Georg Bätzing nimmt am Rande des Katholikentags in Stuttgart Stellung zu den Vorwürfen. Foto: dpa/Marijan Murat

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich zu den Vorwürfen geäußert und die Beförderung des Pfarrers verteidigt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die Beförderung eines Pfarrers verteidigt, der Jahre zuvor zwei Frauen belästigt haben soll. Der Vorfall liege schon viele Jahre zurück, und der Priester habe Reue gezeigt und sich entschuldigt, sagte Bätzing am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Katholikentags in Stuttgart. Gleichzeitig betonte er: „Jede Art von Belästigung, von Übergriffigkeit, sowohl verbal als auch körperlich, ist ein No-Go. Und das akzeptiere ich in keinster Weise.“

Durch die „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ war am Dienstag bekanntgeworden, dass Bätzing in seinem Limburger Bistum einen Pfarrer trotz Vorwürfen sexueller Belästigung zum Bezirksdekan berufen hatte. Der Priester soll im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung sexuell belästigt haben, später auch eine angehende Gemeindereferentin.

Bischof folgte dem Votum

Bätzing sagte dazu, als er ins Bistum Limburg gekommen sei, habe sich eine Betroffene bei ihm gemeldet. Dadurch habe er erfahren, dass es vor Jahren einen Übergriff auf die Mitarbeiterin des Pastoralteams gegeben habe, sowohl verbal als auch körperlich. „Allerdings so, dass es weder vor dem staatlichen Recht noch kirchenrechtlich eine Straftat ist“, betonte Bätzing. „Es handelt sich hier nicht um einen Missbrauch im Sinne der Leitlinien der katholischen Kirche.“

Er habe dem Pfarrer gleichwohl unmissverständlich klargemacht, wie er zu seinem Verhalten stehe. „Er hat mir versichert, dass er seit vielen, vielen Jahren an dieser Situation leidet. Dass er nicht weiß, wie es dazu kommen konnte, sich schriftlich entschuldigt hat bei der Mitarbeiterin, dass das offenbar aber nicht zum Frieden führt.“ Bätzing erteilte dem Pfarrer eine förmliche Ermahnung, eine Art Abmahnung. „Damit bin ich mit meinen Möglichkeiten an einem Ende.“

Auf die Frage, warum er dann aber ausgerechnet diesen Pfarrer befördert habe, antwortete Bätzing: „Kann ich einen Priester, der vor 15 Jahren einen Fehler begangen hat, den er einsieht, für den er Reue zeigt, für den er um Entschuldigung gebeten hat und eine Strafe gezahlt hat - kann ich die unendlich lange vorhalten?“ Der hochbeliebte Pfarrer sei von der großen Mehrheit der Seelsorgerinnen und Seelsorger für die Funktion des Bezirksdekans vorgeschlagen worden. Als Bischof sei er diesem Votum letztlich gefolgt. „Es ist kein Fauxpas. Sondern ich habe im Abwägen der Gesamtsituation diese Entscheidung getroffen.“