Die EU-Wettbewerbshüter prüfen, ob die Daimler und die anderen deutschen Autobauer verbotene Absprachen getroffen haben Foto: AP

Daimler will den Kronzeugen bei Ermittlungen der EU-Wettbewerbshüter spielen. Dies ist jedoch kein Schuldeingeständnis, kommentiert Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Daimler hat sein Schweigen gebrochen – aber nur ein bisschen. Monatelang hat der Konzern den Verdacht verbotener Absprachen der deutschen Autobauer als Spekulationen abgetan, jetzt hat Finanzchef Bodo Uebber Klartext geredet. Das war überfällig. Als Kronzeuge wollen die Stuttgarter den EU-Wettbewerbshütern Informationen liefern und im Gegenzug straffrei ausgehen, falls Brüssel ein Bußgeld verhängen sollte. Weil Kronzeugen höllisch aufpassen, dass sie öffentlich nicht zu viel sagen, weil ihnen sonst auch eine Strafe drohen könnte, bleiben dennoch weiter die meisten Fragen offen. Das ist unbefriedigend. Zunächst einmal bleibt ungeklärt, ob die deutschen Autobauer den Wettbewerb durch Absprachen ausgehebelt und damit der Umwelt oder den Verbrauchern geschadet haben.

Daimler ist ein gebranntes Kind

Es wäre jedoch vorschnell, den Kronzeugen nun bereits als Schurken zu verurteilen. Daimler ist nach der Milliardenstrafe wegen Preisabsprachen bei Lastwagen ein gebranntes Kind und hat deshalb in den vergangenen Jahren eine intensive Schulung der Mitarbeiter in Kartellfragen eingeführt. Anders als bei Preisabsprachen ist es bei der Technik oft schwierig, die Grenze zwischen dem Erlaubten, wie etwa der Vereinheitlichung von Ladesteckern für Elektroautos, und dem Verbotenen zu ziehen. Hier gibt es eine große Grauzone.