Beim Verkehrsübungsplatz Karlsruhe wird am Sonntag ein Auto geborgen, in dem eine 34-jährige Frau bei Autofahrübungen tödlich verunglückt ist. Klicken Sie sich durch die Bilder vom Einsatzort. Foto: dpa

34-Jährige verunglückt bei Autofahrübungen auf einem Verkehrsübungsplatz tödlich.

Karlsruhe - Es passierte in Sekunden: Obwohl sofort Helfer zur Stelle waren, versank auf einem Karlsruher Verkehrsübungplatz das Auto einer Fahranfängerin in einem Graben. Nun fragt sich die Betreiberin der Anlage, die Karlsruher Verkehrswacht, ob man das hätte verhindern können.

Nach dem tödlichen Unfall auf dem Verkehrsübungsplatz in Karlsruhe-Maxau sollen nun Sachverständige das Gelände auf Sicherheitsmängel überprüfen. "Die Anlage gibt es seit mehr als 43 Jahren, so ein schweres Unglück hatten wir noch nie", sagt Michael Seidl, Geschäftsführer der Karlsruher Verkehrswacht, die den Platz betreibt. "Man muss aber nach jedem Unfall überlegen, wie man ihn hätte verhindern können."

Eine 34-jährige Frau hatte am Sonntagnachmittag mit ihrem Wagen plötzlich stark beschleunigt und war in einen nahen Wasserlauf gefahren. Ihr 26-jähriger Ehemann, der auf dem Beifahrersitz saß, konnte sich retten.

Plötzlich raste das Auto vorwärts

Auch ihr achtjähriger Sohn wurde im letzten Augenblick aus dem Wasser gezogen und reanimiert. Bei der Fahrerin jedoch blieben die Wiederbelebungsversuche erfolglos. Sie starb am frühen Montagmorgen in einer Klinik.

Die Umstände dieser verhängnisvollen Fahrt waren am Montag noch nicht vollständig geklärt. Ein Polizeisprecher sagte, möglicherweise habe die Frau, die noch keinen Führerschein besaß, Gas und Bremse verwechselt, vielleicht aber auch panisch reagiert. "Ich gehe davon aus, dass es ihr allererster Fahrversuch war", vermutet Geschäftsführer Seidl.

Zeugen berichten, dass der Motor des Wagens plötzlich aufheulte, als die Frau auf einem abgegrenzten Sektor der Anlage das Einparken übte. Das Fahrzeug ruckte einige Male vorwärts und raste dann etwa 20 Meter über den Asphalt und weitere 30 Meter über eine Grünfläche. Zwar standen dort Büsche im Weg, aber die konnten das Auto nicht bremsen: Es rutschte in den sogenannten Willichgraben und landete dort mit der Fahrerseite nach unten.

Frau war im Wagen eingeklemmt

Zwar eilten sofort mehrere Menschen herbei, darunter auch ein Fahrsicherheitstrainer des Übungsplatzes. Doch der Wagen ging offenbar sofort unter - Seidl vermutet, dass das Seitenfenster geöffnet war. "Es war nicht möglich, an die Frau, die sich mit den Füßen an den Pedalen verhakt hatte, heranzukommen."

Zwar gelang es einem Helfer, ihren Kopf in einer Luftblase zu halten, doch sie konnte erst befreit werden, als die Feuerwehr das Fahrzeug aufgerichtet hatte. Von dem Kind hatten die Retter zuvor einen Arm zu fassen bekommen, so dass sie es heraus ziehen konnten. Es gelang ihnen, den achtjährigen Jungen wiederzubeleben. Sein Zustand ist aber nach wie vor kritisch.

Blechschäden sind keine Seltenheit

Blechschäden sind auf Verkehrsübungsplätzen keine Seltenheit. "Manch einer hat auch schon einen Randstein genommen und sich einen Plattfuß eingehandelt", sagt Michael Seidl. In Karlsruhe schließt jeder Kunde automatisch eine Haftpflichtversicherung ab, die eventuelle Schäden am Übungsplatz oder an einem anderen Wagen übernimmt.

Das ist nicht zuletzt für solche Fahrzeughalter sinnvoll, die von ihrer Versicherung einen Rabatt dafür erhalten, dass nur Fahrer ab einem bestimmten Alter am Steuer sitzen. Wer eine solche Vergünstigung vereinbart hat und seine 16-jährige Tochter ohne einen solchen Zusatzschutz fahren lässt, bekommt eventuell Probleme bei der Begleichung von Schäden.

Für Jugendliche oder junge Erwachsene bieten Verkehrsübungsplätze eine willkommene Gelegenheit, sich mit der Handhabung eines Kraftfahrzeugs vertraut zu machen. Fahrlehrer haben dagegen nichts grundsätzlich einzuwenden. "Es sollte aber in Absprache mit der Fahrschule geschehen", empfiehlt Peter Tschöpe, der Vorsitzende des Fahrlehrerverbands Baden-Württemberg.

Nicht jeder Vater, Onkel oder andere Begleiter eine Neulings sei auf dem aktuellen Stand der Fahrtechnik. So bestehe die Gefahr, dass Fahrlehrer dem Neuling etwas falsch Erlerntes mühsam wieder abtrainieren müssten, sagt Tschöpe.