Sirenen gibt es nicht mehr so viele – ihre Zahl soll wieder erhöht werden, weil rein digitale Warnungen an die Bevölkerung ihre Grenzen haben. Foto: dpa/Jens Büttner

Einer britischen Expertin zufolge hat Europas Warnsystem schon Tage zuvor die Orte der Katastrophe benannt. Die Bundesbehörden wollen nur regionale Warnungen bekommen haben – und verweisen auf die Entscheidungen vor Ort.

Gülay Alparslan und Christopher Ziedler

Berlin - Hätte das Ausmaß der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz verhindert werden können? Diesen Vorwurf erhebt die britische Forscherin Hannah Cloke. Die Professorin für Hydrologie an der Universität Reading ist Mitentwicklerin des europäischen Hochwasserwarnsystems, abgekürzt „Efas“. Erste Anzeichen, sagte Cloke am Wochenende der „Times“, sind demnach bereits neun Tage zuvor von Satelliten erfasst worden. In den Tagen darauf hätte ein Team aus Wissenschaftlern den deutschen Behörden präzise Prognosen darüber geliefert, in welchen Gebieten Überschwemmungen drohten. Gefährdet seien vor allem die Gebiete um die Flüsse Erft und Ahr sowie Städte wie Hagen und Altena – also dort, wo die Wassermassen die meisten Opfer forderten. Der offizielle Hinweis ging Cloke zufolge am 10. Juli an die Zuständigen in Belgien und Deutschland, vier Tage vor den ersten Überschwemmungen. Weil dies bei der Bevölkerung nicht ankam, spricht die Forscherin von einem „monumentalen Systemversagen“.