Die Deutsche Bischofskonferenz legt ein Schuldbekenntnis vor über die kirchliche Verstrickung in den Zweiten Weltkrieg. Worte und Bilder der Bischöfe damals hätten diesem einen zusätzlichen Sinn verliehen.
München - Im „Jedin“, dem siebenbändigen Standardwerk zur katholischen Kirchengeschichte, findet sich zu diesem Thema kein Wort. Die Bischöfe in Deutschland räumen denn „eine Erinnerungslücke und wohl auch eine Bekenntnislücke“ ein. Diese wollen sie nun „zur Reinigung des Gedächtnisses“ mit einem ausdrücklichen Schuldbekenntnis schließen. Sinngemäß lautet es: Wir als katholische Kirche waren stärker verstrickt in den Kriegsgeist der deutschen Gesellschaft unter Hitler und dem Nationalsozialismus, als wir das der Welt und uns selbst eingestanden haben. Das 23-seitige Dokument, das die Deutsche Bischofskonferenz zum 75. Jahrestag des Kriegsendes vorgelegt hat, gipfelt in dem Satz: „Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges ‚Nein‘ entgegenstellten, sondern die meisten den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig.“
Jahrzehnte hat sich die katholische Kirche als Widerstandskraft gegen den Nationalsozialismus dargestellt. Mit Erforschung von immer mehr Archivmaterial bekam das Bild Risse: zuerst bei den nicht klaren Äußerungen der Bischöfe einst zum Holocaust. Die Haltung zum Krieg, sagt Christoph Kösters von der katholischen, aber unabhängigen „Kommission für Zeitgeschichte“, geriet viel später in den Fokus: nach 2000 „mit den systematischen Nachforschungen über Zwangsarbeit in katholischen Einrichtungen.“
Es gab Vermeidung und Verdrängung
Der Blick auf die Opfer und das „Leiden der anderen“, der den katholischen Bischöfen in der NS-Zeit gefehlt habe, und die dazugehörigen Lernprozesse, „die uns als Kirche nicht erspart bleiben“, sind für die Bischöfe von heute der Anlass für ihre Selbstbesinnung – wobei sie sich genauso wie bei der Aufarbeitung der sexuellen Missbrauchsskandalen am meisten schwertun damit, das Verhalten ihrer Vorgänger zu be- oder gar zu verurteilen. „Die Rolle des Richters steht uns nicht gut zu Gesicht. Keine Generation ist frei von zeitbedingten Urteilen und Vorurteilen.“
„Beschämend“ nennt es die Bischofskonferenz heute, dass die eigene Sichtweise so lange von „Vermeidung, Verdrängung und eigenem Schmerz verengt“ gewesen sei; erst der Austausch mit den Nachbarn, insbesondere Polen und Frankreich, habe zur Überwindung beigetragen. Diese Lernprozesse – etwa der, dass „die Botschaft des Evangeliums nicht an der eigenen Landesgrenze endet“ – sollten fortgesetzt werden, heißt es abschließend.