Der neugewählte Regionalpräsident von Katalonien, Joaquim (Quim) Torra, verlässt nach der Wahl das Parlament. Der Separatist Quim Torra ist am Montag im Parlament von Barcelona zum neuen katalanischen Regionalpräsidenten gewählt worden. Foto: AP

Der Sieger der Abstimmung gibt gleich ein Ziel aus: Vorgänger Puigdemont soll ins Amt zurückkehren.

Madrid - Die nach Unabhängigkeit strebende spanische Region Katalonien hat fünf Monate nach der von Madrid erzwungenen Neuwahl wieder einen Regierungschef: Die Separatisten wählten am Montag Quim Torra zum Nachfolger von Carles Puigdemont, der sich in Deutschland gegen seine Auslieferung an Spanien wehrt, wo ihm wegen Aufstand und Veruntreuung von Steuergeld der Prozess gemacht werden soll.

Torra erhielt bei der Abstimmung im katalanischen Parlament 66 Stimmen, gegen ihn votierten bei vier Enthaltungen 65 Abgeordnete. Der Jurist hat angekündigt, unter der Führung seines Vorgängers eine unabhängige katalanische Republik aufzubauen. Nach der Wahl sagte Torra, ein Ziel seiner neuen Regierung werde es sein, Puigdemont als „legitimen Präsidenten“ von Katalonien wiedereinzusetzen.

Puigdemont hat vor wenigen Tagen auf das Amt verzichtet, in das ihn seine Anhänger trotz Abwesenheit wählen wollten. Er hatte den 55-jährigen Torra als seinen Nachfolger vorgeschlagen. In einem ersten Versuch am Wochenende hatte Torra die notwendige absolute Mehrheit im Parlament verfehlt.

Spanische Regierung warnt

Wenn er und sein neues Kabinett vereidigt sind, dürfte die Madrid die direkte Kontrolle der Region beenden. Die spanische Regierung warnte jedoch bereits, die direkte Kontrolle könnte erneut notwendig sein, falls die neue Regionalregierung wieder das Gesetz breche.

Ministerpräsident Mariano Rajoy erklärte, ihm gefalle nicht, was er am Montag aus dem katalanischen Parlament gehört habe. Er wolle Torra aber an seinen Handlungen messen. „Ich werde sicherstellen, dass das Recht, die spanische Verfassung und das Rechtssystem befolgt werden“, sagte er.

Vor der Wahl erklärte Torra, in einer katalanischen Republik werde niemand Rechte einbüßen. „Die Republik ist für alle, egal, was sie gewählt haben“, sagte er.

Umfragen zeigen, dass von den Menschen in Katalonien je die Hälfte für und gegen eine Unabhängigkeit von Spanien sind. Eine Mehrheit wünscht sich ein Referendum über diese Frage, dem nach derzeitigem Recht die Zentralregierung zustimmen muss.