In Filderstadt gibt es in allen Stadtteilen Sirenen, mit denen die Bevölkerung im Notfall gewarnt werden kann. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Am 8. Dezember ist bundesweiter Warntag. Die Filderstädter Verwaltung nimmt das zum Anlass, die Bevölkerung umfassend darüber zu informieren, wie man sich für Katastrophen wappnen kann und was die Kommune tut. Auch in Leinfelden-Echterdingen wird gehandelt.

Ein Blick ins Amtsblatt oder auf die Homepage der Stadt Filderstadt lässt aufmerken. Prominent sind dort Beiträge platziert unter der Überschrift „Notfallvorsorge – Filderstadt sorgt vor“. Und dann folgen Fragen, die wohl immer noch zu viele Menschen auf der Filderebene mit einem Nein beantworten müssen: „Haben Sie einen Vorrat zu Hause, wenn draußen ein Sturm tobt? Sind Ihre wichtigsten Dokumente griffbereit, wenn ein Feuer oder ein ähnlicher Notfall Sie aus dem Haus zwingen?“

Der Beitrag ist Teil einer Informationskampagne der Stadtverwaltung. Der Anlass sei der bundesweite Warntag am 8. Dezember, sagt der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub. Aber nicht nur das: Auch Bürgerinnen und Bürger würden immer wieder auf ihn zukommen und fragen, wie sie für einen Notfall vorsorgen können und wie gut die Kommune vorbereitet sei. Mit der Kampagne will der OB „nicht zur Aufregung beitragen“, sondern ganz im Gegenteil kompakt, sachlich und fundiert informieren und Begrifflichkeiten klären. Denn derzeit sei die Nervosität groß.

Wissenschaftler sagen voraus, dass wegen des Klimawandels Extremwetterereignisse häufiger werden. Hinzu kommen die aktuelle weltpolitische Lage und die Energiekrise. „Ob der Krieg in der Ukraine, ein Cyberangriff oder Hitzesommer mit extremem Niedrigwasser: Wir sind verwundbar und müssen uns deshalb bestmöglich auf kritische Situationen vorbereiten. Dazu gehört, dass wir [...] Maßnahmen für die Folgen eines länger andauernden, lokalen oder großflächigen Stromausfalls mit all seinen Begleiterscheinungen treffen“, sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl im September dieses Jahres. Damals veröffentlichte das Land eine Rahmenempfehlung für die Planung und den Betrieb von Notfalltreffpunkten.

Die Feuerwehrhäuser sind die neuen Notfalltreffpunkte

Die Filderstädter Verwaltung hat reagiert und zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz Vorbereitungen für besondere Einsatzlagen getroffen. Dazu gehört vor allem das Vorhalten offizieller Notfalltreffpunkte. Es sind die fünf Feuerwehrhäuser in den fünf Stadtteilen. Diese sollen zum Beispiel beim Ausfall der Notrufleitungen im Landkreis Esslingen, bei großflächigen Stromausfällen oder Gasmangellagen Anlaufstelle für die Bevölkerung sein. Die Bürgerinnen und Bürger können dort Hilfe suchen, Notrufe absetzen, sich aufwärmen oder elektronische Endgeräte laden. Und sie erhalten weitere Informationen. Die Einrichtung der Notfalltreffpunkte wird im Bedarfsfall über die städtische Homepage, die Warn-App Nina sowie über die Social-Media-Kanäle der Stadtverwaltung und der Feuerwehr Filderstadt bekannt gegeben.

Doch freilich müssen solche Notfalltreffpunkte im Fall der Fälle autark sein. Das heißt, sie brauchen vor allem eine autarke Energieversorgung, zum Beispiel über Notstromaggregate. Daran arbeitet die Stadt aktuell. Am 16. Dezember soll es innerhalb der Verwaltung eine Notfallübung geben. Um interne Abläufe einzustudieren, um zu sehen, wo es noch hakt und um Defizite bei der Ausstattung der Notfalltreffpunkte auszumachen. Die Erkenntnisse werden in Gemeinderatsvorlagen münden.

Denn die ein oder andere Anschaffung wird wohl noch vonnöten sein, und über deren Finanzierung muss der Gemeinderat entscheiden. Gut ausgestattet ist Filderstadt mit Sirenen. Hier sei man Vorreiter im Landkreis Esslingen, schreibt die Stadt auf ihrer Internetseite. In allen Stadtteilen gebe es Sirenen, mit denen die Bevölkerung im Notfall gewarnt werden könne. Zusätzlich habe die Freiwillige Feuerwehr eine mobile Sirene.

So ist die Situation in Leinfelden-Echterdingen

Auch die Nachbarkommune Leinfelden-Echterdingen will sich vorbereiten und hat ihr Krisen- und Notfallmanagement überarbeitet. Mit dem Szenario, dass stadtweit der Strom ausfällt, beschäftigt sich die Verwaltung bereits seit 2018. Damals wurde vereinbart, dass die Kommune im Krisenfall vom Technischen Hilfswerk (THW) Notstromaggregate bekommt. Doch damals ging man noch von regionalen und zeitlich begrenzten Stromausfällen aus. Nun muss weiter gedacht werden. Denn wenn der Strom in ganz Deutschland ausfällt, kann das THW nicht überall gleichzeitig helfen. Darum möchte sich Leinfelden-Echterdingen autark machen und zum Beispiel mehrere große Notstromaggregate anschaffen.

Zudem arbeitet die Verwaltung derzeit an der Einrichtung von Notfalltreffpunkten. Je Stadtteil werde es eine Anlaufstelle geben, teilt der städtische Pressesprecher Thomas Krämer auf Anfrage mit. Die Bevölkerung werde man über die Internetseite und das Amtsblatt darüber informieren.

Bundesweiter Warntag am 8. Dezember

Modulares Warnsystem
Am Donnerstag, 8. Dezember, ist der zweite bundesweite Warntag. Um 11 Uhr wird bundesweit eine Warnung ausgelöst. Um 11.45 Uhr erfolgt dann die Entwarnung. Das Ziel ist es, die Menschen stärker für das Thema zu sensibilisieren und die technische Umsetzung sowie die Abläufe zu überprüfen. Für die Warnung der Bevölkerung, zum Beispiel bei einem drohenden Hochwasser, steht Bund, Ländern und Gemeinden das Modulare Warnsystem (MoWaS) zur Verfügung. In dieses können Warnungen eingespielt werden. Je nach Warnstufe (Dringlichkeit) wird die Warnung an einen Warnmix weitergegeben. Das ist wichtig, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Bestandteile des Warnmixes sind bisher Fernsehen, Radio, Sirenen und Warn-Apps.

Cell-Broadcast
Erstmals wird beim kommenden Warntag neben dem bestehenden Warnmix auch über das sogenannte Cell-Broadcast gewarnt. Dabei wird an alle Mobiltelefone, die sich in einem Funkmast eingewählt haben, eine Nachricht gesendet. Diese ähnelt einer SMS, sodass keine spezielle App installiert sein muss, um die Nachricht zu erhalten. Aktuell befindet sich das System im Aufbau, es werden noch nicht alle Mobiltelefone erreicht.

Sirenen
Im Landkreis Esslingen gibt es derzeit in 16 der 44 Kommunen insgesamt 34 Sirenen. Diese sind noch nicht an MoWaS angeschlossen. Die Kommunen können daher selbst entscheiden, ob sie mit ihren Sirenen am Warntag teilnehmen und diese um 11 Uhr auslösen und um 11.45 Uhr entwarnen.