Der Dauerläufer der Bundesliga. Gonzalo Castro könnte es am Freitag in den Club der 400er schaffen. Foto:  

Gegen den FSV Mainz an diesem Freitag (20.30 Uhr/Liveticker) könnte Gonzalo Castro sein 400. Bundesligaspiel bestreiten. Davor blickt der 33-Jährige auf besondere Momente seiner Karriere zurück.

Stuttgart - An diesem Freitag trifft der VfB Stuttgart auf den FSV Mainz 05. Gonzalo Castro wird dann wohl zum 400. mal in der Fußball-Bundesliga auflaufen. Aktuell belegt er den 69. Platz in der Rangliste der Spieler mit den meisten Bundesligaspielen. Einzig Christian Gentner (416) und Manuel Neuer (423) liegen unter den noch Aktiven vor Castro. Vor diesem besonderen Spiel und dem möglichen Eintritt in den Club der 400er blickt der 33-Jährige auf besondere Momente seiner Karriere zurück – und voraus.

 

Das erste Mal

Wir schreiben den 21. Januar 2005. In der Bundesliga duellieren sich der 1. FC Nürnberg und der 1. FC Kaiserslautern, auch der VfL Bochum und Hansa Rostock gehören noch zum Fußball-Oberhaus. Bayer Leverkusen mit Trainer Klaus Augenthaler ist bei Hannover 96 zu Gast. Als die Partie angepfiffen wird, stehen Spieler wie Robert Enke, Carsten Ramelow oder Jens Nowotny auf dem Platz. Nach 79 Minuten betritt ein gewisser Gonzalo Castro die Bundesligabühne. „Ich wurde eigentlich nur hochgeholt, um reinzuschnuppern“, erinnert sich der Routinier heute, 16 Jahre später, an sein Debüt mit 17. „Es war surreal.“ Vor allem aus damaliger Sicht. Wo heute schon 16-Jährige wie der Dortmunder Youssoufa Moukoko die Bundesligareife mitbringen, war 2005 noch die Zeit strenger Altershierarchien. Als Jungspund war man vor allem Wasserträger und Sparringspartner. Castros Debüt war insofern speziell – und markierte den Beginn einer besonderen Karriere.

Prägende Figuren

Gonzalo Castro – genant Gonzo – ist niemand, der schlecht über andere redet. Weshalb er sich mit schmutzigen Anekdoten zum bevorstehenden Jubiläum auch zurückhält. Auf die Frage nach den prägendsten Figuren seiner langen Karriere kann er aber aus einem großen Fundus schöpfen. Auf Spielerseite fallen ihm als erstes Bernd „Schnix“ Schneider und Dimitar Berbatow ein. „Schnix war immer für einen da und hatte immer ein offenes Ohr. Vom Talent her einer der besten war Dimitar. Der hatte zwar nicht immer Lust, hat aber auf dem Platz beeindruckende Sachen gemacht. Ein perfekter Neuner.“

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Zu den besten Trainern zählt er Jupp Heynckes aus seiner Leverkusener sowie Thomas Tuchel aus Castros Dortmunder Zeit. „Heynckes war taktisch und charakterlich top. Unter Tuchel habe ich taktisch noch mal enorm dazugelernt.“ Und sein aktueller Coach beim VfB? „Er muss sich erst noch ein bisschen beweisen. Deshalb will ich seinen Namen noch nicht nennen“, sagt Castro und grinst.

Himmel und Hölle

399 Spiele in der Bundesliga, 28 in der zweiten Liga, 30 Einsätze in der Champions League, 48 in der Europa League, fünf Länderspiele. Wo Castro war, war meist ganz oben. Aber nur fast. Zweimal Vizemeister, zweimal Pokalfinalist – für einen Titel hat es nur einmal gereicht. „Der Pokalsieg 2017 mit dem BVB war der Höhepunkt meiner Karriere.“ An den Tiefpunkt muss der Wuppertaler nicht lange zurückdenken. Der Abstieg mit dem VfB. „Keine schöne Zeit. Aber es hat auch gezeigt, wie sich eine Mannschaft in der zweiten Liga entwickeln kann.“ Es ist Castros unaufgeregt-pragmatischer Blick auf die Dinge, der auch erklärt, warum er sich so lang im Geschäft hält.

Der unerfüllte Traum

Wenn einer wie Castro, der in der Rangliste der Spieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen auf dem 69. Platz steht, auf nur fünf Länderspiele kommt, steht er fast unter Rechtfertigungszwang. „Es hat eben nicht zu mehr gereicht“, meint der Deutsch-Spanier lapidar und liefert die Begründung indirekt mit. „Ich habe mich frühzeitig auf eine Rolle im Mittelfeld festgelegt.“ Gepaart mit der früheren Stärke der Nationalelf blieb ihm die Teilnahme an einem Turnier verwehrt. Mehr ärgert ihn im Rückblick, nie im Geburtsland seiner Eltern gespielt zu haben. Mit dem FC Sevilla und Betis Sevilla hätte es fast geklappt, doch dann schlug die Wirtschaftskrise in Spanien voll zu – ein Wechsel zerschlug sich. Castros früherer Mentor Michael Reschke ist sich sicher: „Fußballerisch hätte er das Potenzial für den FC Barcelona gehabt.“

Offene Zukunftspläne

Das Haus in Leverkusen ist schon gebaut. Ein Jährchen würde der 33-Jährige aber schon noch gerne spielen. Beim VfB? „Wir werden das in Ruhe in den kommenden Wochen besprechen. Ich war noch nie so entspannt vor Vertragsgesprächen wie jetzt,“ sagt Castro. Sollte ihm Sportdirektor Sven Mislintat keinen neuen Vertrag anbieten, wäre vielleicht die Serie A eine Option. „Ich werde mal meinen Berater anrufen. Die Italiener haben mit dem Alter ja nicht so ein Problem.“ Für die Zeit danach hat der Dauerläufer, der gänzlich ohne schwere Verletzung durch seine Karriere kam, noch keine konkreten Pläne. Nur eines kann er sich nicht vorstellen: Trainer zu werden. „Sich vor 20 Bekloppte hinzustellen und jedes mal erklären müssen, warum wer nicht spielt? Das ist es eher nicht.“

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