Bis 2033 wird das Katharinenhospital in mehreren Abschnitten komplett neu gebaut. Die Kosten sind inzwischen auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen – auch weil am Standort weitere Einrichtungen zusammengezogen werden.
Es ist nach eigenen Angaben die größte Baumaßnahme der Landeshauptstadt – da für Stuttgart 21 federführend die Deutsche Bahn verantwortlich ist. Für inzwischen mehr als eine Milliarde Euro wird das Katharinenhospital neu gebaut. Der Hauptstandort des Klinikums Stuttgart an der Kriegsbergstraße soll für die Aufgaben der Zukunft fit gemacht werden, „ein leistungsstarkes, großes Zentrum für viele Fachbereiche unter einem Dach entstehen“, sieht der medizinische Vorstandsvorsitzende, Professor Jan Steffen Jürgensen, auch die derzeit herrschende politische Trendrichtung erfüllt.
„Bergfest“ im Zeitplan erreicht
Bereits seit acht Jahren läuft der Neubau des Katharinenhospitals. Inzwischen wurde bereits das Stuttgarter Cancer Center, das Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl, sowie eines der beiden Gebäude mit dem neuen Haupteingang an der Kriegsbergstraße fertiggestellt. Derzeit laufen die letzten Vorbereitungen für den Abbruch des mittleren Gebäudetraktes, dem alten Bettenhaus. Wie alle Gebäude stammt dieses aus den 1960er Jahren. Das stellt die Verantwortlichen vor besondere Herausforderungen, „ist es doch das verbindende Element zwischen den Häusern“, erklärt Jürgensen.
Mit dem Abriss des vorderen Teils des sogenannten Hauses A soll bereits im Mai begonnen werden. Um die Belastung vor allem für das dahinter liegende Olgahospital und die Frauenklinik zu verringern, wird eine mehrstöckige Schallschutzwand eingezogen. Mit dem Wiederaufbau soll im nächsten Jahr begonnen werden. Mit der Fertigstellung des neuen Gebäudes mit zentralem OP-Bereich und neuer Notaufnahme wird Ende 2029 gerechnet. Im Anschluss soll dann der weitere Teil des Hochhausriegels (Haus B) umgebaut werden. In diesem Rahmen wird auch der bisherige Hubschrauberlandeplatz auf das bereits fertige Hauptgebäude an der Kriegsbergstraße verlegt. Nach dem Siegerentwurf von Studenten der technischen Hochschule Stuttgart soll sich dieser in einer Art „Krone“ 14 Meter über das Haus erheben, da die neuen Gebäude aus stadtklimatischen Anforderungen kleiner werden.
Als letztes Puzzlestück soll dann der Umbau des zweiten prägenden Gebäudes an der Kriegsbergstraße analog zum neuen Haupteingang erfolgen. Das soll 2033 abgeschlossen werden. „Somit haben wir sozusagen Bergfest“, sagt Marya Verdel, als Vorstandsmitglied verantwortlich für den kaufmännischen Bereich des Klinikums.
Gestiegener Platzbedarf für weitere Fachbereiche
Zurzeit gehen die Verantwortlichen davon aus, den Zeitplan einhalten zu können. Das gilt hingegen nicht für die Kosten. Diese sind von einstmals 810 Millionen Euro auf derzeit mehr als eine Milliarde Euro gestiegen. Das sei zum einen der Explosion der Baupreise geschuldet, zum anderen aber auch den „Anforderungen der Unterbringung weiterer Fachbereiche“, betont der medizinische Vorstand Jürgensen. Denn seit Beginn der Planungen hat sich die Krankenhauslandschaft in Stuttgart nachhaltig verändert. So hat das städtische Klinikum inzwischen sowohl die Sportklinik als auch das auf Lungenkrankheiten spezialisierte Krankenhaus vom Roten Kreuz übernommen. Beide Einrichtungen sind inzwischen von Bad Cannstatt an das Katharinenhospital umgezogen, die Immobilien werden aufgegeben. Und erst kurz vor Ende des vergangenen Jahres hat der Gemeinderat beschlossen, auch die Herzspezialisten der Sana-Klinik mitsamt dem auf dem eigenen Areal befindlichen Gebäude ins Klinikum Stuttgart zu integrieren.
Das bedeutet allerdings auch einen gesteigerten Platzbedarf. Im Hinblick auf die Bettenkapazität verfüge man laut Professor Jürgensen noch „über etwas Luft“. Derzeit liege die Auslastung im Katharinenhospital bei rund 70 Prozent. Eine Steigerung um fünf Prozent hält der medizinische Vorstand als durchaus möglich und auch verträglich. Angesichts von rund 2500 Betten über die das Klinikum Stuttgart verfügt, könnte so der gestiegene Platzbedarf gedeckt werden. Die Sportklinik verfügte über rund 66, das Krankenhaus vom Roten Kreuz über 102 und die Sana-Klinik über 65 Betten – wobei das Gebäude von letzterem übernommen wurde. Zudem steige die Zahl der ambulanten Behandlungen immer weiter an, so Jürgensen.
Neues Stockwerk für Operationssäle
Anders sieht es im Bereich der Operationen aus. So hat die Klinik-Verwaltung auch bereits reagiert. Ende vergangenen Jahres hat der Gemeinderat einem weiteren Stockwerk auf dem mittleren Hochhausgebäude zugestimmt. Auf der neuen 5000 Quadratmeter großen Fläche sollen in erster Linie OP-Säle entstehen. „Die Höhe der Gebäude an der Kriegsbergstraße wird aber nicht übertroffen“, betont Klinikmanagerin Verdel. „Der Neubau wird allen Anforderungen der Zukunft an eine moderne medizinische Versorgung der Patienten gerecht“, ist sie sicher – allerdings wird es bis dahin noch einige Jahre dauern.
Das Klinikum in Zahlen
Klinikum Stuttgart
Seit rund 25 Jahren wurden die verschiedenen städtischen Einrichtungen als Klinikum Stuttgart zusammengefasst. Die Hauptstandorte sind das 1820 errichtete Katharinenhospital in der Kriegsbergstraße sowie das Klinikum Bad Cannstatt am Prießnitzweg. Die Stuttgarter Einrichtung rangiert laut einer aktuellen Umfrage auf Platz 12 (von 1900) der besten Krankenhäuser in Deutschland. Mit über 50 Fachkliniken und Instituten bietet es ein Leistungsspektrum in nahezu allen medizinischen Disziplinen und ist die größte Einrichtung ihrer Art in Baden-Württemberg.
Mitarbeiter
Beim Klinikum Stuttgart sind derzeit rund 9000 Mitarbeiter angestellt, davon alleine 1200 Ärzte. Um gegen den Fachkräftemangel anzugehen, stellt die Verwaltung vermehrt auch Mitarbeiterwohnungen im direkten Umfeld zur Verfügung.
Patienten
Pro Jahr werden rund 80 000 Patienten stationär und weitere 600 000 ambulant behandelt. Dazu zählen 60 000 operative Eingriffe und rund 100 000 Notfälle. Das Klinikum Stuttgart verfügt über rund 2500 Betten, rund 1100 alleine am Katharinenhospital.