Der Turm der Kirche Christus König ist 33 Meter hoch und ist damit der höchste in Vaihingen. Das goldene Kreuz auf der Spitze ist weithin sichtbar. Foto: Alexandra Kratz

Die katholische Gemeinde in Stuttgart-Vaihingen feiert am Sonntag den runden Geburtstag ihres Gotteshauses. Dieses ist nicht nur wegen seines Namens etwas Besonderes.

Vaihingen - Damals ist sie eine Randerscheinung gewesen: Als Bischof Joannes Baptista Sproll die katholische Christus-König-Kirche am 18. und 19. März 1928 einweihte, befand sie sich an der Ortsgrenze. „Heute aber steht sie mitten in Vaihingen und ist mitten im Leben“, sagt Ulrich Wagner. Er ist nicht nur Gemeindemitglied und ehemaliger Kirchengemeinderat, sondern verwaltet auch das umfassende Archiv der Christus-König-Gemeinde. Er kennt sich mit ihrer Geschichte aus und weiß viel zu berichten.

Zum Beispiel, dass das Gotteshaus das erste in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und das zweite in ganz Deutschland war, das den Namen „Christus König“ bekam. Denn 1925 setzte Papst Pius XI das Christkönigsfest ein und rückte die Königsherrschaft Jesu wieder stärker in den Vordergrund. „Das war damals völlig neu und völlig fremd“, sagt Pfarrer Stefan Ruf.

Fremd war den Vaihinger Katholiken damals aber nicht nur der Name, sondern auch die neue Kirche selbst. „Sie waren sehr enttäuscht“, erinnert sich Wagner, der mit vielen mittlerweile verstorbenen Gemeindemitgliedern darüber gesprochen hat. Denn am Tag ihrer Einweihung war die Kirche groß und leer. „Noch nicht einmal das Kreuz war da“, sagte Wagner. Zudem hatten die Vaihinger ihr Oratorium an der heutigen Emilienstraße, das 25 Jahre lang als Notkirche und Schule gedient hatte, lieb gewonnen.

Der Bau der Kirche hat nur acht Monate gedauert

In nur acht Monaten war die Kirche fertiggestellt worden. Der Regierungsbaumeister Alfred Schmidt hatte den Auftrag bekommen, ein würdiges und angemessenes Gotteshaus zu bauen. Der ehemalige Vaihinger Pfarrer Bernd Ciré schrieb in der 75-Jahr-Jubiläumsschrift über das Ergebnis: „Ihr Äußeres und Inneres ist unverwechselbar das originelle Werk eines jungen Architekten.“ Etwa 25 Jahre lang blieb Christus König die einzige katholische Kirche auf den Fildern. Fast wäre sie Bomben im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Bei einem Fliegerangriff am 1. April 1945 wurde der Chor stark beschädigt. Auf der Holztreppe fanden Gemeindemitglieder später eine Phosphorbombe. „Wenn die gezündet hätte, wäre die Kirche abgebrannt“, sagt Wagner.

Pfarrer Stefan Ruf mag seine Kirche. Als er sie das erste Mal betreten habe, sei er vor allem von der Christusfigur beeindruckt gewesen. „Es ist kein leidender Christus, sondern Christus als Weltenrichter“, sagt Ruf. Die Figur wurde 1928 von Friedrich Thuma geschaffen. Über dem Chor steht „Ich will alle an mich ziehen, wenn ich von der Erde erhoeht bin“. „Diese Losung passt zu der Kirche. Es ist der Leitsatz der Gemeinde“, sagt Ruf.

Die letzte große Renovierung ist 2008 gewesen

Die Kirche hat sich im Laufe der Jahre verändert. Die letzte große Renovierung war 2008. Damals wurden das Dach und die Außenhülle erneuert. 2009 folgte die Innenrenovierung. Die Elektrik wurde modernisiert und die Kirche bekam eine neue Farbgebung. Das Zöllinger Deckengewölbe wurde herausgestellt. „Die Kinder bezeichnen die Deckenkonstruktion immer als ,Netze Jesu’“, sagt Ruf und fügt hinzu: „Mir gefällt diese Bezeichnung.“ Dem Kirchengemeinderat sei es damals wichtig gewesen, auf die Bedürfnisse der Zeit einzugehen und Akzente zu setzen. Das habe er getan mit neuen Kunstwerken in der Kirche, wie zum Beispiel dem von Dieter Groß geschaffenen Kreuzweg, der einige Gemeindeglieder zunächst irritiert habe.

Dennoch, die Vaihinger schätzen ihre Christus-König-Kirche, die zusammen mit dem Rathaus und der evangelischen Stadtkirche zu den Wahrzeichen des Stadtteils gehöre. Grund genug also, den 90. Weihetag zu feiern. Dafür unterbricht die Gemeinde sogar die Fastenzeit. Das große Fest ist aber erst im Sommer.

Die Gemeinde feiert den 90. Weihetag der Kirche am Sonntag, 18. März. Beginn im Gotteshaus an der Fanny-Leicht-Straße ist um 11 Uhr. Der Kirchenchor gestaltet den Vormittag musikalisch. Im Anschluss an den Gottesdienst lädt die Gemeinde zum Stehempfang im Gemeindehaus.