Die „Norwegian Getaway“ liegt vor der Insel Harvest Caye, auf der die Passagiere den riesigen Pool genießen. Foto: Markus Merz

Die Norwegian Getaway gehört zu den größten Kreuzfahrt-Schiffen der Welt und fährt Woche für Woche durch die Karibik. Wir haben uns den Riesen genauer angesehen.

Stuttgart/Miami - Auf den letzten Seemeilen übernehmen die Gäste das Kommando. Eigentlich, so der offizielle Plan, hätte der von den Philippinen stammende DJ nur 90 Minuten spielen sollen. Doch das Partyvolk auf der „Norwegian Getaway“ will es an diesem Tag anders. Während das Schiff sich auf See auf dem Rückweg aus der Karibik nach Miami befindet, fordern sie den Musikmacher johlend und pfeifend auf, weiter zu wirbeln. Dieser schaut unsicher umher, zuckt entschuldigend mit den Achseln und dreht die Chart-Hits langsam ab.

Doch er hat nicht mit den feierwütigen Amerikanern, Brasilianern und Europäern gerechnet. Gemeinsam entern sie die Bühne, drehen die Musik wieder auf – und die Ekstase geht weiter. Erst als der DJ von der Bühne komplementiert wird, hat der Spaß ein Ende.

Mit dem Million Dollar Quartett durch die Karibik

Sieben Tage verbringen die etwa 4000 Gäste (plus 1500 Angestellte) auf der „Norwegian Getaway“. Los geht’s in Miami, weiter nach Roatan (Honduras), dann auf die Privatinsel Harvest Caye (Belize) und über Mexiko (Costa Maya und Cozumel) zurück nach Florida. Während dieser Reise herrscht längst nicht immer Party. Trubel aber schon. Es ist mehr laut als leise – ob im begeisternden Musical „Million Dollar Quartett“, bei der Tanzshow „Burn the Floor“ oder am Pool, wenn der „Mr. Sexy Legs“ gewählt wird.

Die Gäste – vom romantisch veranlagten Pärchen aus Europa über den Army-Fan aus Texas bis hin zur alternden Millionärin, die sich die Zeit im Casino vertreibt – wollen diese Atmosphäre. Hier isst man nachts um 2 Uhr Chicken Wings im Irish Pub, spielt nebenher Bowling. Hier quetscht man sich auf dem Sonnendeck zwischen Tausende andere Passagiere und lernt mit Gleichgesinnten Salsa-Tanzen.

Ruhiger dagegen geht es im großen Spa-Bereich direkt über der Brücke des Schiffs zu. Oder in der Karaoke-Bar. Hier verlieren sich nur in Ausnahmefällen mehr als die immer gleichen 15 verlorenen Seelen.

Langeweile, so viel steht fest, kommt auf der „Getaway“ nicht auf: Von Minigolf über einen Basketball-Platz, einen Aqua-Park inklusive einer Free-Fall-Rutsche, einer Kletterwand und einen Hochseilgarten für Schwindelfreie bis hin zu 26 Restaurants, einer Eis-Bar (hier nehmen die Gäste ihre Drinks bei Minusgraden) und einem Casino ist alles dabei.

Harvest Caye ein Höhepunkt der Reise mit der Norwegian Getaway

Im japanischen Restaurant Teppanyaki sitzt man nur einen halben Meter entfernt vom Grillmeister, der allerdings mehr damit beschäftigt ist, die Gäste mit amerikanischen Liedklassikern wie „I Love Rock ’n’ Roll“ zu unterhalten. Der Tintenfisch oder das Schweinefilet, die er nebenbei brät, schmecken trotzdem. Oder gerade deshalb?

Ein Höhepunkt der Reise ist seit Ende November die Privatinsel Harvest Caye. Zutritt erhalten hier nur Passagiere von Schiffen der Norwegian Cruise Line (NCL). Die NCL hat die Insel erworben, um hier einen neuen Anlaufpunkt für ihre Karibik-Reisen zu ermöglichen. Die Reederei hatte dabei den Anspruch, eine Trauminsel zu erschaffen. 13 Monate haben der US-Amerikaner Dan Drahozal, seine Frau Erica und ihre Helfer daran gearbeitet. Entstanden ist ein Idyll aus weißem Sandstrand an türkisblauem Meer, dazu ein riesiger Pool (etwa einen Quadratkilometer groß) und – wie sollte es auch anders sein – ein umfassendes Angebot aus Sport, Erholung und Ernährung. Blickt man vom Restaurant in der Mitte der Insel auf den Pool, liegt im Hintergrund gewaltig und majestätisch zugleich die „Norwegian Getaway“. Und bei allem, wie sich das erschaffene karibische Paradies präsentiert, wirkt es, als sei die Insel schlicht ein verlängerter Arm des Schiffs – nur eben mit größerem Pool und einem Sandstrand.

style=" margin:8px 0 0 0; padding:0 4px;"> Immer diese schrecklichen Geschäftsreisen, bei denen man durch die Karibik cruisen muss. #byebyemiami #getthiscruisestarted #caribiean #norwegiangetaway style=" color:#c9c8cd; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; line-height:17px; margin-bottom:0; margin-top:8px; overflow:hidden; padding:8px 0 7px; text-align:center; text-overflow:ellipsis; white-space:nowrap;">Ein Beitrag geteilt von Markus Merz (@mattjoeey) am

Die Party auf der Norwegian Getaway kommt nicht zu kurz

Unklarheiten gab es zuletzt darüber, ob die Insel wirklich eine Privatinsel der NCL ist. Was noch in vielen Ausschreibungen und Ankündigungen zu lesen ist, trifft so gar nicht zu. Die NCL hat jedenfalls das Recht verloren, Harvest Caye als Privatinsel zu deklarieren. Was Dan Drahozal so erklärt: „Wir wollten den Einheimischen aus Belize nicht nur die Chance geben, hier zu arbeiten, sondern auch ein Stück Kultur mit einzubringen und eigene Produkte anzubieten.“

Insgesamt 400 Belizer werden so an vier Tagen in der Woche am Morgen auf die Insel gebracht und am Abend wieder zurück. „Wir wollen eine richtige Belize-Atmosphäre schaffen“, sagt Dan Drahozal. Inklusive 2000 Liegen am Strand und 600 Plätzen am Pool. Wie viel das mit der wirklichen Atmosphäre von Belize zu tun hat, erfährt der Kreuzfahrt-Tourist allerdings nicht.

Wer aus den Reihen der Kreuzfahrt-Touristen genug hat von der künstlich kreierten Insel-Atmosphäre, der macht sich einfach auf den kurzen Weg zurück aufs Schiff. Dort geht der Spaß weiter – manchmal sogar, bis der DJ von der Bühne muss.