Das Olympiastadion ist eine Goldgrube für Filmschaffende Foto: dpa

Früher spielte hier der FC Bayern, jetzt sind Filmemacher am Werk: Das Olympiastadion in München ist ein beliebter Drehort. Dennoch sind einige Perlen des Geländes bislang weitgehend unbeachtet geblieben.

München - Wer die Kabine betritt, lässt das Jahr 2016 hinter sich. In den Katakomben des Münchner Olympiastadions ist die Zeit stehen geblieben. Die genau elf Duschen in weiß-gelb gekacheltem Raum, die nahezu antik anmutenden Haartrockner, das kleine Schwimmbecken - alles sieht hier noch so aus wie 1974, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in diesem Stadion Weltmeister wurde.

Das gilt auch für die Kabine des Stadionsprechers, in der Joachim „Blacky“ Fuchsberger (1927-2014) sich während der Olympischen Spiele 1972 dagegen entschied, das Publikum über das falsche Gerücht eines angeblich bevorstehenden Terroranschlags mit einem auf das Stadion zufliegenden Flugzeug zu informieren - und dadurch wohl eine Massenpanik verhinderte.

Der 70er-Jahre-Charme dieser Räume müsste doch eine Goldgrube sein für Filmemacher - dachte sich der Film-Fernseh-Fonds (FFF) Bayern und lud Filmschaffende zu einer Tour durch die Katakomben des Stadions ein. Die Filmförderorganisation veranstaltet regelmäßig solche Touren, um Drehorte an den Mann zu bringen, die nicht jedem sofort ins Auge springen. So sei man auch in Nürnberg schon unterwegs gewesen, sagt eine Sprecherin - und an der Grenze zu Thüringen.

Rund um das Olympiastadion wird viel gedreht

„Man staunt immer wieder, dass man immer noch neue Drehorte findet“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Filmproduzenten, Arno Ortmair. „Es gibt hier in Bayern noch tolle, unentdeckte Motive. Man muss sich bloß die Zeit nehmen, sie zu suchen.“

Rund um das Olympiastadion wird viel gedreht, sagt Marie Pelz, die als Veranstaltungskauffrau die diversen Drehs bei der Betreiber-GmbH koordiniert. Szenen für den „Tatort“ oder den „Polizeiruf“ entstünden dort immer wieder. Matthias Schweighöfer sei für „Vaterfreuden“ da gewesen, Oliver Stone drehte seinen Film über Whistleblower Edward Snowden dort. „Wir haben zwölf bis 15 Anfragen am Tag“, sagt sie. Das Foyer zum Verwaltungsgebäude an der Olympiahalle sei schon zum Krankenhaus umfunktioniert worden, zum Konferenzraum - oder sogar zu einer Raumstation. „Wir waren hier eigentlich schon alles.“

Drehgenehmigungen werden schneller ausgestellt

Was es kostet, einen Teil des Olympiageländes in ein Filmset zu verwandeln, das will Pelz nicht sagen. Das unterscheide sich immer je nach Anfrage, sagt sie. Der Vorteil des Geländes sei aber, dass es in Privatbesitz sei und Drehgenehmigungen darum schneller ausgestellt würden als in öffentlichen Gebäuden.

„Viele kennen den Olympiapark von oben und von außen“, sagt der Geschäftsführer des FFF, Klaus Schäfer. „Aber die Wenigsten werden schon mal in die Katakomben abgetaucht sein.“

Dort gibt es neben den Kabinen und der 70er-Jahre-Optik tatsächlich einiges zu entdecken - von großen Tunnelsystemen über ein gigantisches Kabellager, von dessen Decke aus unerfindlichen Gründen ein knallroter BH hängt, bis hin zu zwei kleinen Gefängniszellen. „Da sitzt immer mal wieder jemand drin“, sagt Pelz. „Bei Open-Air-Konzerten nutzt die Polizei die durchaus noch, wenn jemand zu betrunken ist oder randaliert.“ Bei einer Teilnehmerin der Tour stoßen die Zellen direkt auf Interesse: „So etwas haben wir händeringend gesucht für unseren ‚Polizeiruf’“, sagt sie zu einer Kollegin.