Die Platanen sind aktuell Weihnachtsbäume. Foto: Stefan Jehle//cf

Ausgerechnet in der zentralen Kaiserstraße sollen 48 hochgewachsene Bäume gefällt werden, die seit 50 Jahren Schatten spenden.

Karlsruhe soll klimaneutral werden: Unter dieser Prämisse hat die nordbadische Stadt 2020 das Klimaschutzkonzept 2030 ins Leben gerufen. Die Ziele sind mittlerweile in dicken Papierkladden festgehalten. Doch ausgerechnet in der zentralen Kaiserstraße – der 1,8 Kilometer langen Fußgängerzone – sollen jetzt 48 hochgewachsene Platanen gefällt werden. Darum ist ein heftiger Streit entstanden.

U-Bahn-Tunnel als Grund

Das Pikante dabei: zu den Kritikern der Maßnahme gehören zwei frühere Leiter des städtischen Gartenbauamts. Im „Klimabündnis Karlsruhe“, ein seit zwei Jahren bestehender Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen, ist heftiger Widerstand gegen die Baumfällung aufgekommen. Nach dem kürzlich der U-Bahn-Tunnel in Betrieb ging, sollen die Platanen, die zwischen 45 und 50 Jahre alt sind, ersetzt werden. Ihnen wird derweil ein wichtiger Kühl-Effekt zugeschrieben.

Angesichts zunehmender Hitzesommer, so berechneten jetzt Fachleute, ermöglichen die bestehenden Baumkronen eine um fünf bis acht Grad niedriger Temperatur im Straßenraum. Es sei ein „Gestaltungselement mit gesundheitlichem Wert“ für die Bewohner, sagt Horst Schmidt (82), der von 1979 bis 2005 das Gartenbauamt leitete. Die Stadt argumentiert mit den schon seit 2015 festgelegten Planungen: nach Inbetriebnahme des U-Bahn-Tunnels soll die Oberfläche der Fußgängermeile neu gestaltet – und dabei sollen auch viele (technische) Leitungen erneuert werden. Oberbürgermeister, Baudezernent und zuständige Ämter plädieren für Ersatz-Pflanzungen mit Zürgel-Bäumen, einer Baumart die angeblich weitgehend hitzeresistent sei. Den Tiefbaufachleuten geht es aber wohl tatsächlich um eine sehr viel unkompliziertere Neugestaltung der Straßenoberfläche – wenn der bestehende Baumbestand zunächst gefällt wird.

Entscheidung am 20. Dezember

Ein Beschluss des Gemeinderats wurde zuletzt vertagt, an einem Votum pro Fällung in der Sitzung am 20. Dezember gibt es aber wenig Zweifel. Der zweite ehemalige Gartenbauamtsleiter der Stadt, Robert Mürb (90) wollte dieser Tage die Zürgel-Setzlinge in der Baumschule der Stadt besichtigen; ein Zutritt wurde ihm aber verwehrt. 20 bis 30 Jahre würde es dauern, bis die neuen Bäume die gleiche Klimawirkung haben, wie die 48, die jetzt gefällt werden sollen.