffen – um kleinere Kinder aufzunehmen – gestaltet sich als schwierig. „Es ist nun einmal so, dass es für berufstätige Eltern wichtig ist, Betreuungsplätze für Kinder im Alter bis drei Jahren zu haben. Wir sehen unseren Auftrag darin, diesen jungen Familien zu helfen“, sagt Michael Jakob.

Viergruppige Kindertagesstätte

Im Januar 2011 beschloss der Kirchengemeinderat, dass der Ausbau zur viergruppigen Kindertagesstätte verwirklicht werden soll. Dann wandte man sich mit der Idee an das Planungsbüro Kubus 360. Dieses untersucht im Auftrag des Stadtdekanats die Immobilien aller katholischen Kirchengemeinden in Stuttgart und überlegt sich, was die Gemeinden vor Ort in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen tatsächlich noch benötigen. „Wir haben gesagt, wir melden uns gleich freiwillig und lassen uns untersuchen“, sagt Michael Jakob. Die Vorschläge der Gemeinde wurden wohlwollend aufgenommen, „wir haben die volle Unterstützung des Stadtdekanats“, sagt Siegl. Jetzt fehlt nur noch das Einverständnis des bischöflichen Ordinariats, dann soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.

Der Turm soll stehen bleiben

Dabei sollen sich die Architekten Gedanken zu zwei Varianten machen. Die erste sieht vor, die Kirche von außen zu erhalten, aber ganz verschiedene Nutzungen in dieses eine Gebäude zu integrieren. Auch Pfarrbüro, Gemeinderäume sowie ein Teil der geplanten Kindertagesstätte sollten dort unterkommen. Die zweite Variante besteht darin, alle Gebäude inklusive der Kirche abzureißen und eine kleinere Kirche, eine Kindertageseinrichtung sowie Gemeinderäume neu zu bauen. „Wir wollen einfach diese Alternative haben, denn es könnte sein, dass Veränderungen in der Kirche teurer sind als ein Neubau“, sagt Jakob. Nur der Turm soll auf jeden Fall stehen bleiben. Die beteiligten Architekten sollen sich darüber hinaus Gedanken zum gesamten Areal machen. Finanziert werden sollen die Bauaktivitäten der Gemeinde nämlich größtenteils durch den Verkauf einiger eigener Flächen. „Dort stellen wir uns Wohnbebauung vor, die zu uns passt – also vielleicht seniorengerechte oder familienfreundliche Wohnungen“, sagt Jakob. Die Kosten für die Kita werden hingegen zu großen Teilen von der Stadt Stuttgart sowie dem Stadtdekanat übernommen.

Alles in allem stehen in der kleinen Gemeinde große Veränderungen an. „Aber wir versuchen, die Mitglieder mitzunehmen und ihnen auch zu zeigen, dass es anders nicht geht“, sagt Jakob.