In das Pfarrhaus in Schmiden soll möglichst noch in diesem Jahr neues Leben einkehren. Foto: Ingrid Sachsenmaier

Die Katholiken in Schmiden wollen ihr Pfarrhaus so umbauen, damit dort künftig individuelles Wohnen für alleinerziehende Mütter oder mehrere Generationen möglich ist. Die Entscheidung soll der neu gewählte Kirchengemeinderat zeitnah fällen.

Schmiden - Kein Abriss, kein aufwendiger, kein Umbau und vor allem „kein Schnellschuss“ – mit diesen Vorsätzen ist der Kirchengemeinderat der Katholiken in Schmiden das Thema „Künftige Nutzung des Pfarrhauses“ in den zurückliegenden Wochen und Monaten angegangen. In der letzten Sitzung seiner Amtszeit hat er dafür die Weichen gestellt und beschlossen: „Ins Pfarrhaus in Schmiden soll neues Leben einkehren“.

Ein Raum wird zum Pfarrbüro

Das Pfarrhaus wird entsprechend dieser Pläne weder abgerissen noch für exorbitant hohe Kosten umgebaut. Es wird im Bestand saniert und das Pfarrbüro zieht aus beziehungsweise um, nur ein paar Häuser weiter. „Im Maximilian Kolbe-Haus“ haben wir zwei Räume im Bestand, die wir nutzen können. Der barrierefreie Zugang ist gewährt und ein behindertengerechtes WC vorhanden. Die Elektrik, um das Pfarrbüro mit Internet und anderen technischen Geräten ausstatten zu können, wird in den kommenden Wochen gelegt und installiert“, erläutert der Pastoralreferent Martin Wunram die ersten Schritte und zeigt die beiden Räume.

Beide befinden sich im Erdgeschoss, sind von dort separat zugänglich, aber auch untereinander durch eine Tür verbunden, die im Moment allerdings durch eine Schrankwand verstellt ist. „Das kriegen wir hin“, zeigt sich Martin Wunram zuversichtlich. Ein Raum wird zum Pfarrbüro, der zweite zum Arbeitsraum für ihn, aber auch für Mitarbeiter-Besprechungen und pastorale Gespräche mit Angehörigen entsprechend möbliert.

Zuletzt wohnte Diakon Seidl mit seiner Familie im Obergeschoss

Beide Räume sind sehr hell, haben große Fensterfronten und entsprechende Wandflächen für Schränke und Regale. Im Maximilan Kolbe-Haus kommt es deshalb zu keiner Raumnot für andere Nutzer, auch im Untergeschoss gibt es noch viele Möglichkeiten. Neue Überlegungen zum Pfarrhaus in Schmiden waren schon lange in der Planung. Früher hatten dort der Pfarrer gewohnt, die Haushälterin und auch der Vikar. Diese personelle Ausstattung gehört in der katholischen Kirche längst der Vergangenheit an.

Zuletzt wohnte Diakon Seidl mit seiner Familie im Obergeschoss, er war 1993 mit seiner Frau und den beiden schulpflichtigen Söhnen nach Schmiden gekommen und ins Pfarrhaus eingezogen. Im Sommer 2016 ging er in den Ruhestand und zog nach 23 Jahren wieder zurück nach Nürtingen.

Zudem hat das Haus einen direkten Zugang zur Sakristei

Seitdem stehen die Wohnräume im Pfarrhaus leer, auch deshalb, weil es keine wirkliche Abgrenzung zwischen Büro- und Wohnräumen gibt und auch keine separaten Nasszellen und Küchen für die jeweiligen Nutzungen. „Es konnte schon vorkommen, dass ein Besucher des Pfarrbüros plötzlich bei Diakon Seidl in den Privaträumen stand,“ erinnern sich Mitglieder der Gemeinde. Zudem hat das Haus einen direkten Zugang zur Sakristei. Der steht einer neuen Nutzung allerdings nicht entgegen. Ein Umbau in mehrere separate Wohnungen und ein reines Wohnobjekt auf den zwei Stockwerken wäre auf geschätzt rund 900 000 Euro gekommen, haben Fachleute hochgerechnet. „So viel Geld haben wir nicht und wollen wir auch nicht ausgeben,“ sagt Wunram. „Da müssten wir mit der Diözese sprechen.“ Ein langwieriger Weg.

Denkbar wäre ein Haus, in dem alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern einziehen oder auch ein Mehrgenerationenhaus

„Unser Wunsch wäre, in dem Haus, das ja direkt an die Kirche angebaut ist und das von seiner Nähe zum Kindergarten und Maximilian Kolbe-Haus lebt und profitiert, soziales Wohnen möglich zu machen. Denkbar wäre ein Haus, in dem alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern einziehen oder auch ein Mehrgenerationenhaus. Diese beiden Optionen werden jetzt geprüft, die Kosten kalkuliert und dann entschieden. Die Entscheidung wird der am 22. März neu zu wählende Kirchengemeinderat zeitnah fällen, sodass die entsprechenden baulichen Maßnahmen – „die sich finanziell sehr im Rahmen halten werden“, - noch im Sommer beginnen könnten. Vorausgesetzt die Handwerker sind verfügbar. „Wir wollen möglichst wenig umbauen,“ erläutert Wunram den Empfehlungsbeschluss.

Klar sei, dass man eine Wohnung für einen Pfarrer in Schmiden angesichts der personellen Situation in der katholischen Kirche nicht mehr brauchen werde, ist sich Wunram sicher. Er selbst wohnt mit seiner Familie bei Ludwigsburg, pendelt nach Fellbach und wird aufgrund der beruflichen Tätigkeit seiner Frau und den dort auch in der Schule verwurzelten Kindern nicht nach Schmiden ziehen. Jetzt wird ein Architekt gefragt, der ein Gesamtkonzept ausarbeitet, einen Zeitplan aufstellt und die Kosten kalkuliert.