Beim ersten Flaneursalon: Joe Bauer (links) und Michael Gaedt im Jahr 1998. Foto: Kraufmann

Joe Bauers Flaneursalon feiert am 4. November den 15. Geburtstag mit einer großen Show im Theaterhaus. Wir verlosen Karten.

Stuttgart - Einen „Varieté-Tick“, sagt Joe Bauer, Stuttgarts bekanntester Spaziergänger, hat er „schon immer“ gehabt. Der StN-Kolumnist liebt die Mix-Shows, die er in seiner Freizeit etwa in Tübingen und Stuttgart schon zu Zeiten organisierte, als er noch nicht selbst auf die Bühne ging. Vor 15 Jahren hat sich der Journalist, der beobachtet, hinter den Kulissen Regie führt und am liebsten im Hintergrund bleibt, auf die Rampe getraut. Und er hat eine neue Rolle gefunden, die er mit einer ihm eigenen Leidenschaft ausfüllt. In all den Jahren ist seine tiefe Stimme, von der Härte des Lebens gereift und nicht gezeichnet, immer besser geworden. Bauers Texte, mal bösartig, mal melancholisch, gehen unter die Haut.

Am 4. November, 20 Uhr, feiert er mit einer wie immer bunten Künstlertruppe im Theaterhaus den 15. Geburtstag seines Flaneursalons, seiner Geschichten- und Liedershow. Wir verlosen dafür fünfmal zwei Karten.

Angefangen hat alles im heutigen Bix im Sieglehaus. In der damaligen Bar stellte Joe Bauer sein erstes Buch „Stuttgart, my Cleverly Hills“ mit Entertainment-Hilfe von Roland Baisch, Michael Gaedt, Myriam Pleva und Stefen Hiss vor. Sternekoch Vincent Klink zählte zu den Fans von Joe Bauer, die ihn auf den Bühnen rühmten. Nicht immer könne der Schwabe so, wie er im Grunde gern wolle, sagte der Chef der Wielandshöhe. Mit dem Loben tue man sich hierzulande schwer. „Bevor man einen guten Freund von Angesicht zu Angesicht rühmt, hat man ihn mehrfach wissen lassen, er sei ein ,Granatenseckel’“, so der Koch. Er selbst sei vom „schwäbischen Autismus“ befallen, gab er freimütig zu, und müsse nun endlich mal was loswerden: Ein „Supertyp“ sei sein Freund Joe Bauer, im „Kolumnistenkabuff“ bestens aufgehoben: „I mag dich!“ Es mögen ihn viele. Mit seinem Flaneursalon hat er die Stadt als „Live-Zeitung“ bereist, war im Hafen, im Knast, in Altstadtbars. „Es ist der Versuch, die Stadt zu spiegeln“, sagt er.

Auf der Bühne klacken Absätze von Cowboystiefeln

Das Fernsehen hat über Bauer, ein Markenzeichen der Stuttgarter Nachrichten, berichtet. Seine Geschichten- und Liedershow ist wie eine kleine Revue aufgebaut, bietet kontrast- und temporeiche Abwechslung mit Lesung, Musik, Komik. Geschichten und Songs gehen ineinander über. Auf der Bühne klacken Absätze von Cowboystiefeln. Joes Salon liebt Rock’n’Roll.

Bei der großen Geburtstagsshow im Theaterhaus am 4. November, für die es Karten unter Telefon 07 11 / 4 02 07 20 gibt, präsentiert Bauer auf der Bühne Dacia Bridges & Wolfgang Dauner, Los Santos (Stefan Hiss), Toba Borke & Pheel, Roland Baisch – und als Gast Uta Köbernick.

Bauer erfreut sich an Vielfalt – vier Generationen vereint er auf der Bühne. Melancholische Einblicke gibt der Kolumnist sprachgewaltig und pointensicher in das turbulente Leben von Originalen der Altstadt, führt witzige Wehklagen über die Leiden eines blauen Fußballfans, schießt mit boshaften Huldigungen und liebenswerten Gemeinheiten um sich. So einer kann mit eindeutigen Botschaften im Streit um Stuttgart 21 nicht allen gefallen. Aber seine Fangemeinde ist groß. Der Stadtflaneur Bauer stiefelt neugierig herum. Wir brauchen einen, der für uns stellvertretend herumstiefelt. Einen, der die Kunst des Müßiggangs rühmt, auch wenn er selbst nie Ruhe findet.

Wir verlosen fünfmal zwei Karten für die Geburtstagsshow des Flaneursalons am 6. November im Theaterhaus unter allen, die uns bis Montag eine Mail schicken an flair@stn.zgs.de oder eine Postkarte an Stuttgarter Nachrichten, Redaktion Flair, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart. Wer seinem Glück nicht traut: Karten gibt es unter Telefon 07 11 / 4 02 07 20.