Die Karlshöhe erfreut sich südlicher- und westlicherseits großer Beliebtheit. Leider gibt es zu viele Besucher, die dort einfach ihren Müll liegen lassen. Und die Stadt lässt sich bei der Sanierung abgesperrter Bereiche mitunter ganz schön Zeit.
S-West - Wer dieser Tage des abends die Karlshöhe erklimmt, um die schöne Aussicht zu genießen, wird feststellen, dass das keine originelle Idee war. Der Biergarten ist vollbesetzt, und allenthalben lagern schon Leute auf Picknickdecken. Aber auch sie bieten ein friedvolles Idyll wie auf alten Gemälden – auf Manets berühmten Gemälde „Déjeuner sur l’herbe“ zum Beispiel. Ein Unterschied zum gemalten Idyll ist, dass die Nackte im Grünen 1863 noch Empörung hervorrief, während sich der Übergang zwischen Bekleidung und Blöße heute als eher fließend beschreiben lässt. Den entscheidenenden Unterschied aber bemerkt man erst, wenn die Gäste ihr Kleinarkadien auf der Karlshöhe wieder verlassen haben. Manets Bildbelegschaft pflegte sich nämlich nicht vorab im Discounter mit Fertigsalaten in Plastikschalen, Getränkedosen und Einweggrills einzudecken, die sie hinterher zurückließen. Insbesondere auf den Plätzen, die nicht so gut einsehbar und somit der sozialen Kontrolle entzogen sind, scheinen sich Leute zu tummeln, die gerne müllen – sowohl auf der südlichen wie auf der westlichen Seite der Anhöhe. Dabei mangelt es keineswegs an Abfalleimern: Insgesamt stehen auf der Karlshöhe zehn extra große 90-Liter-Körbe parat – „Raketen“ genannt.
Öffentlichkeit zahlt für Reinigung nach privater Feier
„In den letzten Jahren ist das Müllaufkommen auf der Karlshöhe konstant hoch“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Zuständig dafür ist der städtische Eigenbetrieb Service Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), der ein Mal in der Woche die Mülleimer leert und die Wege durch die Grünanlage reinigt. Letzteres ist immer dann besonders aufwendig, wenn Flaschen zerdeppert wurden und die AWS-Leute die Scherben aufklauben müssen. Soweit die Routine. Hinzu kommen Zusatzreinigungen nach größeren Events wie Abi- oder Silvesterfeiern. Da müssen dann die Reinigungskolonnen verstärkt werden, ferner müssen der Müllwagen und die Kehrmaschine ausrücken, berichtet Wolfgang Rieche, stellvertretender Leiter der AWS-Abteilung Straßenreinigung, Winterdienst und öffentliche Toilettenanlagen. Die Reinigungskosten für eine private Abi-Feier beliefen sich somit auf stattliche 300 bis 400 Euro für die Öffentlichkeit. Richtig teuer wird’s, wenn auch noch randaliert wird und beispielsweise Mülleimer aus der Verankerung gerissen werden: Eine „Rakete“ kostet nämlich 800 Euro. Dabei sei die Karlshöhe kein besonders problematischer Ort, sagt Wolfgang Rieche. Wüste feiern gebe es auf sämtlichen Anhöhen und Aussichtspunkten der Stadt, so etwa auch auf der Uhlandshöhe. Ein bisschen exzessiver gehe es am Max-Eyth-See zu. Für Unmut sorgen immer wieder auch abgesperrte Wege und andere Bereiche auf der Karlshöhe. Der Spielplatz, der oben auf der Anhöhe in einer steilen Senke liegt, ist derzeit komplett dicht. Der Grund: Nach neuerer Rechtssprechung gelten strengere Sicherheitsregeln für öffentliche Grünbereiche.
„Wir mussten die Wege und den Spielplatz einer intensiveren Prüfung unterziehen“, berichtet der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts, Volker Schirner. Dabei sei unter anderem festgestellt worden, dass die Felswände in der Kuhle mit dem Spielplatz bröselig seien. Außerdem seien die Podeste auf dem Spielplatz durch Ablagerungen mit der Zeit zu steil geworden und müssten gerichtet werden. Allerdings, so Schirner, sei man nun zu dem Schluss gekommen, dass deswegen eine „so umfangreiche Absperrung nicht nötig sei“. Denn die Spielgeräte an sich seien völlig in Ordnung und benutzbar.
Absperrung am Spielplatz kommt weg
Schon lange mit einem Absperrband ist ein Treppenabgang in Richtung Reinsburgstraße versehen. Offenkundig sind einige Stufen herausgebrochen. Viele Leute nehmen den Weg dennoch, weil er schneller und bequemer ist. Amtsleiter Schirner verspricht, der Weg werde „in nächster Zeit“ gerichtet. Die Karlshöhe sei „eine tolle Parkanlage“ und außerordentlich beliebt. Da gebe die Stadt gerne ihr Bestes.