Großes Interesse: die Karrieremesse bei Trumpf Foto: factum/

Beim Karrieretag Familienunternehmen suchen 50 Firmen Fachkräfte. Trumpf zeigt ungewohnte Aspekte seiner Unternehmenskultur.

Ditzingen - Die Azubi-Band von Trumpf spielt vor der Firmenkantine, Zeit für einen Kaffee in der Sonne ist für manch einen auch. Doch die jungen Menschen im dunklen Anzug beziehungsweise Kostüm sind angespannt, ernst sind ihre Gesichter an diesem Freitagvormittag. Es ist „Karrieretag“, der 23. insgesamt, erstmals vom Laserspezialisten ausgerichtet.

50 führende Familienunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet präsentieren sich, 650 vorausgewählte Interessenten bewerben sich um einen Job. Schulabgänger sind gekommen, aber auch Führungskräfte. „Der Fachkräftemangel ist kein konjunkturelles Problem, sondern strukturell bedingt. Sinkende Auftragseingänge werde nicht dazu führen, dass sich die Situation entspannt“, sagt Stefan Heidbreder, der Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen.

Acht aus 666 Profilen

Der „Karrieretag Familienunternehmen“ ist eine Initiative von Unternehmern sowie der Stiftung Familienunternehmen und des Entrepreneurs Clubs – einem Netzwerk unter anderem aus Unternehmern und Kapitalgebern. Der Clubchef Stefan Klemm will die Familienunternehmen aus der Nische holen. Denn noch immer orientierten sich Bewerber an den großen Namen, sagt Stefan Klemm.

Diese Plattform nutzt am Freitag auch die Stuttgarter Firma Bauder. Daniela Löffler, die Personalchefin des Dachspezialisten, führt mit ihren Kollegen acht Bewerbungsgespräche. Aus 666 Profilen haben sie die Kandidaten ausgewählt. Dazwischen ergeben sich in der offenen Atmosphäre unerwartete Gespräche: Es entstünden auf diese Weise immer wieder Karrieren, die von beiden Seiten nicht geplant waren, heißt es bei den Organisatoren der Veranstaltung.

Ausgewählte Bewerber

Alle Bewerber, die sich um einen Arbeitsplatz bemühen, sind im Vorfeld ausgewählt worden. „Effizient auf die Nutzer ausgerichtet“ sei die Veranstaltung, ist Heidbreder überzeugt. Er betont zudem, dass bundesweit die Familienunternehmen mehr als 60 Prozent aller Arbeitsplätze stellten.

Besonders gesucht werden an diesem Tag Informatiker, Naturwissenschaftler wie Mathematiker und Ingenieure. Trumpf müsse das Thema Personal- und Karriereplanung auch in Zeiten des Auftragsrückgangs im Maschinenbau „im Sinne unserer Zukunft priorisieren“, sagt die Chefin des Ditzinger Laserspezialisten, Nicola Leibinger-Kammüller. Dabei ginge es „nicht nur um das bloße Wachstum von Mitarbeiterzahlen, sondern auch um Aus- und Weiterbildung vor dem Hintergrund sich stark wandelnder Märkte und Technologien“. Trumpf suche Mitarbeiter, die „Fantasie haben und nicht nur gute Noten“. Sie weiß, dass im Familienunternehmen das Grundvertrauen der Mitarbeiter in die Geschäftsführung groß sei, „im besten Fall in eine Familie“. Aber durch dieses Vertrauen „kann man auch viel bewirken“, ist sie überzeugt.

Fachkräftemangel in etlichen Bereichen

In welchen Bereichen der Fachkräftemangel ein großes Problem ist, hat die Stiftung Familienunternehmen untersucht. Demnach suchen die Firmen vor allem in der Maschinen-, Fahrzeug- und Elektrotechnik Personal. Nicht allein Ingenieure fehlten, sondern vielfach auch Fachkräfte mit Berufsausbildung.

In den IT-Berufen werden vor allem Hochschulabsolventen in Informatik sowie Softwareentwicklung aller Qualifikationen gesucht. In Forschung und Entwicklung fehle es in den Ausbildungsberufen Technischer Zeichner, Technischer Produktdesigner sowie Technischer Systemplaner. Sie entwerfen beispielsweise Montagepläne um Wasser, Strom und Luft dort hinzuleiten, wo es benötigt wird.