Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender (rechts) machen nach dem Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt ein Foto mit Vertretern des Apostolischen Vikariats Südliches Arabien. Foto: dpa

Bundespräsident Steinmeier und ZdK-Präsident Sternberg fordern beim Katholikentag, konfessionelle Vorurteile und Trennungen zu überwinden sowie Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu bekämpfen.

Münster - „Suche Frieden.“ – Passender könnte das Motto des 101. Katholikentags kaum gewählt sein. Dass US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran gekündigt habe, sei ein Rückschlag für die Friedensdiplomatie und erhöhe die Gefahr von noch mehr Konfrontation, sagte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier bei der Eröffnungsfeier am Mittwochabend in Münster.

Die 300 000-Einwohner-Stadt in Westfalen ist vor allem bekannt, weil dort und in Osnabrück nach einem 30-jährigen Krieg 1648 endlich Frieden geschlossen wurde. „Der 101. Deutsche Katholikentag soll ein Zeichen des Friedens sein“, sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das ein Manifest verabschiedet hat. „Den Frieden zu suchen, heißt für uns, den Zusammenhalt in unserem Land und weltweit zu stärken und zu festigen.“ Konfessionelle Vorurteile und Trennungen überwunden, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit „noch entschiedener bekämpft“ werde. Ohne soziale Gerechtigkeit könne es keinen Frieden geben. Um diese Fragen und andere Fragen geht es bis zum Sonntag in vielen Veranstaltungen.

Kretschmann bei Podiumsdiskussion

Etwa darum, wie viel Glaube die Öffentlichkeit verträgt. Darüber diskutiert Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Freitag mit dem Kölner Bischof Rainer Maria Woelki und der Autorin Seyran Ates, Mitbegründerin einer liberalen Moschee in Berlin. Bundespräsident Steinmeier kritisierte den Vorstoß von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), in den Eingangshallen von Behörden Kreuze aufzuhängen. „Was sonntags in Gottesdiensten fehlt, können Kreuze in Behördeneingängen nicht füllen“, sagte der Protestant, der mit einer Katholikin verheiratet ist und „um Offenheit für weiteres ökumenisches Zusammenwachsen bittet“.

Damit meint er unter anderem, dass konfessionsverschiedene Paare endlich gemeinsam zur Kommunion gehen könnten – seit Jahrzehnten ein Wunsch vieler Betroffener und teilweise Praxis in Kirchengemeinden. Papst Franziskus hat kürzlich den Weg dafür geebnet: Die deutschen Bischöfe sollten „im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung finden“, ließ er ihnen über den Chef der Glaubenskongregation, Luis Ladaria Ferrer, mitteilen. Zuvor hatten sieben Bischöfe versucht, eine Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz zu sabotieren. Diese hatte im Februar beschlossen, in Einzelfällen die gemeinsame Kommunion für ermöglichen.

Der Auftrag des Papstes stärke die Kirchenbasis, sagte Christian Weisner, Sprecher der Kirchenvolksbewegung. Die Bischöfe müssten nun ihre „Hausaufgaben machen und die Öffnung ermöglichen: „Einmütigkeit heißt nicht Einstimmigkeit.“