Diese jungen Leute produzieren Hüllen fürs Mobiltelefon. Foto: Nina Ayerle

Die erste eigene Firma: Schüler des Mörike-Gymnasiums haben „Li² - Leather it in“ gegründet.

S-Süd - Eine Marktlücke soll ihr Produkt sein. Und sie wollen selbst etwas herstellen. Nach langem Überlegen entschieden sich die Schüler des Seminarkurses Wirtschaft am Mörike-Gymnasium für ein Unternehmen, das Handytaschen herstellt. Ihren Wettbewerbsvorteil sehen die rund 20 Schüler darin, dass ihre Taschen handgefertigt und aus echtem Leder sind. Zunächst habe man eine Schneiderin beauftragen wollen, erzählt der Vorstandsvorsitzende Felix Banner. Doch haben die Jugendlichen einsehen müssen, dass dies ihr Budget sprengt. Nun näht Eva Pfaff, eine Schülerin aus der eigenen Firma „Li² - Leather it in“, die Taschen. Auf ihrer ersten Hauptversammlung stellten die Schüler nun ihr Konzept vor und präsentierten ihre nächsten Schritte. Zunächst geht es ihnen aber darum, noch weitere Anteilsscheine zu verkaufen. „Pro Person darf nur ein Schein ausgegeben werden“, erklärt Felix Banner die Spielregeln.

Der Wirtschaftskurs der Kursstufe eins des Mörike-Gymnasium beteiligt sich, wie einige andere Stuttgarter Schulen ebenfalls, an dem Programm der gemeinnützigen Firma Junior. Dabei laufen die Schülerfirmen unter realen Bedingungen ab, Junior überprüft und betreut die jeweiligen Oberstufenschüler. „Wir müssen sogar Steuern und Sozialabgaben bezahlen“, sagt Luca Bemmerl, der im Unternehmen für die Finanzen zuständig ist. Selbstverständlich werde jeder Mitarbeiter entlohnt. Pro Stunde verdiene er bei Li² 50 Cent. „Brutto versteht sich“, ergänzt Bemmerl.

Die Firma und ihre Mitarbeiter fangen ganz neu an

Insgesamt können die Schüler auf ein Gesamtbudget von 900 Euro kommen. Sie dürfen 90 Anteilsscheine zu je zehn Euro verkaufen. Alle Aktien sind die Schüler des Mörike-Gymnasium aber noch nicht losgeworden. Deshalb hoffen sie, auf der Aktionärsversammlung noch den einen oder anderen Aktionär gewinnen zu können. Überzeugen müssen sie aber vor allem die Kundschaft von ihrer Geschäftsidee, schließlich wollen sie die Handytaschen verkaufen. 15 Kunden haben sie bereits. Bis zum Sommer, wenn das Schülerfirma-Projekt ausläuft, wollen sie rund 100 Handytaschen an dem Mann bringen.

Um die Aktionäre zu überzeugen, haben die Schüler ganz professionell eine Analyse mit ihren Stärken und Schwächen erstellt sowie die Chancen und Risiken des Unternehmens aufgelistet. „Wir haben vor allem ein hochwertiges Produkt, das sich durch Qualität auszeichnet“, sagt Dennis Hellbach, der ebenfalls im Vorstand von Li² sitzt. „Jede Hülle ist ein Unikat“, ergänzt er. Allerdings seien sie sich bewusst, dass sie wenig Erfahrung in der Leitung eines Unternehmens haben, ebenso wie in der Produktion. Die Firma und ihre Mitarbeiter fangen ganz neu an. Das könnte ein Problem sein, sagt Dennis Hellbach. „Ich hoffe, dass wir als Vorstand wissen, was wir tun“, verkündet er den Aktionären offen und ehrlich.